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026 - Bote des Grauens

026 - Bote des Grauens

Titel: 026 - Bote des Grauens
Autoren: L. Ron Hubbard
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drohten zu versagen. Kein Wunder, nach einem dreitägigen Luftüberwachungseinsatz. Was unter ihm vorging: er wusste es nicht. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, ihn über den Einsatz der Bodentruppen dies – oder jenseits der Linien zu informieren. Vielleicht machte eine Schlacht dort unten gerade Geschichte? Oder die gegnerischen Kräfte waren so ausgewogen, dass überhaupt nichts voranging?
    Doch was hatte es Fliegerleutnant Clayton McLean zu kümmern!
    Seine Welt reichte nur bis zum trüben Horizont, sein Königreich lediglich von den Flügelspitzen bis zum Schwanzende seiner Vickers Spitfire. Seine Aufgabe war es, im Luftraum zu patrouillieren und das Eindringen von feindlichen Aufklärern zu verhindern.
    Drei Tage lang war ihm das geglückt. In den vergangen sechsunddreißig Stunden waren die Schwingen seines Flugzeugs pockennarbig geworden, die Motorengeräusche unregelmäßig, und die Justierung seiner Bord-MGs ließ zu wünschen übrig. Aber immer noch durchkämmte er die Lüfte.
    Anfangs waren es drei im Streifendienst, nun war nur noch seine Spitfire übrig geblieben.
    Vom Norden näherten sich sechs Punkte. Sie wuchsen, mahnten ihn. dass er erneut sein Können und das seiner Maschine unter Beweis stellen musste.
    Wenige Minuten zuvor hatte er zwei Staffeln Hawker Hurricanes in östlicher Richtung fliegen gesehen. Hoffnungsvoll hielt er nach ihnen Ausschau. Es war ihm nur zu klar, wie sehr er Unterstützung benötigte. Aber seine eigenen konzentrischen Kreise und die schwarzen Kreuze, die auf ihn zukamen, waren die einzigen Zeichen am Himmel.
    Während er Kurs auf die Eindringlinge nahm, beugte er sich zum Mikro. „Fliegerleutnant McLean ruft Feld 43. Feld 43, bitte melden. Feld 43, bitte melden. Hallo, 43. Sechs Henschel 126 fliegen mit 190 Grad in Sektor 5 ein. Kann ich mit Unterstützung rechnen?“
    „Drei Staffeln fünf Minuten westlich, McLean. Können Sie den Feind so lange aufhalten?“
    „Ich werde es versuchen.“
    „Hals- und Beinbruch, McLean.“
    „Danke, Forsythe. Ende.“
    Clay ging in die Vertikale und entsicherte die MGs. Die acht Feuerstöße beruhigten ihn ein wenig. Dann schwenkte er wieder in die Waagrechte und nahm die vorderste Henschel ins Visier. Er war um etwa zweihundertzehn Kilometer schneller als die gegnerischen Maschinen und jagte deshalb an den feindlichen Flugzeugen vorbei, ohne sich ein genaues Bild machen zu können. Er zog eine Schleife und stieß wieder auf sie zu. Die Geschosse zeichneten schwarze Fäden um ihn. Flüchtig bemerkte er einen feldgrauen Stahlhelm ganz in der Nähe und eine salutierende Hand. Als er die zweite Schleife drehte, stürzte eine der Henschel-Maschinen ab.
    Er zog die Spitfire hoch, über die Gegner, und hielt Ausschau nach Hilfe. Aber es war keine in Sicht. Wieder stieß er nach unten, durch einen Mahlstrom von schwankenden Flügeln und speienden Geschützen. So schnell war er durch sie hindurch getaucht, dass er im nächsten Sekundenbruchteil nicht glauben konnte, getroffen worden zu sein. Aber als er den Steuerknüppel bedienen wollte, stellte er erschrocken fest, dass ihm weder Arm noch Rein gehorchten.
    Etwas quälte seine Lunge. Benzin! Die Spitfire begann zu brennen.
    Gerade vor sich sah er verzerrt den Boden auf sich zurasen. Und dann verwehrte dichter Qualm ihm die Sicht, während Flammen ihm die Brauen versengten.
    Er vergaß seinen schmerzenden Arm und erinnerte sich erst wieder an ihn, als er merkte, dass er noch angeschnallt war. Er versuchte, nicht mehr an ihn zu denken, während er sich mühsam aus dem Sitz stemmte. Keinen brauchbaren rechten Arm zu haben, war ein entsetzliches Gefühl.
    Der Wind traf ihn mit erbarmungsloser Wucht und presste seinen Rücken gegen die Kanzelwand. Es gelang ihm einfach nicht, sein Bein auf den Sitz zu bekommen und sich aus der Falle zu befreien.
    „Verdammte Maschine!“ brüllte er verzweifelt.
    Dann schaffte er es schließlich doch, hochzuklettern und den Hebel zu ziehen. Die Gewalt seiner Anstrengung katapultierte ihn ins Freie. Er purzelte, und seine Augen trafen abwechselnd einen Himmel voll Henschel-Maschinen und Hurricanes und eine narbige Erde, alle torkelnd wie Betrunkene.
    Er griff nach der Reißleine und zerrte daran. Aber der Fallschirm löste sich nicht. Clay starrte auf seine Brust. Der Ring hatte sich nicht einmal bewegt. Sein verfluchter rechter Arm!
    Er purzelte weiter, bis er seine Endgeschwindigkeit erreichte und steil auf eine sich nach oben krümmende Erde zusauste.
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