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026 - Stadt der Untoten

026 - Stadt der Untoten

Titel: 026 - Stadt der Untoten
Autoren: Claudia Kern
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Fähigkeit, eine extrem unangenehme Flüssigkeit zu verschießen, wenn er sich bedroht fühlte.
    Pieroo hielt das für Blödsinn und hatte sogar mehrere Stunden am Hafen verbracht, um das kleine Tier wiederzufinden. Seitdem waren sie so gut wie unzertrennlich.
    Samtha warf sich die Beutel über die Schultern und sah zu den beiden Männern auf. »Ich danke euch«, sagte sie. »Ihr habt mein Leben gerettet und die Broodwejs werden euch dafür in ihre Eisgesänge einschließen.«
    Matt nickte, als wisse er, was damit gemeint war. »Sei vorsichtig. Wenn es Probleme gibt, weißt du ja, wo du uns findest.«
    Pieroo stand schweigend neben ihnen. Samtha wandte sich ihm zu, als wolle sie noch etwas sagen, dann senkte sie jedoch den Blick und stieg kommentarlos in den dunklen Gang.
    Erst als er sie nicht mehr sehen konnte, drehte sich Matt um. »Du magst sie.« Es war eine Feststellung, keine Frage.
    Der Hüne knurrte und schlug den Kragen seines Mantels hoch. Die Bewegung katapultierte Fiigo von seiner Schulter in den Schnee. Das Maskottchen fiepte erschrocken und richtete seinen Schwanz hoch in die Luft.
    Matt wich zur Seite, während Pieroo das Tier in aller Ruhe in die Hand nahm und wieder auf seine Schulter hob. »Schulligun«, murmelte er. Dann sah er Matt an. »Du solltes kei Angs vo sone kleine Tie harn.«
    »Ich habe keine Angst vor einem kleinen Tier, sondern vor dem großen Gestank, den es verbreiten kann. Es gibt Geschichten von Leuten, die ihr Haus am liebsten verbrannt hätten, nachdem sich ein Stinktier darin herumgetrieben hatte.«
    »Fiigo is kein Stingtie.«
    »Und was für ein Tier ist er?«
    Pieroo hob die Schultern und kraulte das Maskottchen mit einer Hand. »Is haltn Tie. Lass uns jetz zurüg zude Haus gehe. Hab Hunge.«
    Matt entging nicht, dass der Hüne die Diskussion über Fiigo nur ausgelöst hatte, um vom Thema abzulenken, aber er kam nicht darauf zurück. Es war auch so klar genug, dass Pieroo Samtha mochte.
    Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her. Als sie um eine Ecke bogen, wehte der Geruch von gegrilltem Fleisch an ihnen vorbei.
    Pieroo blieb stehen und sog die Luft ein. »Riech guut.«
    Auch Matts Magen regte sich. Seit dem verpatzten Frühstück hatte er nichts mehr gegessen, und das lag auch schon einige Stunden zurück.
    Er sah sich suchend um.
    »Da«, sagte Pieroo, der den Ursprung des Geruchs als erster entdeckt hatte, und zeigte auf ein Schild, das an einem der Fachwerkhäuser hing.
    Paals Schenke, stand darauf. Unter dem Schriftzug verdeutlichte das Bild eines gehäuteten aufgespießten Siils, der über einem Feuer schmorte und einen Krug Bier in der Pfote hielt, die Vorzüge des Gasthauses.
    »Sieh gmütlich aus«, kommentierte Pieroo das Bild ohne erkennbare Ironie und steuerte auf die Schenke zu.
    Matt fügte sich in sein Schicksal.
    Trotz der frühen Stunde war Paals Schenke bereits gut besucht. Rund zwanzig Gäste saßen auf Holzbänken an langen Tischen, die im Viereck um eine gemauerte Feuerstelle angeordnet waren, über der ein Siil an einem Spieß hing. Die Rückwand wurde von einer langen Theke eingenommen, hinter der eine übergewichtige schwitzende Frau stand und Bier in Krüge füllte.
    Es war drückend heiß in dem niedrigen Raum. Die kleinen Fenster waren so stark beschlagen, dass Matt nicht nach draußen sehen konnte. Er zog seinen Mantel aus und folgte Pieroo zu einem Platz, der möglichst weit von der Feuerstelle entfernt war. Einige der Gäste sahen kurz auf, widmeten sich dann aber wieder ihren eigenen Gesprächen.
    Als Matt sich setzte, fiel ihm auf, dass außer der Wirtin keine Frau in der Schenke war. Die Kundschaft bestand ausschließlich aus Männern mit tätowierten Gesichtern. Hinter einigen lehnten lange Harpunen an der Wand.
    Eisfischer, dachte Matt.
    Die Wirtin verließ ihren Platz an der Theke und stellte ungefragt zwei Bierkrüge vor ihre neuen Gäste. »Zum ersten Mal hier, ja?«, fragte sie im Tonfall einer Gefängniswärterin. Sie gab Pieroo und Matt nicht die Gelegenheit zur Antwort, sondern fuhr fort: »Kein Spucken, kein Pöbeln, kein Werfen mit Essen und fragt nicht nach Paal, der ist seit fünf Wintern tot. Wenn er noch Schulden bei euch hat - Pech. Essen?«
    »Was hast du denn?«, fragte Matt in der Hoffnung, es gäbe eine Küche, in der man etwas anderes als Siil zubereiten konnte.
    Die Wirtin zerstörte seine Hoffnung.
    »Bist du blind?«, entgegnete sie und deutete auf den Siil-Spieß. »Du kannst Siil haben oder einen leeren
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