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0238 - In der Voodoo-Hölle

0238 - In der Voodoo-Hölle

Titel: 0238 - In der Voodoo-Hölle
Autoren: Rolf Michael
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war nicht eingeplant. Es mußte aus dem Weg geräumt werden.
    »Kann ich mich nicht mehr im Hause meines Vaters bewegen, wie ich will?« kam es aus dem Schmollmund des Mädchens. »Muß ich wie ein kleines Kind über alles Rechenschaft ablegen?« Stanton fühlte ihren Blick auf sich. Und dieser Blick raubte ihm fast den Verstand.
    »Was suchen Sie?« fragte er verwirrt. Dieses Mädchen, dieser fast kaum verhüllte Frauenkörper, den weißen Tüll eingesponnen hatte und dessen angenehm gebräunte Haut überall hindurchschimmerte… Stanton war nur ein Mann - ein richtiger Mann. Und ein Mann hat in dieser Art von Situationen so seine Leidenschaften.
    »Ich suche… Sie, Señor Stanton!« säuselte es aus Christianas Mund. »Oder besser gesagt. Ich suche dich, Roger!«
    Wie eine Fee wehte sie auf ihn zu. Wie eine Katze schmiegte sie sich an ihn und drückte ihn zurück zum Tisch. Der Südamerikaner spürte die Wärme ihrer Lippen auf den seinigen und fühlte, wie sich ihr geschmeidiger Leib àn seinen Körper schmiegte. Stantons Nase durchzog der feine Duft ihres aufreizenden Parfüms. Seine Rechte legte den Revolver hinter sich auf den Tisch. Es war nichts Unheimliches an ihr. Sie war nur ein junges Mädchen, das sich nach Liebe sehnte. Nach körperlicher Liebe, die auch in Venezuela immer noch unter dem Mantel schamhaftiger Diskretion liegt.
    Wer kann es einem knapp zwanzigjährigen Mädchen verwehren, wenn es einen gutaussehenden Mann kennenlernt und dann seinen Gefühlen freien Lauf läßt?
    Stanton beschloß, die Gunst der Stunde zu nutzen. Mit beiden Armen umfaßte er den Körper des Mädchens. Seine Hände fuhren über ihren Rücken und suchten eine Möglichkeit, das störende Textil zu öffnen. Gleichzeitig hatte er die Augen geschlossen, während er dem hübschen, schwarzhaarigen Mädchen einen Kuß aufbrannte, den man als Trainingspensum für eine Weltmeisterschaft um Dauerküssen werten konnte.
    Stanton war so sehr beschäftigt, daß er nicht bemerkte, wie sich Christianas rechter Arm von seinem Körper löste. Wenige Momente fahren die Finger des Mädchens suchend über die Tischplatte. Dann hielten ihre zierlichen Finger den Lauf des Revolvers in ihrer Hand. Hätte Stanton die Augen geöffnet gehabt, er hätte so etwas wie Triumph in ihren Augen aufleuchten sehen. Den Triumph des Amun-Re.
    Aber Stanton zog es vor, mit geschlossenen Augen zu küssen.
    Die Hand des Mädchens hob den Revolver. Für den Bruchteil eines Herzschlages kreiste der Kolben der Waffe über Stantons Hinterkopf.
    Die Gewalt des höllischen Meisters, die das Mädchen gefangen hielt, forderte den Einsatz aller Kräfte, die der rechte Arm zu geben hatte.
    Der Revolverkolben sauste herab…
    ***
    Ein fürchterlicher Schmerz durchraste Stanton. Vor seinen entsetzt aufgerissenen Augen waberte roter Nebel, durch den nur undeutlich die Konturen von Christianas Gesicht hindurchschimmerten. Keine Regung zeigte sich darin.
    Roger Benjamin Stanton wollte schreien und die Schlafenden warnen. Aber irgend etwas schnürte ihm die Kehle zu. Doch dann raste es heran. Nacht schwarz. Undurchdringlich. Stanton versuchte, gegen das anzukämpfen, was auf ihn zukam.
    »Du darfst nicht die Besinnung verlieren!« zuckte es in ihm auf. »Du darfst nicht…«
    Sein Bewußtsein stürzte in einen schwarzen Schacht ohne Ende. Langsam, ganz langsam rutschte seine Gestalt am Körper des Mädchens herunter. Ohne sichtliche Bewegung wandte sich das Mädchen um und ging zur Tür. Fast lautlos bewegte sie die Klinke. Einen Atemzug später stand sie auf der Veranda. Eine leichte Briese bauschte ihr weißes Gewand.
    »Halt! Wer ist…«, kam es leise vom Dach, und dann ein »Oh, Sie sind es, Señorita Christiana. Verzeihung, aber…«
    »Schon gut, Sanchez!« kam es leise von unten. »Ich will nur noch eine Weile Spazierengehen!«
    »Gut, aber nicht so weit!« kam es warnend. »Es droht Gefahr!«
    »Aber, Sanchez…« hörte der glutäugige Südamerikaner die Stimme der Señorita und glaubte, so etwas wie Spott daraus zu hören. Er verbiß sich jede weitere Bemerkung. Er war nur ein Peon, ein Knecht, und hatte zu schweigen, wenn die Herrschaften ihren Willen durchsetzen wollten.
    Sanchez sah die Gestalt der Christiana de Muliardor dem Walde zustreben. Er ahnte nicht, daß in ihr der Wille einer bösen Macht war, die sie vorwärts trieb.
    ***
    »Meuterei! Empörung! Alle Mann an Deck!« riß eine Stimme Zamorra aus dem Schlaf. Was, bei allen guten Geistern war denn
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