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025 - Die Spinne

025 - Die Spinne

Titel: 025 - Die Spinne
Autoren: Maurice Limat
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Miezekatze.
    Dabei habe ich klipp und klar erklärt, dass ich keine Katze mehr im Haus dulde, auch wenn es Mäuse auf dem Speicher gibt. Aber das kommt schließlich in den besten Familien vor.
    Unsere kleine Villa ist entzückend, aber Mäuse oder gar Ratten findet man eben überall, selbst in der Umgebung von Paris, mag das Haus noch so gut geführt sein.
    Silvia hat nicht protestiert, aber auch sie trauert offenbar der Katze nach.
    Ich wollte ihr ja keinen Kummer bereiten, denn ich liebe sie, ich liebe sie immer noch, vielleicht inniger als zuvor, seit sie mir die Geschichte mit Elna verziehen hat.
    Aber das ist vorbei und vergessen. Vor mehr als einem Jahr sind wir von Guyana zurückgekehrt, und seitdem scheint sich unser Glück wieder gefestigt zu haben.
    Dafür bin ich Silvia sehr dankbar. So manche Frau hätte mir das lange nachgetragen. Sie aber bemüht sich, mir stillschweigend darüber hinwegzuhelfen.
    Wenn sie allerdings wüsste …
    Denn wie könnte ich Elna vergessen, die glühende und launenhafte Liebe dieser Frau? Nein, ich will nicht mehr daran denken.
    Ich muss mich ja um meine kleine Kostgängerin kümmern. Für sie brauche ich die Mäuse. Und wäre diese elende Katze noch da, die sie fängt oder durch ihren bloßen Geruch vertreibt, ich wüsste nicht, womit ich meinen Gast füttern sollte.
    Aber nun läuft alles wie am Schnürchen. Heute früh waren zwei Mäuse in der Falle. Junge wohl, ungeschickt und unerfahren. Sie hatten sich in das Netz gewagt, auf dessen Grund ich Körner gestreut hatte. Und hier habe ich sie, lebendig und appetitlich. Das wird ein Festessen für dich.
    Ja, ich bin es, ich komme. Du kennst ja schon die Stunde und lauerst mir auf. Oh, sehen kann ich dich nicht. Du hast dich gut versteckt in deinem wolligen Gespinst. Du verbirgst deinen schwarzen, behaarten Körper in diesen feinen Gängen, die du so meisterhaft, mit soviel Kunst und Geduld herzustellen weißt. Darin wartest du den ganzen Tag.
    Du lauerst wie in den geheimnisvollen Wäldern, in denen deine Artgenossen leben und die anderen beobachten, immer bereit, sich auf einen Vogel, ein winziges Säugetier, ein Insekt ZU stürzen, die unvorsichtig genug waren, sich in ihren gefährlichen Netzen zu verfangen.
    Tapp, tapp.
    Ja, ich bin es, du kennst das Zeichen. Ich klopfe zweimal kurz gegen die Glaswand, und du hast dann keine Angst. Ganz im Gegenteil, du weißt, dass ich komme.
    Nur ruhig, ich bringe dir deine Atzung. Wenn du sie verschlungen hast, bist du für einige Tage satt. Berauscht vom Blut, wirst du dich in eine Ecke deines Glashauses zurückziehen. Aber ich kann dich wohl sehen, und du siehst mich auch. So wie du auch Silvia siehst, die nie ohne Schaudern näher kommt, Missbilligung im Blick, weil ich dich weiterhin unter unserem Dach behalte.
    Martha dagegen gibt sich gar nicht die Mühe, ihren Ekel zu verbergen. Einmal hätte sie sogar beinahe die Scheibe zertrümmert, als sie beim Putzen angeblich zu ungeschickt mit dem Besen ausholte.
    Mir blieb schier das Herz stehen, und ich habe ihr ein für allemal die Lust genommen, so etwas noch mal zu tun.
    „Martha“, habe ich gesagt, „ich warne Sie. In diesem Glaskäfig sitzt der Tod. Ja, ganz recht, der Tod. Wenn Sie den Käfig zertrümmern und die Spinne davonrennt, dann kann ich für nichts garantieren. Es ist ein gefährliches Tier, doppelt gefährlich durch die Eier, die es zu gewissen Zeiten legen kann. Und – wie man Ihnen ja schon gesagt hat, sein Biss ist in höchstem Masse giftig. In einer Minute dringt das Gift in die Blutbahn ein. Man kennt kaum Gegengifte, die wirklich etwas taugen. Wer gebissen wird, muss unverzüglich ins Pasteur-Institut geschafft werden, wenn er überhaupt eine Chance haben soll, davonzukommen, selbst, wenn man sofort das Gegengift zur Hand hätte. Verhalten Sie sich also ruhig.“
    Sie sagte: „Der Herr scheint zu glauben, ich hätte es absichtlich getan. So dumm bin ich nun auch nicht.“
    Mir gingen beinahe die Nerven durch. „Das habe ich nicht behauptet. Ich möchte nur, dass Sie aufpassen. Das ist alles!“
    Beleidigt verließ sie das Zimmer; nur undeutlich hörte ich einige Schimpfwörter, etwa der Art, dass man es Verrückten verbieten müsste, sich solche komischen Tiere zu halten, und ähnliches.
    Ich weiß nicht mehr, was ich ihr darauf gesagt habe. Alles wäre schief gegangen und Martha davongelaufen, hätte Silvia die Dinge nicht wieder ins Lot gebracht.
    Gute Silvia. Immer biegst du krumme Sachen wieder gerade. Wie
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