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025 - Die Spinne

025 - Die Spinne

Titel: 025 - Die Spinne
Autoren: Maurice Limat
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diesem Glaskäfig hält Jose Larrue, der junge, viel versprechende Insektenforscher, seine Vogelspinne. Er hat sie von einer Expedition nach Guyana mitgebracht. Diese Lasiodora ist recht selten und so giftig, dass selbst die Haare, die ihren Körper bedecken, bösartige Hautreizungen hervorrufen können, ähnlich wie es Brennnesseln tun. In einigen extremen Fällen kann ihr Biss sogar zum Tod führen.
    „Warum muss ich nur mit diesem entsetzlichen Monster unter einem Dach leben?“
    Schon zwei Dienstmädchen hatten unter verschiedenen Vorwänden gekündigt. Aber im Grunde war es wegen der Spinne geschehen. Das stand fest. Als Martha kam. besah sie das Vivarium und verhehlte ihren Abscheu nicht. So etwas kann Jose nicht leiden. Außerdem versorgt er seine Spinne allein und füttert sie.
    Wenn er das tut, fliehen Silvia und Martha voller Angst.
    „Wo nur der Briefträger bleibt? Ich muss die Adresse haben.“
    Ihre Sorgen beschäftigen Silvia so sehr, dass sie, die vollendete Pianistin, eine falsche Note anschlägt. Schrill, wie ein Hohnlachen, erklingt die Dissonanz.
    Verzweifelt lässt sie die Hände sinken. Sie fühlt sich schuldig und gereizt. Es ist so viel auf einmal. Der Brief, auf den sie wartet, Marthas unterdrückte Wut, die sich auf den häuslichen Frieden auswirkt, vor allem seit dem unerklärlichen Verschwinden der Katze. Nun soll es, laut Martha, auf dem Speicher von Mäusen wimmeln.
    Und vor allem ist es Joses unverständliches Benehmen.
    Vor zwei Tagen hat sie ihn ertappt, wie er, über das Vivarium geneigt, die Monsterspinne beobachtete. Gewiss, das geschah nicht zum ersten Mal.
    Nur diesmal, und das spürte sie mit schmerzlicher Sicherheit, glaubte er allein zu sein. Flüsternd sprach er zu dem Tier, sie konnte nicht verstehen, was er sagte.
    Aber etwas traf sie wie ein Blitzschlag. Er nannte die Spinne beim Namen. Es war ein Frauenname, der bei uns wenig gebräuchlich ist. Sie hatte ihn in den Tropen gehört, und wie sollte sie ihn je vergessen!
    Elna.
    Der Name allein erfüllt Silvia mit Schmerz und Abscheu. War es nicht die unbestreitbar schöne, aber trotz ihrer Jugend verdorbene Elna, die sich bei Cayenne, wo sie ihr Standquartier für ihre Arbeiten aufgeschlagen hatten, an Jose heranmachte und versuchte, ihn Silvia und ihrer Liebe zu entreißen.
    „Aber das kann doch nicht sein. Elna. Wie sollte ihn diese elende Spinne an sie erinnern? Gewiss, die Vogelspinne und das Mädchen stammen aus einem Land, das er nie vergessen wird.“
    Wieder setzt sie sich ans Klavier und sucht Trost in der Musik. Die Post ist immer noch nicht da. Dabei ist es sechzehn Uhr.
    „Julia hätte sic, h wirklich beeilen können, dabei habe ich ihr doch am Telefon gesagt, wie dringend ich die Adresse des Detektivs brauche.“
    Jose ist im Botanischen Garten. Er hat jetzt eine Anstellung am Institut für Naturgeschichte als Assistent von Chivas. Dort arbeitet er an einer Abhandlung über die Verwendung von Spinnengiften bei der Krebsbehandlung. Dieser Gedanke kam ihm in den Tropen, unter der strahlenden Sonne Guyanas. Professor Chivas griff die Anregung begeistert auf. Und nachdem seine hochgelehrten Kollegen am Roussy-Institut ein paar erste Ergebnisse erzielen konnten, fördert er Larrue.
    Professor Chivas und der Lehrkörper der Universität sind einhellig der Meinung, dass der junge Mann eine große Zukunft vor sich hat. Man besucht seine Vorlesungen. Der Rundfunk brachte ein Interview mit ihm. Jacques Chabanne stellte ihn am Bildschirm vor.
    Ruhm und Ehre.
    Und nur ein einziger Mensch zweifelt an ihm, hat Angst. Die Frau, die er über alles liebt: Silvia.
    Erneut legt sie ihren ganzen Kummer in ihr Spiel. Da klopft es, und Martha steht auch schon mitten im Zimmer.
    „Die Post, gnädige Frau.“
    Hastig greift Silvia nach dem Packen Papier, den ihr das Mädchen reicht.
    Kataloge, eine Geburtsanzeige, ein Brief von ihren Eltern. Wieder Kataloge und Prospekte, ein weiterer Brief.
    Ja, das ist Julias Schrift. Sie hat die Adresse! Da Jose noch nicht zu Hause ist, kann sie gleich anrufen und einen Termin für den nächsten Tag vereinbaren. Oh, sie kann nicht mehr warten, sie reißt den Brief auf. Aber das Mädchen steht immer noch da. Sie scheint bedrückt.
    „Was gibt es denn, Martha?“
    „Es ist wegen der Fliegen.“
    Silvia hatte schon eine erneute Anspielung auf die Katze befürchtet. Denn sie weiß wohl, dass Martha, genau wie sie selbst, Jose im Verdacht hat, das arme Tier umgebracht zu haben, weil er Mäuse für
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