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026 - Stadt der Untoten

026 - Stadt der Untoten

Titel: 026 - Stadt der Untoten
Autoren: Claudia Kern
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Teller. Ist deine Entscheidung.«
    Matt seufzte.
    »Also zweimal Siil«, sagte die Wirtin, die anscheinend an solche Bestellungen gewöhnt war. Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und ging an den anderen Gästen vorbei zur Theke. Einer der Männer nutzte die günstige Gelegenheit, um ihr in den Hintern zu kneifen. Mit einer Geschwindigkeit, die Matt der dicken Wirtin nicht zugetraut hätte, fuhr sie herum und versetzte ihm eine Ohrfeige, die seinen Kopf zur Seite riss. Die anderen Männer lachten laut.
    Pieroo grinste. »Hatn Mut vonne Lupa unne Persönichkei vonne Taratz. Inne Schlacht würdich se inne erste Reih kämpfe lass.«
    »Du kannst sie auch allein in die Schlacht schicken. Der hält kein Krieger stand.«
    Aus den Augenwinkeln bemerkte Matt, dass einer der Eisfischer einen anderen Mann anstieß und ihm etwas zuflüsterte. Der Mann sah zu Matt herüber und stieß dann auch seinen Tischnachbarn an.
    »Pieroo«, sagte der Amerikaner leise. »Ich glaube, wir bekommen gleich ein Problem.«
    Der Hüne folgte seinem Blick, nahm vorsichtig Fiigo von seiner Schulter und setzte ihn auf die Holzbank. »Du bleibs hie.«
    Einer der Eisfischer, der fast so groß und breit wie Pieroo aussah, stand auf und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Ihr da!«, rief er überlaut. »Wir haben euch in der Kathedrale gesehen. Wegen euch kann unser Kumpel vielleicht nie wieder gehen.«
    Jetzt standen auch die anderen Männer auf.
    »Und dafür«, sagte der Wortführer und griff nach einer Harpune, »werdet ihr bezahlen!«
    O nein, dachte Matt.
    ***
    Die Spitzhacken schlugen rhythmisch die Kohlebrocken aus den Felsen., Schwarzer Staub wallte auf und nahm den Männern die Sicht.
    Das Husten der älteren Bergleute war ein ständiges Nebengeräusch, das niemandem mehr auffiel. Orguudoos Atem nannten sie die Krankheit, die unweigerlich jeden traf, der lange genug in den Bergwerken gearbeitet hatte. Es hieß, dass der Palast des Gottes, der tief im Inneren der Erde lag, mit dieser Kohle beheizt wurde und er jeden verfluchte, der es wagte, etwas davon zu stehlen.
    Die Männer grinsten stolz, wenn sie die Legende erzählten, auch wenn die Angst, selbst von Orguudoos Atem getroffen zu werden, sie in manchen Nächten schweißgebadet aufwachen ließ. Doch darüber sprachen sie nicht.
    An diesem Morgen dachte niemand an Orguudoos Atem. In den kurzen Pausen kreisten die Gespräche um die Frosen und um die Ereignisse in der Kathedrale, bei denen die seltsamen Gestalten aufgetaucht waren.
    Damato beschrieb gerade zum wiederholten Male die Theorie seines Vaters, als Romeero ihn unterbrach.
    »Es ist mir egal, wo sie herkommen und was sie sind«, sagte er. »Ich weiß nur, dass sie in Nuu'ork nicht erwünscht sind.«
    Fuljii biss in ein dunkles Stück Brot. »Sollen sich die Soldaten um die Frosen kümmern. Dafür werden sie ja schließlich bezahlt.«
    »Die sind doch alle wurmstichig«, winkte Romeero ab. »Von denen traut sich keiner runter zu den Sabwejs.«
    Er strich nachdenklich mit der Hand über seine Spitzhacke, bemerkte die Blicke, die sich die anderen zuwarfen. Sie schienen zu ahnen, dass er mit seinen Worten eine Absicht verfolgte, aber ihnen war noch nicht klar, welche.
    Romeero wusste, dass er vorsichtig sein musste. Auch wenn er der Anführer der kleinen Gruppe war und sein Wort mehr galt als das der anderen, konnte er nicht über sie bestimmen wie über Sklaven. Wenn sie etwas nicht tun wollten, taten sie es nicht.
    »Wer hat den härtesten Job in der Stadt?«, fragte er.
    Die geschwärzten Gesichter um ihn herum grinsten. »Wir!«
    »Wer sind die mutigsten Männer Nuu'orks?«
    Die meisten waren noch nicht alt genug, um einen
    Bart zu tragen, aber trotzdem riefen sie stolz: »Wir!«
    »Wer wird heute Abend die verdammten Frosen aus der Stadt jagen?«
    Das Grinsen erstarb auf den Gesichtern. Aus dem Spaß war plötzlich Ernst geworden. Die Jugendlichen senkten die Blicke, als sie an die unheimlichen aufgedunsenen Gestalten dachten und an die Aussicht, sich ihnen in den dunklen Gängen der vergessenen Stadt zu stellen.
    »Wir.«
    Der Klang der Stimme ließ sie aufsehen. Fuljii stand zwischen ihnen und streckte Romeero die rechte Hand entgegen.
    »Wenn nicht wir«, sagte er schulterzuckend, »wer sollte sonst den Mut dazu haben? Ich bin dabei.«
    Romeero legte seine Hand auf Fuljiis Handrücken und blickte provozierend in die Runde. Nach und nach standen die anderen auf und schlossen sich mit dieser Geste ihrem Anführer an.
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