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0238 - In der Voodoo-Hölle

0238 - In der Voodoo-Hölle

Titel: 0238 - In der Voodoo-Hölle
Autoren: Rolf Michael
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gestolpert oder ausgerutscht war? Zamorra fragte nicht danach. Der Dämon konnte warten. Nicole war jetzt erst mal wichtiger.
    Zamorra spurtete los. Aber seine hübsche Begleiterin hatte sich schon wieder aufgerappelt. Schmerz zeichnete ihr Gesicht, aber sie zwang sich zu einem Lächeln.
    »Nichts passiert, Cheri!« sagte sie. »Ich bin nur ausgerutscht.«
    »Das kommt davon, wenn man zu neugierig ist und überall dabei sein muß«, bemerkte Professor Zamorra und stützte seine Sekretärin, die bei jedem Schritt das Gesicht verzog. »Wie sagt unser gemeinsamer Freund Carsten Möbius aus Deutschland, immer so schön?«
    »Laufen ist gesundheitsschädlich!« zitierte Nicole die Rede, die der Junior-Chef des Möbius-Konzerns sehr oft gebrauchte.
    »Gott gab uns die Füße nicht zum Laufen, sondern zum Qasgeben«, setzte sie hinzu und vor ihren geistigen Augen stieg das interessante Gesicht des langhaarigen, immer etwas gammelig herumlaufenden Jungen mit den melancholischen Augen auf. »Der gute Carsten! Was er jetzt wohl so macht?«
    »Der treibt sich sicher mit seinem Freund Michael Ullich irgendwo im Aufträge seines alten Herrn in der Weltgeschichte hemm oder er ist auf der Suche nach dem Ägyptergrab!« sagte der Professor. »Und jetzt komm, Nici. Wir sind nicht zum Vergnügen hier, sondern auf der Jagd!«
    Und er zog sie mehr mit sich, als sie ging.
    Durch diesen kleinen Zwischenfall aber war ihm eine Gestalt in der Menge entgangen, deren Größe und Aufmachung alte Erinnerungen in ihm geweckt hätten. Erinnerungen an Auseinandersetzungen, bei denen der Ausgang völlig offen gewesen war. In einer Höhle unter der Burg Stolzenfels hatten sie sich gegenüber gestanden. In den Katakomben Roms und auf dem antiken Forum der ewigen Stadt war er mit einem Gegner zusammengeprallt, den ein böses Geschick wieder auf die Erde losgelassen hatte. [1] Ein Gegner, den sogar die Mächte der Hölle fürchteten. Denn er war älter als Luzifer selbst.
    So aber tauchte die hochgewachsene Gestalt in dem langen, violetten Gewand in der Menge unter. Ein ebenfalls violettes Kopftuch umrahmte ein Gesicht, das nicht eben häßlich zu nennen war. Und doch beschlich jeden, der es auch nur von Feme erblickte, ein ungutes Gefühl. Die bleiche Gesichtsfarbe, die vorspringenden Backenknochen und den Mund, der an einen schmalen Schlitz erinnerte; das alles konnte einem Menschen unserer Tage gehören. Die elfenbeinfarbenen Zähne waren wie Dolche spitz zugefeilt. Raubtierhafte Zähne, die häßlich hervorbleckten, wenn der Mann mit dem langen, schwarzen Kinnbart den Mund öffnete, führten die Vermutung, daß der Mann einem Zivilisationskreis der heutigen Tage angehören müsse, ad absurdum. Das Furchterregenste jedoch waren seine Augen. Sie schienen hart und klirrend wie Berge des Polarkreises. Und in ihnen lag etwas von Macht, von Gewalt, die von dem Mann in Violett über die Seelen und Gemüter der Menschen ausgeübt werden konnte, wenn er von seinen düsteren Künsten Gebrauch machte.
    Amun-Re, der Hexenkönig des alten Atlantis und Erzpriester der Götzen, die in den Tagen verehrt wurden, von denen weder die Hand eines schriftkundigen Menschen noch das Raunen uralter Legenden etwas überliefert hat, ging einen Weg, der ihn seinem Ziel näher bringen sollte.
    Die Eroberung der Welt! Die Herrschaft über diesen Planeten! Und die Wiederauferrichtung der Altäre für die Blutgötzen, die in den Tagen verehrt wurden, da Atlantis die Geißel der Ozeane war.
    Muurgh, dem Fürchterlichen, sollte wieder geopfert werden. Dem insektenköpfigen Gromhyrxxa und der papageienschnabeligen Jhil.
    Blutriten schrecklichster Art sollten wieder stattfinden im Tempel des Krö tengottes Tsat-hogguah. Des Idols der Idole. Der Inkarnation des Wahnsinns!
    Amun-Re war auf dem Wege zu einem Mann, dessen Name Gonzales Morena war…
    ***
    »Nein, tut mir leid, Señor Morena ist nicht zu sprechen!« leierte Graziana stereotyp herunter. »Señor Morena ist in einer wichtigen Besprechung. Geschäftliche Angelegenheiten. Sie verstehen, Señor…?«
    Das Mädchen hatte kaum von seiner Schreibmaschine aufgesehen. Sie hatte nur das Öffnen der Tür gehört. Gewiß ein Vertreter oder ein kleiner Kunde, der sich sicherlich nur einen Termin geben lassen wollte. Graziana kannte diese Typen. Hier mußte man Geschäftigkeit vortäuschen und sich mit dem unnahbaren Flair der Chefsekretärin umgeben. Dann kam es nämlich vor, daß diese Männer in die Tasche griffen, um mit einigen
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