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026 - Bote des Grauens

026 - Bote des Grauens

Titel: 026 - Bote des Grauens
Autoren: L. Ron Hubbard
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Der Fleck direkt unter ihm musste sein Grab werden, das sich durch denAufprall selbst öffnen würde.
    Er zappelte, um seine Linke durch den Ring zu bringen, aber seine Fliegerkombination war zu unförmig, zu aufgeblasen, als dass er ihn zu erreichen vermocht hatte.
    Unheimliche Ruhe erfüllte Clay. In all den Jahren, in denen er das Kriegshandwerk ausübte, hatte er mit diesem Augenblick gerechnet. Nun war er sogar dankbar, dass er gekommen „war, bot er ihm doch ein Ende aller Mühen, aller Schmerzen und Pein. Das Ende eines Lebens, wie er es kannte.
    Doch plötzlich lehnte er sich gegen sein Geschick auf. Zum Teufel mit dem Tod! Welches Recht hatte das Schicksal, ihm sein Leben auf so gemeine Weise zu nehmen? Immer noch hatte er es auf seine Art zu meistern gewusst, und er würde auch jetzt nicht aufgeben.
    Es war ihm, als vernähme er eine Stimme. War es der Wind, der um ihn brauste? Nein!
    „Lebe noch eine Weile. Clayton McLean. Wir werden dich später brauchen!“
    Irgendetwas schwebte vor ihm, etwas Undefinierbares. Es zog an der Reißleine, und der Fallschirm löste sich. Der entsetzliche Ruck, als er sich öffnete, wirbelte seinen schmerzenden Körper herum. Er schwebte und schlug im nächsten Augenblick auf dem Boden auf.
    Eine gnädige Bewusstlosigkeit umfing ihn.
     

     
    Viele Monate später, als ihm von seinem Kriegsdienst nur noch die kanadische Uniform und der Schmerz im Bein geblieben waren, saß Clay McLean auf einer Bank im Central Park.
    Seine Hände lagen über Kreuz auf dem Stockknauf, und seine Hände waren geschlossen, während er dankbar die Wintersonne genoss. Tauben trippelten auf dem Weg und gurrten, und von unweit war das ausgelassene Toben von Kindern zu vernehmen, die sich nicht um das Schild „Betreten des Rasens verboten“ kümmerten.
    Clay bemühte sich sehr, seinen Gedanken Einhalt zu gebieten, und die Sonne half ihm auch dabei. Aber trotzdem überkam ihn wieder und wieder die bittere Erkenntnis: Er würde nie mehr fliegen können.
    Immer wieder derselbe quälende Gedanke.
    Nie mehr!
    Verzweifelt versuchte er seine Gedanken in eine andere Richtung zu drängen, indem er tief in seiner Vergangenheit kramte und Erinnerungen ausgrub, die nichts mit Fliegen zu tun hatten. Aber wenn er von seiner Kindheit träumte, erwachte auch die Erinnerung an Modellflugzeuge und an seinen Vater, der sie ihm bauen geholfen hatte. Wenn er an seinen Vater dachte, ließ sich die Erinnerung an den Flugzeugabsturz, der ihn ihm genommen hatte, nicht zurückhalten.
    Alles, außer den Dingen, die mit Fliegen zusammenhingen, schien wie verschwommen. Denn was immer er auch in seinem rebellischen Leben unternahm, es konzentrierte sich nur auf das eine. Wie sehr hatte er sich die zwei Jahre Studium erkämpfen müssen! Ohne fremde Hilfe, durch Hausieren von Tür zu Tür in einem bereits von Vertretern überlaufenen Bezirk, hatte er sich seinen Lebensunterhalt verdient. Und die Mathematikprüfung schaffte er nur, weil seinem Professor das Fliegen ebensoviel bedeutete wie ihm.
    Eine Krankheit setzte seiner Karriere als Pilot für die Randolph-Fluggesellschaft ein Ende. Aber irgendwie hatten ihm sein erstaunlicher Wille und seine Vitalität die Kraft zur völligen Wiederherstellung und zum Weitermachen gegeben. Auf jedem Schritt seines Lebenswegs hatte er verbissen gegen die unmöglichsten Widerwärtigkeiten zu kämpfen gehabt, jedes Mal war seine rebellische Natur als Sieger hervorgegangen. Die US Armee lehnte ihn als Flieger ab, weil er körperlich nicht alle vorgeschriebenen Bedingungen erfüllte. Aber die Kanadier waren weniger streng gewesen. Sie hatten ihn mit offenen Armen aufgenommen, und nach einer intensiven Schulung durfte er ihre Piloten ausbilden. Schließlich war er zur Unterstützung der Briten nach Übersee abkommandiert worden. Nachdem er über fünfhundert der statistisch ausgerechneten Durchschnittsleben eines Jagdfliegers glücklich hinter sich gebracht hatte, war seine Zeit abgelaufen gewesen und das Schicksal – nein, nicht das Schicksal!
    Gegen das Schicksal hatte er sich immer aufgelehnt. Fast kam es schon einem persönlichen Kampf mit den Göttern gleich. Doch jede Schlacht hatte ihn als Sieger gesehen, und er war nur von seinem Glauben an sich überzeugt.
    Er kannte und duldete keinen Herrn über sich, kein Geschick, das er nicht selbst bestimmte.
    Geburt und Tod akzeptierte er. Aber für alles dazwischen zeichnete er allein verantwortlich! Nur er bestimmte über sich, niemand anderer.
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