024 - Horrorhölle Tansania
dachte er.
Sein Blick war starr nach vorn gerichtet. In der Ferne tauchte jenes Haus auf, in dem Zanaza die Bekanntschaft von Frank Esslin, Rufus und Phorkys gemacht hatte. Sie fuhren an der Geburtsstätte des Monsters vorbei.
»Sind Sie in Ordnung?« fragte Kemba.
»Ich stehe natürlich noch unter Schock.«
»Das ist klar. Brüche, innere Verletzungen scheinen Ihnen glücklicherweise erspart geblieben zu sein.«
Zanaza grinste. »Ich habe eigentlich nur einen Mordshunger.«
Seltsam, wie er dieses letzte Wort betonte.
Kemba bekam das jedoch nicht mit. »Hunger«, sagte er und nickte verständnisvoll. »Ein knurrender Magen ist ein lästiger Geselle. Ich kenne ein Rasthaus, wo man ordentlich was zu futtern kriegt. Ein, zwei Hamburger könnten mir auch nicht schaden. Wollen wir die Oase der wohlschmeckenden Speisen ansteuern?«
Zanaza schüttelte den Kopf. »Ich glaube, von dem Zeug, das dort angeboten wird, bringe ich keinen Bissen runter.«
Kemba lachte. »Sind Sie denn so verwöhnt? Sind Sie verheiratet? Gehören Sie etwa zu den Männern, die allen Ernstes behaupten, außer ihrer Frau kann niemand kochen? Ich sage Ihnen, der Besitzer des Rasthauses kocht selbst. Er war in Kairo, Rom, Wien und Paris. Wenn Sie dem freie Hand lassen, stellt er Ihnen ein Morgenmenü zusammen, das Sie umwirft.«
»Gekochtes! Gebratenes! Davor ekle ich mich«, knurrte Zanaza.
»Es muß roh sein, blutig…«
Kemba wiegte den Kopf. »Na hören Sie mal, Sie scheinen mir ja einen ganz besonders ausgefallenen Geschmack zu haben. Sagen Sie bloß, am liebsten wäre Ihnen frisches Menschenfleisch.« Er lachte aus vollem Halse.
»Richtig«, sagte Zanaza leise. »Sehr richtig.« Er starrte den Lkw-Fahrer dabei mit unverhohlener, wachsender Gier an.
Kemba fühlte sich auf einmal unbehaglich. Der Mann schien bei seinem Unfall geistig etwas abbekommen zu haben.
Menschenfleisch! Lächerlich! dachte Kemba. Wo leben wir denn?
Was für eine Zeit haben wir?
Es tat ihm schon leid, angehalten und Zanaza mitgenommen zu haben. Der Bursche war ihm auf einmal nicht mehr geheuer. Wenn einer zugibt, daß er am liebsten rohes, blutiges Menschenfleisch ißt…
Kemba liebäugelte mit dem Gedanken, Zanaza aussteigen zu lassen. Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut, und nun auf Wiedersehen. Sehen Sie zu, wie Sie zu Ihrer grausigen Mahlzeit kommen.
Zanaza wurde unruhig. Er wollte nicht warten, bis sie Daressalam erreicht hatten, denn in der Stadt gab es viele Augen, die beobachten konnten, was er mit Kemba machte.
Er griff sich an den Magen und verzog schmerzlich das Gesicht.
»Ist Ihnen nicht gut?« fragte Kemba besorgt. »Sie hätten doch sofort die Polizeistation von Kunduchi aufsuchen sollen. Jetzt läßt der Unfallschock nach, und Sie spüren die Blessuren. Wissen Sie, was ich mit Ihnen machen sollte? Ich sollte Sie ins Krankenhaus bringen, damit man sich um Sie kümmert.«
Zanaza bebte. »Nicht ins Krankenhaus«, preßte er heiser hervor.
»In Ihrem Zustand wären Sie dort aber am besten aufgehoben.«
»Nicht ins Krankenhaus.«
»Sie sollten vernünftig sein…«
»Halten Sie nur mal kurz an. Ich glaube, ich muß…«
»O mein Gott – wenn’s geht, nicht hier drinnen. Den Geruch kriegt man nie wieder raus.«
Kemba warf einen Blick in den Außenspiegel und steuerte den Fahrbahnrand an. Zanaza zitterte. Dicke Schweißtropfen glänzten auf seiner Stirn. Er konnte sich kaum noch beherrschen.
Auf seinem Handrücken bildete sich ein grüner Punkt, der größer wurde. Als er die Größe eines Tennisballs erreicht hatte, fiel er dem Lkw-Fahrer auf. Soeben war das Fahrzeug zum Stillstand gekommen. Kemba wandte sich Zanaza zu, sah den grünen Fleck und sagte: »Was haben Sie denn da? Lassen Sie mal sehen.« Er griff nach Zanazas Hand.
Da passierte es!
Der grüne Fleck platzte auf. Ein kleiner schleimiger Schädel, der auf einem dürren, glitschigen Hals saß, schoß auf Kembas Kehle zu.
Der Lkw-Fahrer riß entsetzt die Augen auf.
Er sah ein widerliches Maul, gespickt mit Säbelzähnen, die er im selben Augenblick in seinem Fleisch spürte. Er wollte schreien, doch die Zähne verhinderten es.
Weitere Schädel brachen aus Zanazas Körper hervor…
Schmatzen, Schlürfen… Kemba hatte nicht die geringste Chance.
Die Art seines Todes war zu grauenvoll, um hier beschrieben zu werden.
Das Ungeheuer schob sich über ihn, und als es sich nach einer Weile zurückzog, war Kemba nicht mehr vorhanden.
Das Monster hatte seine grausige
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