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026 - Bote des Grauens

026 - Bote des Grauens

Titel: 026 - Bote des Grauens
Autoren: L. Ron Hubbard
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Bombengeschwader darin herum. Er starrte vor sich hin, und im Halbdunkel seines Zimmers erschien wieder ihr Bild.
    Wie angenehm kühl sich ihre Haut unter seiner heißen Hand anfühlen musste! Wie reserviert sie war. Und diese Augen! Wie leicht konnte ein Mann sich in sie verlieben!
    Er wusste nicht, wer sie war oder wie sie hieß. Er wusste nur, dass er sich danach sehnte, seinen Kopf auf ihre Schulter zu legen und bei ihr Geborgenheit und Kraft zu finden.
    Man hatte ihm Beruhigungsmittel gegeben – er warf sie weg. Er hatte Heilung in Sonne und Luft gesucht und doch nur Erinnerung und Pein gefunden.
    Mehr als alles auf der Welt brauchte er diese Frau, das wusste er. Er brauchte sie, damit sie ihm die schwere Last tragen helfe. Er brauchte ihre kühle Hand auf seiner fiebrigen Stirn, die Süße ihrer Lippen.
    Ruhelos wälzte er sich im Bett, verabscheute sich selbst und den Halbtod, der ihn über Frankreichs Himmel ereilt hatte.
    Es war sehr spät, ehe er endlich Schlaf fand.
    Sicher würden ihn heute seine Alpträume noch mehr als sonst quälen.
    Punkt zwei stach ein Finger wie ein Bajonett in seine Rippen.
    Er drehte sich herum, unwirsch über die Störung, und brummte etwas nicht gerade höfliches vor sich hin. In seiner Schlaftrunkenheit war er fast sicher, dass es die Nachtschwester war, die ihn wecken wollte.
    „Komm, komm, mein Freund, die Zeit drängt.“
    Ungehalten vergrub er den Kopf im Kissen, um die Stimme auszuschalten. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er sie schon einmal gehört hatte. Er stützte sich nun hellwach auf seine Ellenbogen und starrte auf das fluoreszierende Licht, das nebelgleich neben seinem Bett schwebte und einen schwarzen formlosen Klecks nach unten hängen ließ. Das Etwas hatte keine Züge, es war nur eine Erscheinung.
    „Bist du denn immer noch nicht wach?“ fragte die Stimme ungehalten. „Wir haben noch einen weiten Weg vor uns.“
    „Hast du – haben Sie nicht schon einmal zu mir gesprochen?“
    „Vielleicht. Ich vergesse solche Nichtigkeiten. Ich könnte es nachschlagen. Aber das ist im Moment viel zu unwichtig. Komm endlich!“
    „Was wollen Sie von mir?“
    „Diese zeitraubende Fragerei! Du sollst eben mit mir kommen, das ist alles. Genügt dir das nicht?“
    „Warum sollte ich?“ Clay blieb hartnäckig.
    „Weil es ein Befehl ist. Weil ich es verlange. Weil du ein Narr wärst, wenn du nicht mitkämst. Also komm schon! Ich wende ungern Gewalt an.
    Ein kalter Schauder lief über Clays Rücken. „Wohin wollen Sie mich bringen?“
    „Bist du ein Gott, dass du alle Fragen beantwortet haben musst?“
    Clay spürte die Kraft, die ihn hoch zwang. Er fühlte sich seltsam schwerelos, wie auf einem Schiff, das in ein Wellental hinabsinkt. Die Wärme des Bettes verlor sich unter ihm, und ein Windstoss vom offenen Fenster fuhr durch ihn hindurch, als eine eisige Hand seine eigene ergriff.
    „Nein!“ rief Clay abwehrend.
    Aber das Zimmer schien sich um ihn herum aufzulösen, und einen Augenblick später hatte er es hinter sich gelassen.
    „Blick nicht hinunter“, sagte der Bote mahnend.
    Clay hatte erwartet, New York unter sich liegen zu sehen, aber nicht so. Anstelle eines Panoramas von Flüssen und Wolkenkratzern mit funkelnden Lichtern tat sich ein Nichts vor ihm auf. Ein absolutes Nichts.
    „Ich hatte dich gewarnt“, vernahm er die tadelnde Stimme des Boten.
    Clay versuchte den Mantel hochzuziehen, denn es wurde immer kälter, aber er fand keinen Kragen.
    „Sei kein Narr“, meinte der Bote unwillig. „Man muss ja seinen Körper nicht überall mit hin schleppen.“
    Clay entspannte sich und ließ sich nun widerstandslos mitziehen. Nach einer fast endlosen Weile erkundigte er sich: „Sind wir denn noch nicht bald da?“
    „Ah, dann kennst du also unser Ziel?“
    „Nein, das kann ich nicht behaupten.“
    „Nach deinem letzten Absturz sollte man eigentlich meinen, du wärst schlau genug, es dir vorzustellen. Aber die Menschen sind ja so schrecklich dumm.“
    Vor ihnen kauerte, offensichtlich ohne jeglichen Untergrund, eine lang gestreckte, wolkenhaft weiße Mauer, deren geometrische Spitzen sich vom dunkleren Hintergrund abhoben.
    Als sie sich ihr näherten, entdeckte Clay ein schwarzes Quadrat, das sich schließlich als Tor erwies.
    Der Bote verringerte die Geschwindigkeit, und Clay war es. als nehme er etwas mehr Form an. Vor der Mauer angekommen, schwang das Quadrat von selbst auf, und das Schwarz wurde zu Scharlach. Er erinnerte ihn an den Rachen eines
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