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0262 - Non-Stop in die Ewigkeit

0262 - Non-Stop in die Ewigkeit

Titel: 0262 - Non-Stop in die Ewigkeit
Autoren: Non-Stop in die Ewigkeit
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ausgestreckten Beine des Jungen, der wütende unflätige Flüche ausstieß und zappelte, um seine Beine unter dem Gewicht des anderen wegzuziehen.
    Der Tramp hatte seinen Schlapphut verloren. Sein Kopf war fast kahl, was in einem seltsamen Gegensatz zu seinem schwarzen Bart stand.
    Ich dachte, er würde auf geben, aber er sah mich mit den Augen eines hungrigen Wolfes an, richtete sich langsam auf und sprang mich an.
    Ich wurde rasch fertig mit ihm. Obwohl er groß und vielleicht sogar stark war, so war er doch kein auch nur annähernd gleichwertiger Gegner. Innerhalb von dreißig Sekunden handelte er sich einen Haken ein, der ihn rücklings in das Feuer warf Die Funken stoben nach allen Seiten. Die anderen Ganoven sprangen fluchend auf und brachten sich in Sicherheit. Niemand kümmerte sich um den Schwarzbart, der lauthals schrie.
    Ich griff zu, holte den Burschen aus den Feuerresten heraus und rollte ihn in dem nassen Gras, um das Glimmen seiner Kleider zu ersticken. Sein Geschrei ging in Wimmern über. Als ich ihn losließ, blieb er liegen. Das Feuer war zu kläglich gewesen, um ihn ernsthaft anzusengen. Unter dem Sturz war es so gut wie erloschen.
    Die anderen Tramps kamen zurück.
    »Das Feuer ist hin«, sagte ein gebückter Mann, der die Haare wie ein Pianist aus dem vorigen Jahrhundert lang im Nacken trug. Der Schwarzbärtige stand auf. Ich drehte mich ihm zu, weil ich dachte, er würde von Neuem anfangen, aber er suchte nur seinen Schlapphut aus der Asche, stülpte ihn sich über, nahm sein Gepäck, einen zerrissenen Seesack, warf ihn sich über die Schulter und stampfte wortlos in die Nacht hinaus.
    »Machen wir ein neues Feuer an«, schlug der Junge vor.
    »Hast du Holz?«, knurrte der Langhaarige. »Unter der Brücke können wir auch nicht schlafen. Da kommen die Cops jede Nacht hin. Sie haben Angst, wir sägen mit unserem Schnarchen die Pfeiler entzwei!« Er fand seinen Witz großartig und belachte ihn ausgiebig, aber er lachte allein.
    Ein anderer Tramp, ein untersetzter, breitschultriger Mann mit einem Gesicht voller Sommersprossen und roten Bartstoppeln, kratzte sich hinter den Ohren.
    »Ich geh in die Stadt«, verkündete er. »In der Bowery gibt’s warme Löcher genug.«
    Der Langhaarige brach sein Gelächter ab.
    »No«, sagte er fast flüsternd, »ich will nicht ins Revier vom Boss.«
    Der Sommersprossige lachte, aber es klang unsicher.
    »Auf ’nen Typ wie dich hat der Boss gerade gewartet. Außerdem, wenn er dich braucht, findet er dich überall.«
    Der andere schüttelte den Kopf so heftig, dass seine langen Haare flogen.
    »Ich habe Southern-Lew gekannt.«
    So rätselhaft dieser Satz für mich war, die anderen schienen ihn zu verstehen. Keiner rührte sich vom Fleck, nur der Sommersprossige wandte sich um.
    Ich nahm meinen Rucksack, ging ihm nach und holte ihn nach zwanzig Schritten ein.
    »Wenn du nichts dagegen hast, komme ich mit in die Stadt. Ich kenne mich in New York noch nicht aus.«
    »Woher kommst du?«
    »Aus Connecticut«, antwortete ich, und weil ich wirklich aus Connecticut stamme, war es nicht schwer für mich, meiner Aussprache den richtigen Akzent zu geben. »Vorher war ich im Süden!«
    »Hast du noch Brandy?«
    »Wenn du mir einen Platz zeigst, wo wir schlafen können, teilen wir uns den Rest.«
    »Einverstanden«, sagte der Rothaarige. »Mich nennen Sie Red.«
    »Okay, Red, ich werde Kid gerufen. Früher, als ich es mal mit dem Boxen versucht habe, sagte mein Trainer, ich hätte einen ähnlichen Stil wie Kid Gailivan. Daher kommt der Name.«
    »Hast du geboxt? Deshalb bist du also mit dem Schwarzen Bull so rasch fertig geworden. War genau die richtige Abreibung für den Angeber.«
    Später, als wir durch die endlosen Straßenschluchten liefen, zwei zerlumpte Gestalten, denen die Passanten aus wichen, fragte ich Red: »Ihr habt einen Boss hier in New York?«
    Der Tramp wandte mir für eine Sekunde das sommersprossige Gesicht zu. Seine kleinen, wässerigen Augen musterten mich.
    Ohne eine Antwort zu geben, wandte er sich ab und ging weiter. Ich folgte ihm, den Rucksack auf der Schulter, ein Tramp wie er und hundert andere in New York.
    ***
    Phil war der Letzte, der das Büro des Anwalts Charles S. Poolman betrat. Außer dem Anwalt selbst kannte Phil nur Lieutenant Donovan und Ethel Sherwoods Haushälterin Mary Rashin. Anwalt Poolman stellte Phil den anderen vor: einem jungen dunkelhaarigen und recht hübschen Mädchen, das Sandra Spent hieß und Ethel Sherwoods entfernte
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