Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
026 - Stadt der Untoten

026 - Stadt der Untoten

Titel: 026 - Stadt der Untoten
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
ihm ging es steil in die Tiefe. Es schien keinen Vorsprung zu geben, an dem er sich hätte festhalten können.
    Eine Faust schlug durch die Tür, dann eine zweite. Matt wich zurück, sah hilflos zu, wie die Frosen das Holz zerfetzten und den Schreibtisch zurückschoben. Die ersten traten in den Raum.
    Keine Chance mehr, dachte Matt. Obwohl er wusste, dass es keinen Sinn hatte, griff er nach einem Stuhl und hielt ihn als notdürftige Waffe vor sich.
    Die Frosen kamen näher. Würmer schwammen in ihren Augen, liefen aus ihren Nasen und krochen aus den Mündern. Sie streckten die Hände aus. Etwas klatschte gegen das Fenster. Matt fuhr herum, erwartete die nächsten Gegner wie Fliegen am Glas kleben zu sehen, aber es war -Ein Seil! Es schwang langsam hin und her, entfernte sich mit jedem Atemzug.
    Matt schleuderte den Frosen den Stuhl entgegen, riss einen zweiten hoch und warf ihn gegen das Fenster.
    Die Scheibe zerbarst in einem Scherbenregen. Eiskalte Nachtluft fauchte in den Raum.
    Matt dachte nicht nach, nahm einfach nur Anlauf und sprang mit einem weiten Satz aus dem Fenster. Für eine Sekunde schwebte er haltlos über dem Abgrund, dann schlossen sich seine Hände um das Seil.
    Ein Ruck ging durch seinen Körper. Über ihm schrie jemand.
    Matt blickte nach oben und entdeckte den Ballon, der wenige Meter über ihm schwebte. Das Seil, an dem er hing, war mit dem Metallgestell verbunden.
    Pieroos Kopf lugte über die Seitenwand hinaus. Er grinste erleichtert. »Maddrax, ich hab do gwus, du schaffsts.«
    Da wusstest du mehr als ich, dachte Matt. Er zog sich vorsichtig an dem Strick nach oben.
    Pieroos Gesichtsausdruck veränderte sich plötzlich. Er sagte etwas, das Matt nicht verstehen konnte, aber dann sah er auch schon selbst, was passierte.
    Der Ballon sank! Das Gewicht war zu groß. Unter ihm kam der Boden langsam näher - und mit ihm die Frosen, die durch die Straßen und über die Dächer taumelten.
    Matt schluckte nervös. Er wusste, dass er nicht an dem Ballon hängen bleiben konnte, sonst zog er die anderen mit in die Tiefe. Suchend sah er sich um und entdeckte in Flugrichtung ein Hochhausdach, das halb aus dem Gletscher heraus ragte. Nördlich davon befanden sich einige Frosen, aber das Dach selbst war frei.
    Der Ballon glitt langsam tiefer. Matt spannte sich' an, als das Dach unter ihm war. Er sah zu Pieroo hinauf und rief: »Pass auf dich auf!«
    Dann ließ er los.
    Der Aufprall raubte ihm den Atem. Er rollte sich ab und blieb erschöpft liegen. Ein Fellmantel, der nach Stinktier roch, und ein Bündel schlugen neben ihm auf.
    Pieroo, dachte er.
    Der Freund hatte dafür gesorgt, dass Matt zumindest nicht erfrieren würde. Und als er das Bündel öffnete, fand er Nahrungsmittel darin. Verhungern würde er also auch nicht.
    Matt war froh, dass Pieroo nicht selbst gesprungen war; zuzutrauen wäre es dem haarigen Dickkopf gewesen. Doch aus dieser Höhe hätte er sich nur den Hals dabei gebrochen.
    Taumelnd kam Matt auf die Füße, streifte den Mantel über und sah dem Ballon hinterher.
    Von seiner Last befreit stieg das mit Gas gefüllte bunte Zirkuszelt rasch höher. Matt hob die Hand und sah, wie Pieroo, Samtha und Yuli zurückwinkten.
    Wohin der Wind sie treiben würde, war ungewiss. Mindestens so ungewiss wie Matthew Drax'
    Schicksal.
    Er sah sich nach den Frosen um, doch hier oben waren keine zu sehen. Der Weg durch den Wolkenkratzer hinab verbot sich von selbst; dort unten warteten nur die Untoten auf jede lebende Seele, derer sie habhaft werden konnten. New York war verloren, daran gab es für Matt keinen Zweifel.
    Blieb nur der Marsch über den Gletscher nach Süden. Irgendwo musste diese Eiswüste ja zu Ende sein…
    Mit gesenktem Kopf machte sich Matt auf den langen Weg in Richtung Washington. Die kalte tote Stadt blieb hinter ihm zurück.
    ***
    Epilog
    Es war kalt im Ballon und die Erschöpfung hatte Pieroo schließlich einschlafen lassen. Im Traum war er wieder bei seinem Stamm und führte die Krieger in eine Schlacht gegen die Nordmänner.
    Ein Fiepen ließ ihn hochschrecken. Er öffnete schlaftrunken die Augen, suchte Fiigo und entdeckte das Skunkhörnchen dicht neben sich. Fiigos Pelz war gesträubt; er zitterte. Vor Kälte? Oder hatte irgendetwas ihn alarmiert? Aber was konnte das sein, in einem Ballon hoch oben in den Lüften?
    Pieroo richtete sich im Sitzen auf und sah sich um. Samtha schlief fest. Sie hatte sich gegen einen Sack voll Proviant gelehnt. Neben ihr hockte Yuli. Sie streckte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher