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0239 - Der letzte Raum hat keine Fenster

0239 - Der letzte Raum hat keine Fenster

Titel: 0239 - Der letzte Raum hat keine Fenster
Autoren: Der letzte Raum hat keine Fenster
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Straße und klemmte sich in die unendliche Schlange der dicht gedrängten Wagen. Am Times Square hätte ich ihn um ein Haar verloren, und dann sah ich ihn wieder, als er in Seventh Avenue einbog. Wäre nicht so ein blödsinniger Verkehr gewesen, hätte ich ihn ohne Mühe einholen können. Ich hätte das auch gekonnt, wenn ich Rotlicht und Sirene benutzt hätte, aber das wollte ich nicht. Ich war meiner Sache nicht ganz sicher. Ich sah dann, wie der Buick ohne sonderliche Eile an der Penn-Station vorbei glitt und in die 29. Straße nach Westen einbog.
    Hier kamen wir in ein Gewirr von Eisenbahnlinien und Bussen, die alle den Tunnels unter dem Hudson zustrebten. Zweimal kam der Buick außer Sicht, aber jedes Mal erwischte ich ihn wieder.
    Ich hätte die Verfolgung am liebsten abgebrochen, aber dann überlegte ich mir, was wohl einen Mann, der die gewaltig teuere Eintrittskarte zur Premiere bezahlt hatte, veranlasst haben könne, schon nach der ersten Szene wegzulaufen und ausgerechnet hierher zu fahren, in die Gegend der Docks, der Piers, Lagerschuppen und - jetzt bei Nacht - verlassenen Bürogebäude.
    Ein paar Mal bog der Buick rechts und dann wieder links ein, und in der 21. Straße zwischen der-Tenth und Eleventh Avenue war er dann plötzlich wie vom Erdboden verschwunden. Dann sah ich ihn wieder. Er stand vor einem der wenigen übrig gebliebenen Wohnhäuser, die so aussahen, als seien sie leer.
    Ich stoppte ein Stückchen weiter und ging zurück. Das Haus stand zwanzig Fuß von der Straße entfernt. Die Fenster waren dunkel, blind und ohne Gardinen. Dann plötzlich flammte im ersten Stock die Beleuchtung auf. Ein Rollladen wurde herabgelassen.
    Ich stand da und wusste nicht, was ich tun sollte. Ich hatte keinerlei Berechtigung, in ein fremdes Haus einzudringen. Ich war dem Buick nur gefolgt, weil ich neugierig war und ein unbestimmtes Gefühl mich dazu trieb. Sicherlich gab es in New York Tausende von Leuten, die schwarze Mäntel und Hüte trugen und vielleicht auch eine randlose Brille hatten.
    Am besten war es, wenn ich wartete, bis der Mann wiederkam. Das Haus machte mir nicht den Eindruck, als ob überhaupt jemand darin wohne, am wenigsten einer, der acht oder zehn Dollar für die Eintrittskarte für eine Broadway-Revue ausgegeben hatte.
    Es verging eine Viertelstunde, ’und immer noch rührte sich nichts. Jetzt gab es nur eins. Entweder ich machte, dass ich weiterkam oder ich versuchte, hineinzukommen und konnte, wenn ich mich geirrt hatte und erwischt wurde, nichts anderes tun, als die Flucht ergreifen.
    Ich drückte gegen die Haustür, und zu meiner Überraschung gab diese nach. Drinnen roch es muffig, so wie in allen unbewohnten Häusern. Durch das Oberlicht der-Tür fiel der Schimmer einer Laterne und zeigte mir eine enge Treppe, die nach oben führte. Langsam, Schritt für Schritt, tastete ich mich empor.
    Ich griff nach der Pistole und dann in die rechte Jackentasche, aber ich hatte die Taschenlampe im Handschuhfach gelassen. Nun, es musste auch so gehen.
    Ich fasste nach dem Treppengeländer, tastete mich voran und fluchte, als es dunkler wurde, je höher ich kam.
    Ich stolperte und fing mich am Geländer, aber dieses war nicht für die Ewigkeit gemacht und das Haus war bestimmt schon weit über fünfzig Jahre alt. Es gab nach, und um ein Haar wäre ich mitsamt dem Stück herausgebrochenen Holzes nach unten gesaust. Ich ließ los, und während es im Hausflur krachte und splitterte, setzte ich mich mit Schwung auf eine Stufe Die hielt glücklicherweise, aber im gleichen Augenblick knallte etwas über mir. Schritte polterten, etwas stieß wuchtig gegen meine Rückseite, streifte mich an der Schulter, kam in schmerzhafte Berührung mit meinem Schädel, und dann sah ich, wie ein Schatten über mich hinwegschoss. Ich hörte den Aufschlag und das Poltern. Ein paar Stufen unter mir ein erschreckter Schrei, ein Fluch und wieder Schritte, zuerst langsamer und dann in größter Eile.
    Bevor ich noch zu mir gekommen war, wurde die Haustür aufgerissen. Ich sah den Schatten eines Mannes, der eine Schiebermütze trug. Die Tür fiel ins Schloss, und alles blieb still.
    Der Mann war nicht der gewesen, den ich hierher verfolgt hatte. Der musste sich noch im Haus befinden. Es hatte auch keinen Sinn, wenn ich den-Versuch machte, ihn zu verfolgen. Ich wäre unbedingt die Treppe hinuntergeflogen, und wenn ich weniger Glück gehabt hätte als er, so würde ich mir das Genick brechen. Ich beschloss also, mich nicht stören
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