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025 - Die Spinne

025 - Die Spinne

Titel: 025 - Die Spinne
Autoren: Maurice Limat
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Abend zu einer medizinischen Vorlesung in die Pitie zu kommen. Es spricht ein amerikanischer Professor, der mich angeblich kennen lernen will. Das darf ich ja nicht versäumen.“
    Wie immer erfüllte es Silvia mit inniger Freude, wenn sie sah, wie der Ruhm des jungen Wissenschaftlers wuchs. So ging sie gleich darauf ein:
    „Fein, Jose ich sage es gleich Martha, dass wir früher essen und anschließend nach Paris fahren. Die Vorlesung ist doch um halb neun, wie immer?“
    Diesmal brachte sie ihn wirklich in Verlegenheit. Er fing an, herumzustottern.
    „Ja, weißt du, ich dachte nicht, dass du mitkommen wolltest.“
    Silvias Herz krampfte sich zusammen, aber geistesgegenwärtig ließ sie sich nichts anmerken. Sie zeigte sich nur überrascht.
    „Aber gewöhnlich nimmst du mich doch mit.“
    „Sicher, mein Schatz, aber weißt du, heute Abend ist ein ganzer Haufen alter, hochgelehrter Herren beisammen, du würdest dich nur langweilen.“
    „Gewiss, aber ich kenne sie doch alle, bis auf deinen Amerikaner.“
    „Sicher, mein Schatz, aber glaube mir, es wird eine reine Fachsimpelei.“
    Silvias Protest wurde schwächer.
    „Schließlich und endlich bin ich deine Mitarbeiterin. Ja, ich weiß, ich habe kein Diplom und bin daher nur reiner Amateur. Aber war ich denn nicht dabei in Guyana, bin ich nicht bis in den Urwald mit dir vorgedrungen? Suchten wir denn nicht zusammen Riesenskorpione und Spinnenkrabben?“
    Er lächelte, vielleicht um seine Verlegenheit zu verbergen. Dann zog er sie an sich und küsste sie, diesmal nicht ganz so gleichgültig wie beim Nachhausekommen.
    „Meine kleine Silvia, du tätest wirklich besser daran, dich auszuruhen. Ja, wirklich, du bist ein wenig blass. Du hast doch auch nicht mehr gespielt, weil du zu müde warst, stimmt das nicht? Siehst du, dabei weißt du doch, wie sehr unser kleiner Gast Musik liebt. Sie ist musikalisch wie alle ihre Artgenossen.“
    „Ach, Jose.“
    Er aber wandte sich zum Vivarium und neigte sich darüber.
    „Viele sagen ja, die Musikliebe der Spinnen sei ein Ammenmärchen. Aber während du spieltest, mein Schatz, konnte ich feststellen, dass das nicht stimmt. Die Spinne, eines der am höchsten entwickelten Tiere, das Erstaunliches auf architektonischem und mathematischem Gebiet leistet, ist empfänglich für Musik. Ich will meine Untersuchungen auf diesem Gebiet weiter betreiben, und dabei musst du mir helfen. Hör mal zu. Jeden Tag spielst du zur gleichen Zeit ein ganz bestimmtes Stück. Wir werden sehen, wie sie reagiert, was sie tut. ob sie Eier legt, was in der Gefangenschaft allerdings selten vorkommt. Ja, sogar, wie es um ihren Appetit bestellt ist. All das kann durch Schallwellen stimuliert werden. Wenn es dir zuviel wird, nehmen wir einfach den Plattenspieler. Die Sache interessiert mich, ich bin an einer Arbeit über das Problem.“
    Er sprach in einem fort. Silvia wusste sehr wohl, weshalb. Es ging ihm nur darum, allein auszugehen.
    Ihr sicherer Instinkt wies ihr den einzig richtigen Weg. Sie würde nachgeben, ja, besser noch, eine leichte Migräne vortäuschen.
    Jose indessen klopfte gegen die Scheibe: „Komm heraus, meine Schöne, zeig dich doch.“
    Das grässliche Tier kletterte an der Scheibe hoch, und Silvia konnte ihren Leib von unten sehen, die acht schwarzen, behaarten Beine, die hellere Bauchpartie. Und die Spinne schien Jose zu kennen, denn jetzt, als er die Hand flach gegen die Scheibe presste, kroch sie darauf, nur durch das Glas von ihm getrennt. Nun schob er die Hand weiter, und das Monster folgte ihm, als ob es seine Nähe suchte. Gebannt sah Silvia zu.
    „Sie folgt mir, sie kommt“, murmelte er. „Silvia, Silvia!“
    Sie wollte auf ihn zugehen.
    „Aber nein, nicht doch. Spiele! Ich will sehen, wie sie darauf reagiert.“
    Es ging ihm alles nicht schnell genug. Wütend explodierte er:
    „Himmel, was trödelst du denn herum?“
    „Oh, bitte, Jose, werde nicht gleich grob.“
    Zornig stampfte er mit dem Fuß auf.
    „So was hat man gern. Ich mache ein wissenschaftliches Experiment und Gnädigste sind nicht in Stimmung. Du verdirbst mir noch alles.“
    Silvia wurde blass und erhob sich.
    „Bitte, hör auf in diesem Ton mit mir zu sprechen.“
    „Ja, zum Kuckuck, spielst du nun oder nicht?“
    „Nein, ich spiele nicht. Nimm doch das Grammophon, eben hast du es ja selbst vorgeschlagen. Wenn du schon unbedingt deine widerliche Spinne betören willst.“
    Jose wirbelte auf dem Absatz herum und stürzte auf seine Frau zu.
    „Ja,
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