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0238 - In der Voodoo-Hölle

0238 - In der Voodoo-Hölle

Titel: 0238 - In der Voodoo-Hölle
Autoren: Rolf Michael
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Scheinen ihren Wünschen nach einer Audienz bei Morena Nachdruck zu verleihen.
    Aber weder verabschiedete sich der Besucher mit einigen höflichen Floskeln, noch bemerkte Graziana, daß ihr einige Bolivar zugeschoben wurden. Der Besucher, den Graziana bislang noch keines Blickes gewürdigt hatte, tat gar nichts.
    Oder doch?
    In seinem Schweigen lag etwas, was Graziana ein leichtes Frösteln über den Rücken laufen ließ. Sie zwang sich, das Spiel weiterzuspielen. Wie eine Besessene hämmerte sie auf die Tasten der elektrischen Schreibmaschine.
    »Nur nicht aufsehen!« hämmerte sie sich ein. »Nur jetzt nicht aufsehen. Ist es ein reicher Mann, hast du die Unnahbarkeit der Chefsekretärin verloren und er wird dir kein Geld zuschieben. Für einen geringeren Mann mußte diese Nichtbeachtung genügen, ihn des Zimmers zu verweisen.«
    »Wie ich schon eben sagte, ist der Chef sehr beschäftigt und empfängt heute niemanden mehr!« bemerkte Señorita Graziana wie beiläufig, während ihre flinken Finger über den Tasten wirbelten.
    »Für mich schon«, kam es wie das Zischen einer Schlange. Graziana war zumute, als sei sie mit etwas Schlüpfrigem, Klebrigem, Ekelerregendem zusammengekommen. Langsam, ganz langsam hob sie den Kopf. Zwei Augen schienen sie förmlich zu durchbohren. Sie sah nicht die hohe Gestalt in dem violetten Gewand von altertümlich-archaischem Zuschnitt. Und nicht die drei mächtigen Goldplatten auf der Brust des Mannes, in die Schriftzeichen und Gravuren von abgrundtiefer Häßlichkeit eingetragen waren. Graziana wunderte sich nicht darüber, daß der Mann ein Kopftuch in der Art der altägyptischen Pharaonen trug, und das von einem goldenen Reif gehalten wurde, der die Form einer Schlange hatte.
    Graziana sah nur die »Augenl« - Augen, die ihr übergangslos den eigenen Willen nahmen. Sie fühlte sich davon gefesselt, beherrscht und den unheimlichen Kräften, die in ihnen wohnten, willenlos ausgeliefert.
    Eine namenlose Furcht machte sich in ihr breit. Und sie konnte sich den Gewalten der Augen nicht entziehen. Wie ein Affe, der in das kaltglitzemde Auge der Schlange blickt und den Tod erwartet, so war auch Graziana völlig in der hypnotischen Gewalt des Amun-Re.
    Und der Herrscher des Krakenthrones trieb sein grausames Spiel mit ihr. Sein zwingender Wille gaukelte ihr alle Schrecknisse einer Folterkammer des finsteren Mittelalters vor. Er ließ sie leiden, ohne ihr zu gewähren, ihren Schmerz hinauszuschreien. Mit weitaufgerissenen Augen und zuckendem Körper machte das Mädchen auf geistigmentaler Basis die fürchterliche Tortur durch, wie sie in den Tagen der Inquisition in Madrid und Sevilla an der Tagesordnung waren.
    Schwer ließ Amun-Re das Mädchen für seine Hoffart und seine Verachtung büßen. Für ihn waren nur wenige Sekunden vergangen. Aber für Graziana war es, als wenn die Tortur Stunden gedauert hätte. Endlich wurde sie aus dieser Gewalt entlassen. Grazianas Körper war schweißüberströmt, in einem Anfall von Schwäche sank sie mit einem schwachen Stöhnen vom. Stuhl.
    »Nun?« fragte Amun-Re knapp.
    Graziana kroch zu seinen Füßen. Die Seelenfolter hatte ihren Willen völlig gebrochen.
    »Befiehl, was du willst, Patron«, sagte sie schwach. »Graziana ist deine Sklavin! Graziana wird gehorchen!«
    »Melde mich Señor Morena!« hörte es das kaffeebraune Mädchen wie aus weiter Ferne, »und sage ihm, daß ihn Amun-Re sprechen will. Hörst du? Amun-Re will ihn sprechen!«
    »Si, si, patron«, keuchte das Mädchen und erhob sich schwankend. »Graziana wird gehorchen. Graziana ist deine Sklavin. Graziana ist die Sklavin des Amun-Re!«
    Und sie taumelte zu der Tür, hinter der Gonzales Morena mit dem Teufel verhandelte…
    ***
    »Ich glaube, wir haben alle in Frage kommenden Punkte abgeklärt. Wenn Sie hier bitte unterschreiben wollen?« Gonzales Morenas zweifelhafter Geschäftspartner schob ihm ein papierartiges Etwas zu. Unverständliche Zeichen und Symoble waren darauf geschrieben. Das war ganz gewiß eine Art Schrift; aber in einer Form, wie sie Morena noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Ratlos starrte er auf das Papier.
    »Das ist die Ausfertigung für unser Archiv!« bemerkte der Agent aus dem Reich der Flamme. »Und es ist die Schrift, die bei uns benutzt wird. Sehen Sie nicht so ungläubig drein, Señor Morena. Es stimmt haargenau mit dem Text der Zweitausfertigung überein, die in spanischer Sprache als Anlage beigefügt ist. Vassago bürgt für die Echtheit der
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