Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0239 - Der letzte Raum hat keine Fenster

0239 - Der letzte Raum hat keine Fenster

Titel: 0239 - Der letzte Raum hat keine Fenster
Autoren: Der letzte Raum hat keine Fenster
Vom Netzwerk:
wird mir einen Logenplatz verschaffen. Ich bin Jerry Cotton vom FBI.«
    »Ein G-man? Seit wann hat Miss Passada denn solche Freunde?« Er wurde der Antwort enthoben, denn im gleichen Augenblick stürmte eine Rotte uniformierter Zeitungsjungen das Theater. In den Armen hielten sie Stöße von Extrablättern. Die Boys schrien mit überschnappenden Stimmen:
    Der Schmuck des Stars der Revue Broadway-Pigalle geraubt! Brillanten und Saphire im Werte von hundertzwanzigtausend Dollar! Die Große Sensation am Broadway! Unerhörter Juwelenraub!
    Ich griff mir eines der Extrablätter und stellte fest, dass diese in der Druckerei der NEW YORK EVENING POST - eines kleinen Blatts, ohne jede Bedeutung - hergestellt worden war. Ich war der Überzeugung, dass Mr. Greaseback die Druckkosten trug, zumal von dem Doppelmord keine Rede war.
    Ich nahm eine Karte aus meiner Brieftasche, schrieb zwei Zeilen darauf und sagte zu dem Geschniegelten: »Schicken Sie das sofort in die Garderobe von Miss Passada.«
    Er zögerte einen Augenblick und fügte sich dann. Fünf Minuten später hatte ich bereits eine unmittelbar an der Bühne gelegene Loge. Die Direktoren zweier anderer Broadway-Theater mit ihren Damen saßen dort bereits.
    Dann begann die Revue. Der Aufmarsch hübscher Mädchen war schon das Eintrittsgeld wert. Die Dekorationen mussten einen Haufen Geld gekostet haben.
    Erst am Ende des ersten Bildes zeigte sich Mercedes Passada dem staunenden Publikum.
    Die Revue-Girls hatten sich auf einer vielstufigen Treppe auf gestellt, so dass in der Mitte nur ein Gang frei blieb. Ganz oben leuchtete eine aus Prismen gebildete, sich unablässig drehende Sonne, und unter dieser erschien Mercedes. Die Musik setzte aus, als ob ihr der Atem ausgegangen sei. Für einen Augenblick blieb es totenstill, und dann setzte ein Beifallsorkan ein.
    Mercedes stand mit hocherhobenen Armen und strahlendem Lächeln. Sie stieg tänzelnd die Stufen herab, drehte sich in einer Pirouette, und in diesem Augenblick wirbelten auch die anderen Girls so durcheinander, dass sie einen Hintergrund für den Star der Revue abgaben.
    Gegen elf Uhr hatte ich genug. Ich stand leise auf und ging hinaus.
    Das Foyer war leer, und die Mädchen an der Garderobe strickten oder lasen. Die Kleine, die mir meinen Mantel und Hut gab, sah mich an, als wolle sie ihre tiefste Missbilligung darüber ausdrücken, dass ich die gebotenen Genüsse nicht zu schätzen wisse. Ich warf noch einen schnellen Blick in den Spiegel und stand einen Augenblick wie angefroren.
    Hinter mir ging gerade jemand durch die Schwingtür nach draußen. Ich sah 12 nur eine lange, schmale Gestalt in schwarzem Mantel. Die Gestalt trug einen breitrandigen, dunklen Hut. Ich fuhr herum, aber der Mann war schon verschwunden.
    ***
    Als ich wie ein geölter Blitz auf den Ausgang zulief, sah ich nichts mehr von dem Mann.
    »Hast du den Herrn gesehen, der soeben hinausging?«, fragte ich den Pagen, der dienstbeflissen die Tür aufriss.
    »Ja«, grinste er. »Es war wohl ein Pfarrer, der sich schämte, und deshalb davonlief.«
    »Trug er eine Brille?«
    »Ja, so ein altmodisches Ding, ohne Rand.«
    »Und wohin ging er?«
    »Um die Ecke zum Parkplatz, denke ich.«
    Es war nur eine Ahnung, aber ich hatte den ganzen Abend an Slayer-Joe gedacht, und so lief ich hinterher.
    Der Parkplatz war dunkel, wahrscheinlich hatte man aus Sparsamkeit während der Vorstellung die Beleuchtung ausgeschaltet.
    Der Wärter saß in seinem Häuschen und las. Alle Leute schienen heute Abend zu lesen. Ich fragte ihn: »Haben Sie hier eben jemand gesehen?«
    »No. Wer sollte denn jetzt schon kommen? Die Vorstellung läuft doch noch.«
    »Ein Autodieb«, schnauzte ich, und während er hochfuhr, machte ich, dass ich weiterkam. Aber wo sollte ich zwischen der Unzahl von Wagen den Mann finden, den ich suchte.
    Ein Motor heulte auf. Nur ein schneller Sprung zur Seite rettete mich davor, überfahren zu werden. Eine schwarze Limousine - soviel ich sehen konnte, ein Buick - schoss an mir vorbei. Nur undeutlich konnte ich das Gesicht des Fahrers durch die Windschutzscheibe erkennen, in der sich die Lichter spiegelten.
    Ich sah nur eine Hutkrempe und darunter zwei Brillengläser, Brillengläser ohne Rand. Mit ein paar Sprüngen war ich bei meinem Jaguar, der glücklicherweise ganz vom stand.
    Ich sprang hinein, und während der Parkwächter hinter mir her winkte und schrie, hatte ich bereits die Verfolgung des schwarzen Buick aufgenommen.
    ***
    Er raste in die 43.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher