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026 - Stadt der Untoten

026 - Stadt der Untoten

Titel: 026 - Stadt der Untoten
Autoren: Claudia Kern
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auch immer der Kapitaan sagen wollte, es schien ihm nicht leicht zu fallen.
    »Hiermit«, verkündete Colomb, »entbinde ich jeden Offizier, jeden Matrosen und jeden Sklaven von seinem Eid oder Joch. Ihr seid nicht länger mein Eigentum. Wer mit mir segeln will, um diese unbekannte Welt zu erkunden, soll dies aus freien Stücken tun. Wer sich in dieser Stadt ein neues Leben aufbauen will, hat meinen Segen. Bis zum Abend habt ihr Zeit euch zu entscheiden. Ihr seid frei.«
    Frei, dachte Matt und spürte, wie eine Last von ihm abzufallen schien. Er war als Sklave auf Colombs Schiff gekommen, und obwohl der Kapitaan ihn zum Ersten Lytnant befördert hatte, war er bis zu dieser Minute immer noch sein Eigentum gewesen.
    Matt hatte in den letzten Tagen nicht über seine Situation nachgedacht. Zu viel war passiert, aber jetzt begriff er, wie sehr ihn dieser Zustand belastet hatte. Auch wenn Colomb ihn nie daran erinnert hatte, dass er ein Sklave war, hatte das in jeder Unterhaltung und bei jedem Befehl deutlich im Raum gestanden.
    Jetzt war Matt endlich wieder sein eigener Herr. Er war frei.
    ***
    Romeero und Fuljii waren Freunde. Beide hatten fünfzehn Winter gesehen, beide waren dunkelhaarig und muskulös und beide schufteten jeden Tag in den Kohlebergwerken Nuu'orks.
    An diesem frühen Morgen gingen sie mit langen Schritten durch die erwachende Stadt. Romeero ließ den Blick über die Hausdächer wandern, aus deren Schornsteinen dunkler Rauch aufstieg. Er stellte sich gerne vor, dass es die von ihm geförderte Kohle war, die in den Feuerstellen unter den Schornsteinen verglühte.
    Obwohl Romeero und Fuljii sich erst auf dem Weg zur Arbeit befanden, waren ihre Gesichter schwarz von Kohlenstaub und in ihrer Kleidung hing der Geruch von Salpeter und Schwefel. Sie trugen diese Merkmale mit dem gleichen Stolz wie die Seeleute den Geruch des Meeres und die Metzger ihre blutigen Lederschürzen und wuschen sich nur an Festtagen oder wenn sie sich mit einem Mädchen treffen wollten. Schließlich waren sie nicht irgendwer; sie waren Bergleute und hatten den härtesten Job der Stadt.
    Aus den Gassen stießen weitere schwarzgesichtige Jugendliche zu ihnen. Sie waren alle miteinander befreundet und hatten ihre Schichten so gelegt, dass sie zusammen arbeiten konnten. Nur ein Gesicht leuchtete weiß zwischen ihnen - da es am Vortag kein Fest gegeben hatte, wusste jeder, was das bedeutete.
    »Hey Damato!«, rief Romeero und machte eine anstößige Geste. »Wie war's?«
    Die anderen lachten, während der Angesprochene sich verlegen am Kopf kratzte.
    »Es war okee«, sagte er ausweichend und ging eilig weiter. Das stachelte seine Kumpel nur noch weiter an. Damato wurde mit einer Flut von Fragen und anzüglichen Witzen überhäuft, bis sein weißes Gesicht sich rot gefärbt hatte.
    »Sie will mich wiedersehen«, gab er den Fragen nach. »Wir haben noch nicht… na ja, ihr wisst schon, aber wenigstens will sie sich noch mal mit mir treffen.«
    »Bring sie doch heute Abend mit«, sagte Romeero. »Dann lernen wir sie auch kennen.«
    »Ich weiß nicht.« Damato war unsicher. Mit seinen dreizehn Wintern war er der Jüngste in der Gruppe, überragte die meisten seiner Freunde aber um mehr als eine Handbreit - leider ohne das entsprechende Gewicht mitzubringen. Damit zogen sie ihn gerne auf, und er fürchtete, dass sie das auch in Anwesenheit seines Mädchens machen würden.
    Andererseits war Romeero der Anführer der Gruppe. Es war nicht gut, ihm ohne einen triftigen Grund etwas abzuschlagen.
    Ein Ausruf rettete ihn vor der Antwort. »Seht mal, da ist wieder einer«, sagte Fuljii und zeigte nach rechts.
    Die anderen drehten sich um. Sie hatten den Rand der Stadt erreicht, wo die Häuser weit auseinander lagen. Kleine Biisonherden standen im Schnee und kauten gemächlich auf ein wenig Heu herum.
    Während des kurzen Sommers trieben die Farmer ihre Herden nach Süden und kehrten erst im Herbst mit Heu beladen wieder zur Stadt zurück, um sie auch im Winter mit Milch, Butter und Käse zu versorgen.
    Die Biisons hatten Fuljii jedoch nicht zu seiner Bemerkung veranlasst, das erkannte Romeero, als er seine Sonnenbrille zurechtrückte und die Augen zusammenkniff. Vielmehr war es ein Mensch, der ein wenig abseits der Tiere stand und seinen nackten Körper langsam mit Schnee einrieb.
    »Irgendwie unheimlich, oder?«, sagte Fuljii leise. »Wo kommen die nur her?«
    »Mein Vater sagt, das wären Sabwejs, die von den Göttern für ihr nutzloses Leben
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