Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0262 - Non-Stop in die Ewigkeit

0262 - Non-Stop in die Ewigkeit

Titel: 0262 - Non-Stop in die Ewigkeit
Autoren: Non-Stop in die Ewigkeit
Vom Netzwerk:
Geld von mir ohne Pfand wollen.«
    »Trotzdem, Lipsky, wiederholen Sie uns seine Worte!«
    Der Trödler schloss die Augen, als dächte er nach, und er öffnete sie auch nicht, als er sprach.
    »Ich habe eine ganz große Sache in der Hand, ’ne Sache, mit der ich alles machen kann. Verstehst du? Ich bin einem Burschen auf die Schliche gekommen, der ’ne ganz große Geschichte aufziehen will. Ich kenne seinen Namen. Es war ein Zufall, der mir den Fall in die Hände spielte. Ich bin ganz sicher, dass es ein dicker Brocken ist. Aber ich weiß noch nicht alle Einzelheiten. Ich brauche noch drei Wochen, vierzehn Tage, nein, wahrscheinlich nur eine Woche, dann habe ich alles zusammen, und dann kann ich den Jungen ausnehmen. Tausende von Dollar wird er zahlen müssen, damit ich meinen Mund halte. Hörst du, Sam, Tausende von Dollar. Und ich weiß, dass er sie hat. Ich brauche zwanzig Dollar, um noch über ein paar Tage hinwegkommen zu können. Ich gebe dir zehnfache Zinsen.«
    Lipsky öffnete die Augen.
    »So ungefähr redete er daher! Man kann auch sagen: So log er.«
    »Okay, Mr. Lipsky. Die Brieftasche beschlagnahmen wir. Inoffiziell, selbstverständlich! Oder legen Sie auf eine offizielle Aktion Wert?«
    Er wehrte mit beiden Händen ab.
    »Mir blutet zwar das Herz, Gentlemen. Bedenken Sie, ich zahlte acht Dollar, aber ich kenne meine Bürgerpflichten.«
    Phil und ich verließen den Trödlerladen. Hinter uns erlosch die trübe Lampe.
    Ich wog die Brieftasche in der Hand.
    »Ich gäbe ein Monatsgehalt dafür, wenn ich wüsste, ob diese Brieftasche irgendwelche Papiere enthielt, als Rod Walbert sie stahl.«
    »Papiere? Geld, meinst du.«
    »Nein, ich meine Papiere, Aufzeichnungen, Dokumente, einen Brief. Geld enthielt die Tasche sicher nicht, wenn Walbert sie nicht ihrem Besitzer, sondern einem Landstreicher stahl. Das Geld hat in jedem Fall der Tramp an sich genommen.«
    »Du glaubst an Walbergs Erpressungsgeschichte, an die nicht einmal Sam Lipsky glaubte.«
    »Nachdem er diese Brieftasche verkauft hatte, stahl Walbert nichts mehr. Er war hinter irgendetwas anderem her. Er stellte Nachforschungen an. Er verbrauchte sein letztes Geld. Erinnerst du dich, dass wir eine ganze Anzahl von Pfandscheinen fanden, die alle in den vierzehn Tagen zwischen dem Verkauf der Brieftasche und seinem Tod ausgestellt waren? Er hatte alles versetzt, was er besaß, bis auf den Anzug, den er auf dem Leib trug. Als er praktisch nichts mehr besaß, versuchte er, aus Lipsky noch einmal Geld herauszuholen. Lipsky verweigerte es ihm. - Was blieb Walbert anderes übrig, als jetzt seine Erpressung zu versuchen? Der Erfolg… der Tod.«
    ***
    Die Nacht war genauso scheußlich wie die vorige. Wir standen wieder am Pier 38.
    Wieder erschien Slim Meadock lautlos wie ein Tier. Ihm schien das Wetter nichts auszumachen.
    »Ich habe mich umgehört, G-man. Es ist etwas los unter den Tramps, etwas, das es bisher nie gegeben hat. Sie haben einen Boss.«
    »Du willst sagen, sie haben eine Gang gebildet.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Man kann keine Bande aus Tramps bilden. Sie gehen und kommen wie der Wind. Sie sind unzuverlässiger als…« Er suchte nach einem Beispiel, lachte und ergänzte… »als die Frauen. Manchmal schließen sie sich zu kleinen Cliquen zusammen. Dann gibt’s einen Streit, und die Clique zerfällt so schnell, wie sie sich gebildet hat. Nein, G-men, es gibt keine Bande der Tramps, aber es existiert ein Boss, ein Mann, den sie fürchten, und dem sie aus Furcht gehorchen.«
    »Was weißt du Näheres über den Mann?«
    Meadock zuckte die schmalen Schultern.
    »Es ist alles nur ein Geflüster, G-man. Alles, was ich weiß, ist Geflüster und Gerüchte. Ich kann dir kein Polizeifoto von dem Trampboss bringen. Sie nennen ihn Boss, und sie fürchten ihn. Wenn du Genaues wissen willst, G-man, hülle dich in Lumpen, rasiere dich nicht, tauche hinunter in die Löcher, in denen die Vagabunden hausen.«
    »Du solltest versuchen, etwas über den Messermörder zu erfahren, Meadock.«
    Er kicherte. »Ein Boss ist ein Mensch, den man fürchtet. Sagtest du nicht, der Messermörder sei vielleicht ein Tramp? Was fürchtet man mehr als den Tod? Warum sollen der Boss der Tramps und der Messermörder nicht identisch sein? Geh und sieh selbst nach, G-man!«
    Einen Augenblick lang lag Schweigen zwischen uns. Dann machte Slim Meadock eine vage Geste mit der Hand, die in der Finsternis nur undeutlich zu erkennen war.
    »Du hörst wieder von mir, falls ich noch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher