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026 - Stadt der Untoten

026 - Stadt der Untoten

Titel: 026 - Stadt der Untoten
Autoren: Claudia Kern
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saßen um ein Lagerfeuer in der Mitte der großen Höhle und hielten Fleischstücke an Stöcken in die Flammen.
    Benn sah sie als Erster.
    »Samtha!«, rief er. »Wo bist du gewesen?«
    Innerhalb weniger Lidschläge war sie von ihrem Stamm umringt. Sie wurde umarmt und geküsst. Hokan führte sie ans Lagerfeuer und gab ihr den Ehrenplatz neben sich.
    »Stell dir vor«, sagte er mit einem Blick auf einen halb verkohlten Kadaver. »Jemand hat einen ganzen Siil weggeworfen. Er ist zwar außen ein bisschen verbrannt, aber innen noch fast roh. Iss erst mal und dann erzählst du uns, was du in den letzten Tagen getan hast.«
    »Das werde ich.«
    Samtha nahm das Siilstück dankbar an. Ihre Sorge war unbegründet gewesen. Die Würmer hatten das Stammesgebiet noch nicht erreicht. Die Erleichterung brachte ihre Hände zum Zittern.
    Sie sah sich in der großen Höhle um, deren Eiswände mit kunstvollen Reliefen und bemalten Fellen bedeckt waren, sah die schmalen Löcher, die zu den Schlafhöhlen führten und dankte den Göttern für ihre gelungene Heimkehr.
    »Ich habe euch eine Geschichte zu erzählen«, begann sie. Alle Köpfe wandten sich ihr zu. Die Siilstücke brutzelten im Feuer.
    In ihrer Aufregung bemerkte Samtha nicht, dass sie die Einzige war, die davon aß.
    ***
    Yuli wich zurück und sah sich hektisch auf dem Ring um, der die Fackel der Statue umlief. Es gab keinen Platz, an dem sie sich verstecken konnte, keine Möglichkeit, dem Frosen zu entkommen, der jetzt mit langsamen Schritten aus dem Inneren des monumentalen Bauwerks trat. Sein blaugefrorener Körper bewegte sich schwerfällig. Er schien seinen Kopf nicht drehen zu können, denn als er zuerst nach rechts und dann nach links blickte, drehte er den ganzen Oberkörper.
    Yuli hörte das Knirschen der Wirbel und musste würgen. Vorsichtig zog sie sich tiefer in die Schatten zurück. So lange der Frosen die Tür blockierte, konnte sie nichts anderes machen, als einen möglichst großen Abstand zu ihm einzuhalten.
    Der Tote ging zum Geländer des Rings, legte die Hände darauf und sah hinaus auf die Stadt. Er stand reglos da, als sei er tief in Gedanken versunken.
    Nach einer Weile löste sich Yuli aus den Schatten. Die Tür war nur wenige Schritte von ihr entfernt, aber um sie zu erreichen, musste sie an dem Frosen vorbei. Außer ich gehe in die andere Richtung, dachte sie plötzlich. Der Ring zog sich rund um die Fackel. Wenn der Frosen sich nicht bewegte, schaffte sie es vielleicht bis zur Tür, bevor er sie bemerkte.
    Yuli traf ihre Entscheidung. Sie schob sich an dem kalten Metall der Statue entlang, bis sie aus der Sichtweite des Toten verschwand. Dann ging sie schneller, umrundete die Fackel mit klopfendem Herzen und trockenem Mund.
    Sie presste sich erneut gegen das Metall und sah vorsichtig nach links, dorthin, wo sich die Tür befand und der Frosen gestanden hatte.
    Der Ring lag leer vor ihr.
    Der Tote war verschwunden.
    ***
    Sie waren bereit für den Krieg.
    Romeero, Fuljii, Damato und vier andere Jugendliche standen vor einem Kellerloch in einer Häuserruine. Sie hielten Fackeln in der einen Hand, Äxte oder Messer in der anderen. Jeder von ihnen trug einige Beutel mit Schwarzpulver am Gürtel, aus denen kurze Zündschnüre ragten.
    Damato hatte sein Versprechen gehalten und Sheelah mitgebracht, ein junges Mädchen, das die Vorbereitungen der Bergleute mit Skepsis betrachtete.
    »Ich gehe nicht da runter«, sagte Sheelah vehement. »Ich dachte, wir wollten heute ein wenig Spaß haben, deshalb bin ich mitgekommen.«
    Damato wand sich unter ihren Worten. »Es dauert bestimmt nicht lange. Du kannst ja hier warten, bis wir zurückkommen.«
    »Hier? Vergiss es. Ich gehe wieder nach Hause.«
    »Sheelah…« Damato wusste nicht, was er sagen sollte, um sie zu überzeugen.
    »Lass sie doch«, mischte sich Fuljii in die Unterhaltung ein. »Wenn sie nicht miterleben will, wie wir die Stadt von den Sabwejs befreien, soll sie doch nach Hause gehen. Nach dieser Nacht wirst du ohnehin jedes Mädchen haben können, so schnell wird sich herumsprechen, was wir getan haben.«
    Damato zögerte. Er wollte seinem Freund sagen, dass er nicht jedes Mädchen haben wollte, sondern eigentlich nur Sheelah, aber er hatte Angst ausgelacht zu werden.
    »Vielleicht sollte ich sie lieber nach Hause bringen. Ich kann euch ja dann in die Gänge folgen«, schlug er vor.
    Romeero schüttelte den Kopf. »Nein. Wir haben gemeinsam beschlossen in die Gänge zu gehen, also werden auch alle
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