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026 - Stadt der Untoten

026 - Stadt der Untoten

Titel: 026 - Stadt der Untoten
Autoren: Claudia Kern
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die Wirtin Jonn genannt hatte, stand vor ihm und grinste breit.
    »Das ist für Djerii«, sagte Jonn und schlug zu.
    Matt krümmte sich unter dem Schlag zusammen, konnte nicht mehr atmen. Die Umgebung verschwamm.
    »Und der ist auch für Djerii«, hörte er Jonns Stimme aus weiter Entfernung.
    Ein dumpfer Knall, ein Poltern - der erwartete Schlag blieb aus. Matt schüttelte den Kopf, um wieder klar zu werden, und öffnete die Augen.
    Vor ihm lag Jonn auf dem Boden. Blut sickerte aus einer Wunde an seinem Hinterkopf.
    »Ich hab dich gewarnt«, sagte die Wirtin. An dem Baseballschläger in ihrer Hand klebten Blut und Haare.
    Die beiden Männer, die Matt festhielten, verstärkten ihren Druck auf seine Arme. Sie schoben ihn der Wirtin förmlich entgegen, als wollten sie signalisieren, dass es noch einen Schuldigen gab.
    Die übergewichtige Frau hob den Schläger und sah Matt an. »Und wegen dir hatte Djerii also seinen Unfall.«
    »Genau so ist es«, antwortete einer der Männer an seiner Stelle. »Wenn du Jonn bestrafst, musst du auch ihn bestrafen.« Die Logik gefiel Matt nicht sonderlich. »Ich kenne diesen Djerii überhaupt nicht«, warf er ein, um Zeit zu gewinnen, und fragte sich gleichzeitig, wo Pieroo war. Der Qualm stand mittlerweile so dicht in der kleinen Schenke, dass er nicht mehr als drei Meter weit sehen konnte.
    »Diese Männer sagen, dass du Schuld bist«, sagte die Wirtin. »Sie lügen nicht.«
    Shit, dachte Matt. Er spannte sich an, während seine Blicke an der erhobenen Keule hafteten. Wenn die Wirtin zuschlug, hatte er nur eine einzige Chance.
    Sie schlug zu.
    Matt erlebte die nächsten Momente wie in Zeitlupe. Der Schläger, der auf ihn zukam, sein Fuß, der sich hob und mit dem Schienbein eines Bewachers kollidierte, der Schmerzensschrei des Mannes, ein dunkler Schatten, der gegen die Wirtin prallte und sie herum riss.
    Matt ließ sich fallen.
    Der Angreifer, den er am Bein erwischt hatte, taumelte und fiel nach vorne. Der Baseballschläger prallte gegen seine Schulter. Matt hörte Knochen brechen, dann lag der Mann auch schon am Boden.
    Der zweite Fischer wich zurück bis zur Tür, öffnete sie und rettete sich nach draußen.
    Pieroo stand auf und kickte den Baseballschläger in die Feuerstelle. Sein Gesicht war blutverschmiert. Die Wirtin, die er unter sich begraben hatte, rührte sich nicht.
    Der Hüne pfiff einmal kurz und grinste, als Fiigo aus einer Ecke hervor schoss, an seinem Mantel hinauflief und es sich auf der Schulter bequem machte.
    Erst dann reichte Pieroo Matt die Hand und zog ihn auf die Beine.
    »Lass uns woanners esse gehn«, sagte er trocken.
    Es war gut, wieder im Eis zu sein. Samtha ließ ihre Fingerspitzen über die grünlich schimmernden Wände gleiten und dachte an die Stadt, die sie dafür verlassen hatte. Die Häuser mit ihren stickigen Räumen, die vielen Menschen und die endlos erscheinenden offenen Flächen hatten ihr Unbehagen bereitet, ebenso wie der blaue Himmel hoch über ihrem Kopf.
    Hier unten fühlte sie sich geborgen, dort oben verloren.
    Samthas Finger fanden die Markierungen im Eis, die ihr signalisierten, dass sie das Stammesgebiet, der Broodwejs erreicht hatte. Rasch ging sie weiter, angetrieben von der Befürchtung, vielleicht doch zu spät zu sein.
    Die Gänge lagen verlassen vor ihr. Sie fragte sich, wo die Kinder waren, die hier normalerweise spielten, und wo die Erwachsenen, die bei ihrer täglichen Nahrungssuche das Eis durchstreiften.
    Wieso ist es so still?, dachte sie ängstlich.
    Der Gang führte sie tiefer in das Gebiet der
    Broodwejs, näher an die Wohnhöhlen heran.
    Rechts von ihr lag der Tempel, in dem der Stamm unter der Leitung von Hokan, dem Schamanen mit seinen Eisgesängen den Göttern huldigte.
    Die schmalen Röhren, die sich im Eis befanden, erzeugten dunkle und helle Töne, wenn man hinein blies. An manchen Tagen war es Hokan gelungen, Samtha allein durch die Kraft dieser Töne zum Weinen zu bringen.
    Aber heute war es auch im Tempel still.
    Mit jedem Schritt wurde aus Samthas Befürchtung ein Stück mehr Gewissheit. Die Würmer mussten den Stamm bereits entdeckt haben.
    Der Geruch von gebratenem Fleisch wehte durch die Gänge. Samtha ging schneller, begann zu rennen. Sie hörte plötzlich dumpfe Stimmen und Geräusche, die aus den Wohnhöhlen zu kommen schienen. Eine letzte Biegung, dann öffnete sich der Eiskorridor vor ihr.
    Samthas Herz setzte einen Schlag aus. Sie waren alle da.
    Hokan, Eerin, Dewid, Mooney, Benn… sie alle
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