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0258 - Der Raub der Broadway-Königin

0258 - Der Raub der Broadway-Königin

Titel: 0258 - Der Raub der Broadway-Königin
Autoren: Karl-Heinz Günther
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wurden feucht. Ich trocknete sie an meinem Taschentuch ab und zog die Special aus der Halfter.
    In diesem Augenblick ging das Licht an, und der Wagen setzte sich in Bewegung. Ich schwang mich auf die gummigepolsterte Umrandung und hielt mich mit der linken Hand oben fest. Mit einem Krachen drückte der Wagen die eiserene Flügeltür auf, und die Fahrt in das tödliche Dunkel begann.
    Ich krümmte die Knie und ließ mich etwas hängen, damit ich in Deckung der Puppe blieb. Ein grinsender Totenkopf flammte auf und verlöschte wieder. Die erste Kurve kam. Ein Wimmern drang an mein Ohr, dann kam ein gellender Schrei. Ich genoß alle Erfindungen; die eine Geisterfahrt einem Menschen beschert. Klappernde Gebeine und eine flüchtige Berühung im Gesicht, als wenn ich in ein Spinnennetz geraten wäre. Es ging in die zweite Kurve.
    Die Fahrt schien Ewigkeiten zu dauern. Ein meckerndes Lachen ertönte, dann ging es an einem dynamisch beleuchteten Ungeheuer vorbei. Ein Henker in einem feuerroten Gewand, das riesige Beil in der Hand, grinste mich an.
    Die dritte Kurve. Ein phosphorisierendes Skelett flammte auf und stöhnte laut, dann krachte der Schuß. Er riß die Wadispuppe vor mir um. Ich warf mich blitzschnell zur Seite und krachte mit der Schulter gegen ein Gestell. Lärmend setzte Musik ein.
    Ich rappelte mich hoch und lauschte. Die Musik verschlang jedes Geräusch. Wo steckte der Kerl bloß?
    In diesem Augenblick flammte eine Taschenlampe auf. In ihrem Lichtstrahl sah ich Stothart. Er fuhr herum und wollte auf Wooley schießen, aber ich hatte schon abgedrückt. Mit einem Aufschrei ließ er die Pistole fallen und hielt sein blutendes Handgelenk. Wooley legte ihm die Handschellen an, und wir führten ihn ab. Phil kam uns erleichtert entgegen.
    Schweigend gingen wir mit Stothart zu unseren Autos zurück und fuhren los. Der Teufel von Coney Island hatte verloren.
    ***
    Phil und ich betraten, Stothart zwischen uns führend, Mr. Highs Büro. Obwohl wir Mittwoch morgen 5 Uhr hatten, waren alle versammelt.
    Außer Mr. High waren Reads, Stein und June Holland da. Wooley war mit uns gekommen. Zwischen Reads und Stein saß Clive Wynter. Auf der anderen Seite sah ich Mr. Äiken. Neben ihm standen vier freie Stühle, die wir belegten.
    Ich sah unseren Chef an. »Der Fall Milton-Laine ist abgeschlossen, Chef. Hier sehen Sie den Urheber der teuflischen Verbrechen.«
    Alle starrten auf Joseph Stothart.
    »Berichten Sie, Jerry«, forderte mich Mr. High auf.
    Ich begann. »Vor etwa zehn Jahren kamen zwei Brüder nach New York, die vorher in Terre-Haute in Indiana gelebt hatten. Sie hießen William und Bob Bubble. Bob arbeitete als Angestellter bei einer New Yorker Paßstelle. William hingegen trat als Zauber- und Verwandlungskünstler in hiesigen Varietés auf. Nebenher fälschte er Pässe und überredete seinen Bruder, diese Fälschungen mit amtlichen Siegeln zu versehen. Beide hatten dadurch einen ganz netten Nebenverdienst. Eines Tages allerdings fiel Bob bei seiner Dienststelle auf. Man leitete eine Untersuchung gegen ihn ein und beurlaubte ihn bis zur' Klärung der Angelegenheit. So kam man auch William Bubble auf die Spur. Um den Verdacht ganz auf seinen Bruder abzulenken, ermordete er ihn und gab dieser Tat den Anschein eines Selbstmordes. Der Plan glückte zwar, aber William wurde dennoch zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Außerdem schloß ihn die Artistenliga wegen der Vorfälle aus. Als er aus dem Gefängnis entlassen wurde, stand er ohne die Chance da, ein Engagement zu bekommen.«
    Ich machte eine kurze Pause. »Er trieb sich arbeitslos in der Bowery herum und kam auf eine tolle Idee. War er nicht schließlich Verwandlungskünstler? Er hatte inzwischen den Namen Stothart angenommen. Mit seinen Ersparnissen kaufte er die Geisterbahn. In der Bowery bekam er mit allen möglichen kleinen Gangstern Kontakt.«
    Ich trat zu Stothart und zog ihm die dunkle Perücke vom Kopf. Eine spiegelblanke Glatze kam zum Vorschein. Riesiges Erstaunen.
    »Als Archie Latter, wie er jetzt vor Ihnen sitzt, gründete er eine Gang, die aus lauter Einzelgängern bestand. Man traf sich immer nur, um einen Coup zu starten, dann trennte man sich wieder. Zu dieser Gang gehörten Lefty Hammond, Ricky Bigger, Bob Mockon, Jim Milton und Bill Simmons. Ihnen gegenüber tat Bubble, alias Stothart, alias Latter immer so, als wenn er nur der Strohmann eines großen Bosses sei, der unerkannt blieb. Bubble hatte noch einige falsche Pässe. Eines Tages schrieb er
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