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0238 - In der Voodoo-Hölle

0238 - In der Voodoo-Hölle

Titel: 0238 - In der Voodoo-Hölle
Autoren: Rolf Michael
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gewissen Staaten Südamerikas gärte es. Eine Revolution jagte die andere. Wer Revolution machen will, braucht Waffen! Und er stellt keine Fragen, woher diese Waffen kommen. Aber er ist bereit, dafür märchenhafte Summen zu bezahlen.
    Die hagere Person mit dem blassen Gesicht und den bösartig glitzernden Augen, die sich als Vertreter der Hölle vorgestellt hatte, wußte das alles. Solche Leute sind Erfüllungsgehilfen Satans. Morena hatte die Plantagen, den Stolz seines Vaters, verkauft, kaum daß er beerdigt war. Und dann hatte er mit Rücksichtslosigkeit und Brutalität sein sogenanntes »Geschäft« aufgebaut. Im Anfang war er noch mitgefahren, wenn die Schmugglerboote zu den vereinbarten Treffpunkten ausliefen. Und er sorgte noch selbst dafür, daß seine zweifelhafte Ware in die richtigen Hände kam. Aber im Laufe der Zeit hatte er das nicht mehr nötig. Er war nur noch der Mann, der im Hintergrund die Drähte zog, der seine früheren Partner ausbootete und dafür sorgte, daß manch einem von ihnen ein bedauernswerter »Unfall« zustieß, den sie nicht überlebten.
    Vieles wußte dér Bote des Teufels besser, als es in den Akten von Interpol stand. Morena war aalglatt. Stets war er der Biedermann. Nie war ihm etwas nachzuweisen. Mehrfach wurde er festgenommen, aber stets lag die Sache so, daß er nach außen hin eine blütenweiße Weste hatte und ihn jeder zweitklassige Anwalt freigepaukt hätte.
    Sie nannten ihn Don Gonzales el Reye, Gonzales, der König. Aber sein Königtum hatte nur wenige Jahre Bestand.
    Da waren die Anderen. Die wirklichen Bosse der Branche. Die Haie, neben denen Morena ein kleiner Fisch war. Hinter denen ganze Wirtschaftsimperien und Aktienpakete standen. Die ihre Finger in allen schmutzigen Geschäften hatten und die selbst das organisierte Verbrechen in den Großstädten kontrollierten.
    Der Konkurrenzkampf war hart und kompromißlos. Aber er wurde nicht, wie in den Tagen eines John Dillinger oder Al Capone, mit Waffengewalt ausgetragen, sondern fand auf dem Papier statt.
    Die Lieferungen Morenas wurden nicht bezahlt, Revolutionen und Kleinkriege in den stets quirligen Kleinstaaten gingen in dem Maße zurück, daß Morena keine Möglichkeit hatte, seine Waffen außer auf dem Wege der Legalität abzusetzen. Dafür rasten die Sammler der Bestechungsgelder in die Höhe. Die Polizei bekam plötzlich von unbekannter Seite Tips und hob in mehreren Razzien diverse getarnte Waffenlager aus. Es schien sich alles gegen ihn verschworen zu haben.
    Sollte sich der Fluch seines Vaters erfüllen?
    Der letzte Geschäftsbericht, den er mit zitternden Fingern ganz langsam in kleine und kleinste Stücke zerrissen hatte und deren Schnipsel jetzt den hochflorigen Teppichboden verunzierten, sagte jedenfalls aus, daß die Firma in Konkurs gehen würde.
    Es würde nicht einmal genug übrigbleiben, um ihm, Gonzales Morena eine ordentliche Beerdigung zuteil werden zu lassen. So jedenfalls hatte irgend jemand am unteren Rand unter der Bilanz vermerkt. Und Morena zog nicht in Zweifel, daß diese Bilanz stimmte.
    Es gab für Morena nur noch die Wahl zwischen einem Leben in den Elendsquartieren von Caracas oder dem Freitod. Wenigstens sollte man in Würde von dieser Welt scheiden.
    Nichts bedauerte er. Und er würde alles noch einmal so machen. Wieder würde er die Laufbahn zum Verbrecher einschlagen. Morena war durch und durch verdorben.
    Langsam zog seine Hand die Schublade des mächtigen Schreibtisches aus vornehmem Rio-Palisander auf. Matt glänzte ihm eine Smith and Wesson entgegen. Nur noch wenige Augenblicke, dann ist alles vorbei. Sei mutig. Sie nannten dich el Reye. Gelebt hast du wie ein Schwein. Nun stirb wenigstens wie ein König.
    Merkwürdig, im Angesicht des Todes machen alle Menschen ihren Frieden mit Gott. Alle flehen das Erbarmen des Allmächtigen an. Morena konnte kein Gebet sprechen.
    Aber er zitterte vor dem Gericht, daß in wenigen Augenblicken über ihn gesprochen würde. Ein Gericht, dem er nicht entgehen konnte und dessen Urteil eindeutig sein mußte.
    Die ewige Verdammnis! Die ewige Qual in den Schlünden der Hölle.
    Wie Hohn waren darum seine Gedanken, die sich in seinem Kopf breitmachten.
    »Wenn er mir hilft, über meine Gegner zu triumphieren und mich wieder zu dem macht, was ich einst war, dann soll der Teufel meine Seele haben!«
    »Können wir nun über geschäftliche Dinge reden?« sagte Morenas Gegenüber, und der scharfe Gestank von Schwefel durchschwängerte die
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