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0258 - Der Raub der Broadway-Königin

0258 - Der Raub der Broadway-Königin

Titel: 0258 - Der Raub der Broadway-Königin
Autoren: Karl-Heinz Günther
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Zigarette an und wartete. Etwa eine Minute mochte vergangen sein, als ein Mann von der Bar her den Gang betrat und an mir vorbei zu den Toiletten ging. Als er mich sah, stutzte er einen Moment, ging dann aber rasch weiter. Ich maß diesem Vorfall keinerlei Bedeutung zu.
    Als das Telefon frei wurde, hing ich mich an die Strippe. Ich hatte Glück, die Mädchen waren noch nicht abgereist. Sie wollten erst am morgigen Vormittag abfliegen. Ich bat sie, im Interesse der Sache den Abflug zu verschieben, und klärte sie über die Gründe dafür auf. Wahrscheinlich wollten sie einiges gutmachen, denn sie überschlugen sich fast vor Bereitwilligkeit. Zufrieden beendete ich das Gespräch und kehrte an unseren Tisch zurück. Kurz darauf kam auch der Mann von den Toiletten wieder. Jetzt sah ich, daß er zu Tuffys Freundeskreis gehörte, denn er setzte sich auf einen Stuhl neben dem Gangsterboß. Sie tuschelten miteinander, wobei Tuffy ganz ungeniert zu uns herüberstarrte. Dann nickte er kurz und stand auf. Ich sah sofort die Ausbuchtung in seinem Jackett, die wir zur Genüge kennen. Er trug eine Schulterhalfter. Langsam zwängte er sich durch die Tische und blieb dann vor uns stehen.
    »Guten Abend, Cotton! Gestatten Sie?«
    Er setzte sich einfach und holte ein ledernes Zigarrenetui hervor.
    »Rauchen Sie?«
    Wir schüttelten die Köpfe.
    »Beamtenbestechung, he?«
    Grinsend zündete er sich eine Zigarre an und blies mir den Rauch ins Gesicht. Dann wurde er plump vertraulich.
    »Einer meiner Freunde hat dich erkannt, Cotton. Hinter wem bist du denn her, mein Junge?«
    »Hinter dir, Tuffy«, erwiderte ich grinsend.
    Er schüttelte tadelnd den Kopf. »Aber, Cotton, ich habe dich immer für ein kluges Kind gehalten. Bei mir liegst du völlig falsch. Ich bin ein braver Bürger, habe ein bißchen Geld, zahle pünktlich meine Steuern und tue keiner Fliege etwas zuleide.«
    Phil grinste. »Und warum schleppst du eine Kanone mit dir ’rum?«
    Er schlug das Jackett auseinander, damit wir sie auch ja richtig sehen sollten.- »Das ist doch nur Angabe, Decker. Ich habe ja nicht einmal einen Waffenschein.«
    Wie gerissen Tuffy war, konnte man aus dieser offenen Selbstbezichtigung ersehen. Unerlaubter Waffenbesitz ist strafbar. Wir hätten ihn jetzt ohne weiteres festnehmen können. Wenn wir jedoch darüber hinweggingen, dann wußte er sofort, daß wir in einer viel wichtigeren Sache hinter ihm her waren. Ich beschloß, sein Spiel zu spielen.
    »Wenn es darum ging, Tuffy, hätten wir dich schon längst eingelocht. Aber das interessiert uns vorläufig gar nicht. Später wird das eben ein Anklagepunkt mehr sein. Wir haben Zeit, Tuffy.«
    »Ja, Freunde, dann erzählt doch dem lieben Tuffy mal, wo euch der Schuh drückt?«
    Phil sah ihm ganz ruhig in die Augen. »Nenne uns nicht noch einmal Freunde, Tuffy, sonst wird der liebe Phil sehr ungemütlich.«
    »Hört, hört«, dröhnte Tuffy, »seit wann beschäftigt das FBI denn Größenwahnsinnige?«
    Er deutete zu seinem Tisch hinüber. »Ich habe ein paar nette Freunde bei mir, Decker, die sich ein Vergnügen daraus machen würden, dich zusammenzuschlagen, aber das wäre doch unklug. Wir könnten doch unser Gespräch in aller Ruhe führen. Ist es denn zuviel verlangt, wenn ich euch frage, warum ihr hinter mir her seid?«
    Ich bluffte weiter. »Du hast in den letzten Jahren unwahrscheinliches Glück gehabt, Tuffy. So viel Glück, daß es auf die Dauer gar nicht gut gehen kann. Du bist einfach reif, daß du dich in einer unserer Schlingen verfangen wirst- Wir könnten schon längst zugreifen, wenn es uns darum ginge, dich für ein Jahrzehnt aus dem Verkehr zu ziehen. Aber vielleicht gehörst du sogar auf den Elektrischen Stuhl? Wie denkst du denn darüber?«
    Er grinste, aber er war blaß geworden, und man konnte seine Gedanken lesen. Da er keine Ahnung hatte, wieviel wir von ihm wußten, wurde er natürlich unruhig. Seine Stimme klang ziemlich unsicher.
    »Offen gestanden, ich sitze lieber in einem bequemen Polstersessel. Ich habe überhaupt etwas gegen Elektrizität. Nicht einmaj eine Steckdose repariere ich selbst, versteht ihr? Ich überlege immerzu, warum ihr so erpicht darauf seid, mir den gemütlichen Abend zu verderben? Jetzt schmeckt mir die Zigarre schon nicht mehr.«
    Er drückte sie wütend im Aschenbecher aus. Dann stand er auf und sah uns abschätzend an.
    »Ich wünsche euch trotzdem noch einen guten Abend. Hoffentlich kommt ihr auch gut nach Hause. New York ist zur Zeit wieder ein
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