Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
026 - Bote des Grauens

026 - Bote des Grauens

Titel: 026 - Bote des Grauens
Autoren: L. Ron Hubbard
Vom Netzwerk:
Wenn er sich mit einem Gott verbündete, tat er es aus freiem Willen, nicht aus Zwang.
    Daran hatte er geglaubt. Immer hatte er sich über das Schicksal gestellt, und immer hatte er gewonnen. Als Flugschüler war es ihm gelungen, ein stürzendes Flugzeug abzufangen. Und als ein andermal über den Rocky Mountains der Motor versagte, glückte es ihm, den Gleitflug über die Hälfte weiter auszudehnen, als der Konstrukteur als äußerste Grenze angesehen hatte, und trotz Nebel unbeschädigt zu landen.
    Nie war ein Problem zu groß oder ein Hindernis zu unüberwindlich gewesen.
    Bis jetzt.
    Nie würde er wieder fliegen können!
    Aber er ließ sich nicht unterkriegen. Im Gegenteil, ein wilder Grimm verwehrte es ihm, sich geschlagen zu geben. Was bedeutete die Meinung der Ärzte schon? Sie hatten ihm gesagt, sein Arm müsse abgenommen werden. Er hatte ihn behalten. Und nun behaupteten sie, sein Bein würde nie mehr zu gebrauchen sein.
    „Zum Teufel mit ihnen. Es stimmt gar nicht!“
    Er erhob sich und legte sein ganzes Gewicht auf das verletzte Bein. Unbeschreiblicher Schmerz durchzuckte ihn, als es unter ihm nachgab und er in die Knie ging. Mit weißem, verzehrten Gesicht kauerte er auf dem Boden und wartete auf das Nachlassen des Schmerzes, ehe er sich erhob.
    Er spürte eine Hand unter seinem Arm, die sich bemühte, ihm hochzuhelfen. Die ganze in ihm angestaute Wut brach sich Bahn. Wer wagte es, ihm zu helfen, ihn zu bemitleiden?
    „Ich bin durchaus in der Lage, selbst aufzustehen“, sagte er kalt, als er sich abwandte. Aber die Hand ließ sich nicht abschütteln, ehe er nicht wieder auf der Bank saß. Der immer noch anhaltende Schmerz verschloss ihm die Augen.
    „Lassen Sie mich in Ruhe“, sagte er mürrisch.
    „Soll ich nicht lieber einen Arzt holen?“
    „Verschwinden Sie“, brachte er keuchend hervor, bevor er entdeckte, dass der Samariter eine Frau war. Als er dann bemerkte, dass er sie verletzt hatte und er sich deshalb schämte, meinte er: „Ich komme selbst zurecht.“ In hartem Ton fügte er hinzu: „Wofür halten Sie mich? Für einen Krüppel?“
    Ihre blauen Augen wurden feucht. Erst jetzt sah er sie deutlich. Ihr Haar war golden und ihre Haut wie Alabaster. Er vergaß seinen Schmerz und wünschte sich sehnlichst, sie würde sich zu ihm setzen. Im gleichen Augenblick wurde ihm jedoch bewusst, dass dieses Sehnen einer Kapitulation gleich käme, dem Wunsch, seinen Kopf auf ihre Schulter zu legen und sich gehen zu lassen.
    „Es tut mir leid“, sagte sie leise.
    Er hasste diese Worte. Mitleid und Almosen waren für Schwächlinge.
    „Ich bin mit Mitleid hinreichend eingedeckt.“ entgegnete er aufbrausend.
    Von seiner Heftigkeit abgestoßen, machte sie einen Schritt zurück … Aber Sie sehen so weiß aus.“
    „Ich hätte noch keine Zeit, mich in der Sonne zu bräunen. Na, werfen Sie dem Bettler den Groschen schon zu.“
    „Ich – ich hatte nicht – hatte nicht die Absicht“, sagte sie zögernd.
    „Es wäre nicht das erste Mal.“
    „Aber … aber Sie sind doch Fliegerleutnant der Canadian Air Force. Warum sollte jemand …“
    „Das ist vorbei“, brummte Clay. „Jetzt bin ich Zivilist und diese Uniform ist alles, was ich besitze. Sie werden entschuldigen, dass ich sie trage.“
    Einen Augenblick betrachtete sie ihn aufmerksam und dachte über die Bitterkeit in seinen Augen nach. Er war jung, kaum älter als dreißig. Und trotz seiner Blässe sah er gut aus. Er kam ihr vor wie ein gefangener Adler.
    Schließlich drehte sie sich um und schritt davon. Er blickte ihr nach und bewunderte ihren aufrechten Gang und die Grazie ihrer Bewegungen. Sie war das Leben – wie eine wundervolle, zum Leben erweckte Statue – wie ein Engel oder ein Sonnenaufgang oder ein neues schnelles Jagdflugzeug.
    Er wollte ihr nachrufen und sie bitten zurückzukommen. Aber er unterließ es.
    Er rief sich die Worte ins Gedächtnis zurück: „Clay, du musst dich, so gut es geht, damit abfinden. Irgendjemand muss es dir schließlich sagen, da ist es am besten, ich übernehme es. Dein Bein, Clay. Du wirst nie mehr fliegen können.“
     

     
    Sie hatten ihn ermahnt, vorsichtig zu sein, sich noch nicht allzu sehr anzustrengen. Aber wenn er nicht müde war, vermochte er auch nicht zu schlafen, und heute hatte ihn seine innere Unrast viel weiter von seiner drittklassigen Pension weggeführt, als ihm gut tat.
    Nun glühte seine ganze Seite wie im Fieber, und sein Kopf brummte und surrte, als schwirrte ein ganzes
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher