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025 - Die Spinne

025 - Die Spinne

Titel: 025 - Die Spinne
Autoren: Maurice Limat
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seine Spinne braucht.
    Aber nun geht es um Fliegen, und das erheitert sie ein wenig. Allerdings wird sie nach Marthas ersten Worten gleich wieder ernst.
    „Ich wollte sprühen, wissen Sie, gnädige Frau, mit dem Sprühdings da.“
    „Ja, mit dem Zerstäuber, und?“
    „Der Herr hat es mir heute früh verboten. Er sagte, ich sollte die armen Tierchen leben lassen, denn ohne Fliegen gäbe es auch keine Spinnen. Die wollten schließlich auch was zu fressen.“
    „Er hat Spaß gemacht, Martha.“ Trotzdem hat Silvia kein gutes Gefühl. Immer mehr dreht sich alles um diese Vogelspinne.
    „Auch ich habe zuerst darüber gelacht, aber da ist der Herr böse geworden. ‚Lassen Sie das, Martha’, hat er gesagt und dabei ganz komisch geschaut. Sie dürfen also nicht böse werden, wenn Sie wieder eine Fliege in der Suppe finden.“
    „Regen Sie sich doch nicht auf, Martha. Der Herr ist mit seinen Gedanken oft woanders. Und die Fliegen bringen soviel Bazillen ins Haus, sehen Sie nur zu, dass Sie sie loswerden.“
    „Das meine ich auch. Außerdem gibt es keine Spinnen hier, zumindest nicht in der Küche oder im Esszimmer. Nur eben …“
    „Gewiss, Martha, aber das ist ja ein Versuchsobjekt.“
    Silvia hat alle Mühe, Martha loszuwerden. Endlich hat sie es geschafft und kann sich ihrem so sehnlich erwarteten Brief widmen:
     
    Mein Liebes! Hier ist die Adresse.
    Ich musste sie von Jenny erfragen, die zurzeit in Lyon ist. Von ihr und Jean-Claude weiß ich, dass er sie vor Schrecklichem bewahrt hat. Er scheint ein toller Bursche zu sein, und ungemein sympathisch. Er heißt Teddy Verano und wohnt in Paris.77. Rue d’Enghien. Aber verrate mir nur, weshalb Du einen Privatdetektiv brauchst. Macht Jose Seitensprünge?
    Das musst Du mir unbedingt erzählen. Ich brenne darauf, es zu erfahren. Morgen oder übermorgen rufe ich an. Bis dahin umarmt Dich in Liebe Deine Julia.
     
    „Verrücktes Ding“, murmelte Silvia. Aber sie hat ja keine Ahnung.
    Einen Moment bleibt sie sitzen, den Brief in der Hand. Dann steht sie entschlossen auf, durchquert den Salon, ohne einen Blick auf das Vivarium zu werfen. Der anschließende Raum ist Joses Arbeitszimmer, dort steht das Telefon, und dort liegen auch die Telefonbücher.
    Silvia blätterte gerade nach Teddy Veranos Namen, als sie Joses Wagen die Auffahrt heraufkommen hörte.
    „Mein Gott, er wird wissen wollen, was ich hier tue.“
    Sie hielt Julias Brief noch in der Hand. Zwar las Jose ihre Korrespondenz nie, aber sie war jetzt nicht in der Verfassung, selbst scherzhaft gemeinte Fragen zu beantworten.
    So zog sie die unterste Lade auf. Darin lagen alte Negative. Fotografien von Skorpionen, Chamäleons und Wassermolchen, die sie in Guyanas Wasserläufen aufgenommen hatten.
    Jose brauchte sie schon lange nicht mehr. So hob sie einen Aktendeckel hoch, um ihren Brief vorläufig darunter zu verstecken.
    Da hielt sie wie vom Donner gerührt inne. Denn hier lag ein Gegenstand, von dem sie offenbar nichts wissen sollte.
    Rasch verbarg sie ihren Brief auf gut Glück in einem Ordner, nachdem sie das Fach wieder zugeschoben hatte.
    Als sie in den Salon zurückging, verfolgte sie der Gedanke an den Diamantschneider, dessen Vorhandensein so völlig unerklärlich war.
    Diesmal blickte sie auf das Vivarium, und ein kalter Schauder rann ihr über den Rücken, während sie sich völlig verstört wieder ans Klavier setzte.
     

„Warum hast du aufgehört zu spielen? Spiel doch, Silvia, du musst es tun, für sie.“
    Sie war so in Gedanken versunken, dass sie sich nicht rührte. In ihrer Verwirrung gelang es ihr nicht, nur eine einzige Note anzuschlagen.
    Sie schreckte erst aus ihren Gedanken auf, als Jose ganz dicht neben ihr war:
    „Verzeih’ mir. Liebster, ich hatte dich nicht kommen gehört.“
    Er kam näher und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. „Ich habe mich gewundert, dass ich dich nicht spielen hörte. Um diese Zeit bist du immer in Brahms, Mozart oder Schumann vertieft.“
    Gewaltsam riss sie sich zusammen. „Ja, das stimmt, aber ich habe ein wenig ausgeruht. Du siehst, ich habe Beethoven geübt.“
    „Ja, ich sehe, die Sonate.“
    Dennoch konnte sie ihre Betroffenheit nicht verbergen.
    „Du kommst heute früher nach Hause als sonst.“
    Für den Bruchteil einer Sekunde nahm sie einen eigentümlichen Ausdruck in Joses Zügen wahr. War es Angst, Verlegenheit?
    Sehr rasch, beinahe zu plötzlich, kam die Antwort:
    „Ich muss früh zu Abend essen. Chivas hat mich gebeten, unbedingt heute
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