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026 - Stadt der Untoten

026 - Stadt der Untoten

Titel: 026 - Stadt der Untoten
Autoren: Claudia Kern
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Unfall darauf bestand, keinen Arzt kommen zu lassen, sondern den Schamanen des Stammes zu rufen, hatte er den Bogen wohl überspannt.
    Mulay knöpfte den Gesichtsschutz auf, der seinen Kopf bis auf einen schmalen Sehschlitz verhüllt hatte, und ließ ihn zur Seite fallen.
    Er war ein älterer Mann mit strengen Gesichtszügen und einem von grauen Strähnen durchzogenen Vollbart.
    »Nicht willkommen?«, fragte Mulay mit einem Blick auf die Tür, hinter der Lisaa verschwunden war. »Nein, meine Frau ist nur etwas aufgebracht, weil sie bei den Fallen zwei Frosen begegnet ist.«
    Der Nomade nickte. Er zog einen Hocker heran und setzte sich neben das Strohlager. Seine tätowierten Hände glitten über Djeriis geschientes Bein, ohne es zu berühren. Der Fallensteller glaubte die Wärme zu spüren, die von ihnen ausging.
    Das Pochen und Stechen ließ nach. Djerii atmete auf, als er zum ersten Mal an diesem Tag das Gefühl hatte, wieder klar denken zu können.
    In Mulays Augen lag Mitleid. »Schmerzen schlimm?«
    »Ja.«
    Der Nomade griff in seinen Umhang und nahm eine verkümmert aussehende Wurzel heraus, die er Djerii reichte. »Du kauen, wenn schlimm. Nur wenig, sonst…«
    Er machte eine Handbewegung, die wohl Verwirrung ausdrücken sollten.
    »Ich verstehe«, sagte Djerii und nahm die Wurzel dankbar an. Er tastete mit den Fingerspitzen nach seiner krummen geschwollenen Nase. »Kannst du mir damit auch helfen?«
    Der Schamane neigte den Kopf in einer Geste, von der Djerii wusste, dass sie »nein« bedeutete.
    »Götter dir gegeben«, sagte Mulay langsam, »damit Erinnerung an große Dummheit und Warnung vor neuer Dummheit.«
    Der Fallensteller lächelte. »Wenn ich nur in ein paar Wochen wieder gehen kann, lebe ich gern damit.« Mulay stand auf, ohne ihn anzusehen. Er richtete die Vogelfedern, die er über das Bett des Verletzten gehängt hatte, neu aus, obwohl selbst Djerii sehen konnte, dass das nicht nötig war.
    »Was ist los?«, fragte er mit plötzlicher Angst. »Werde ich nicht wieder laufen können?«
    Der Schamane richtete seinen Blick auf den Boden. »Doch«, sagte er nach einer unendlich lang erscheinenden Pause. »Das ist nicht, warum.«
    »Warum was?«
    Djerii hatte Mulay noch nie in einer so merkwürdigen Stimmung erlebt. Er wirkte unsicher, als wolle er etwas sagen, das er nicht sagen konnte oder durfte.
    »Mulay«, versuchte er es erneut. »Wovon sprichst du?«
    Der Schamane hob den Kopf und zeigte auf die Krücken, die an der Wand lehnten. »Lerne zu benutzen schnell. Und dann geh, du und Familie weit weg.«
    »Warum sollten wir Nuu'ork verlassen?«
    Mulay antwortete nicht. Er legte seinen Gesichtsschutz an und ging zur Tür. Kurz davor drehte er sich noch einmal zu Djerii um.
    »Du Freund, deshalb ich spreche. Stämme gehen Süden. Wir nicht werden wiedersehen.«
    »Was… aber wieso?« Der Fallensteller wusste nicht, was er sagen sollte.
    Mulay zog die Tür auf. Schneeflocken wirbelten in den Raum. Die Augen des Schamanen wirkten hinter dem Sehschlitz beinahe schwarz.
    »As'kasha«, sagte er dumpf.
    Djerii wich das Blut aus dem Gesicht. Stumm beobachtete er, wie der Nomade das Haus verließ.
    »Lisaa!«, rief er dann mit zitternder Stimme. Die Tür öffnete sich sofort.
    »Aha«, kommentierte seine Frau den Ruf. »Kaum ist dein Barbarenfreund weg, ist deine Familie wieder gut genug für dich. Was willst du?«
    Djerii sah sie an, versuchte die wenige Autorität, über die er verfügte, in seine nächsten Worte zu legen. »Lisaa, pack das Nötigste zusammen. Wir müssen weg.«
    ***
    »Du solltest dich noch ein paar Tage ausruhen«, sagte Matt besorgt.
    Samtha schüttelte den Kopf. »Ich muss zu meinem Stamm. Sie wissen nicht, was in den Gängen auf sie lauert. Außerdem ist dort unten mein Zuhause. Ich würde hier nicht glücklich werden.«
    Matt warf einen zweifelnden Blick auf das dunkle Loch, das ihnen in einer Hochhausruine entgegen gähnte. Es führte hinab in den verschütteten Teil der Stadt, in dem die Sabwejs lebten.
    Pieroo legte die Beutel mit Vorräten und warmer Kleidung ab. Er machte einen so geknickten Eindruck, dass selbst das ehemalige Bordmaskottchen Fiigo nur ruhig auf seiner Schulter saß und sich an seinen Hals schmiegte.
    Matt hielt wie immer einen gewissen. Abstand zu dem Tier, das wie eine Mischung aus Streifenhörnchen und Stinktier mit überdimensionalen Pfoten aussah. Er hegte die Befürchtung, dass Fiigo nicht nur das Aussehen eines Stinktiers geerbt hatte, sondern auch dessen
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