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0233 - Blitzgespräche mit dem Tod

0233 - Blitzgespräche mit dem Tod

Titel: 0233 - Blitzgespräche mit dem Tod
Autoren: Blitzgespräche mit dem Tod
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spät ist, werden sämtliche Schlösser geändert oder ersetzt. Ich hatte schon vor einer Viertelstunde Besuch von höchsten Herren von der Metropolitan Insurance, der Irving Trust Cy. und der Mutual Insurance Corp., die mir die Hölle heiß machten und darum baten, mit ihren eigenen Detektiven zusammenzuarbeiten. Bei diesen drei Gesellschaften ist nämlich die Commerce Bank versichert, und fünf Millionen sind immerhin eine Summe, die der Mühe wert ist. Ich habe mir den Rücken freigehalten und den Herren gesagt, daß wir uns unsere Ermittlungen nicht stören lassen könnten. Wenn sie dagegen Unterstützung brauchen oder uns einen Tip geben könnten, so stünden wir jederzeit zu ihrer Verfügung.«
    Dann beratschlagten wir und beschlossen, ganz systematisch vorzugehen. Wir schickten eine Anzahl unserer Boys überall dahin, wo es einen Erfolg versprach, um herumzuhorchen und unsere V-Leute anzukurbeln.
    Bei einer derartig großen Beute mußte notwendigerweise etwas durchsickern. Kaum waren wir damit fertig, als uns Besuch gemeldet wurde. Der Name Patricia Vance sagte uns gar nichts, aber das Mädchen wollte uns dringend sprechen, und warum eigentlich nicht?
    ***
    Patricia Vance war vielleicht fünfundzwanzig Jahre alt. Sie hatte schwarzes, straffes Haar und schien keinen Wert auf Behandlung durch den Friseur zu legen. Allerdings wußte sie wohl, warum. Dieses schwarze Haar, von dem eine Strähne über die Stirn fiel, gab dem bräunlichen Gesichtchen einen eigenartigen Reiz. Sie sah kindlich und fast zerbrechlich aus. Aber das täuschte mich nicht. Sie war sicherlich weltweise und klug wie eine französische Midinette und ausgekocht und zäh wie ein Fünfundsiebzig-Cent-Steak.
    »Was können wir für Sie tun?« fragte Phil.
    »Das weiß ich noch nicht, aber ich hielt es für meine Pflicht, mich sofort nach meiner Rückkehr vom Urlaub bei Ihnen zu melden.«
    »Ich verstehe nicht ganz, Miß Vance«, meinte mein Freund und setzte das Lächeln auf, das er für besondere Gelegenheiten reserviert hält.
    »Ich war Harry Corrins Freundin«, antwortete sie mit entwaffnender Offenheit. »Ich hörte gerüchtweise, wie man das eben so hört, daß ein Brief, den ich ihm am 19. August geschrieben habe, gestohlen wurde und anscheinend in Unrechte Hände gelangte. Es wurde mir sogar angedeutet, dieser Brief sei schuld an Harrys Tod. Verstehen Sie jetzt, warum ich komme?«
    Sie strich sich die schwarze Stähne aus der Stirn und schlug die Augen voll auf. Im hellen Morgenlicht erschienen sie so blau wie die Veilchen in den Luxusgärten von Hollywood. Aber das Blau dieser Augen war eiskalt. Jedenfalls war Pat Vance ein erstaunliches Mädel.
    »Sie schrieben damals, daß Sie am 21. zurückkämen und Harry Carion im ›Plaza‹ treffen wollten. Warum melden Sie sich erst heute?«
    »Meine Kusine in Jersey war krank und hatte außerdem eheliche Auseinandersetzungen. Sie bat mich so sehr, ein paar Tage bei ihr zu bleiben, daß ich es nicht verweigern konnte. Ich rief darum am 22. bei der Bank an und hörte, Harry sei krank. Näheres konnte ich nicht erfahren. Erst aus den Zeitungen ersah ich, was geschehen war. Ich war wie vor den Kopf geschlagen und so erledigt, daß Margot, das ist meine Kusine, mich noch zwei Tage dort behielt. Ich hatte nicht die Absicht, mich zu melden, aber dann wurden mir die Gerüchte zugetragen, von denen ich Ihnen erzählte, und so kam ich eben. Ich möchte wissen, was daran wahr ist.«
    »Leider alles. Jemand stahl in der Nacht zum 19. Ihren Brief vom Schreibtisch des Mr. Carion und verkaufte ihn Mrs. Cariofi für zweitausendfünfhundert Dollar. Diese war, wie Sie wahrscheinlich wissen, hysterisch und geriet auf die wahnwitzige Idee, ihren Mann und sich selbst zu vergiften. Das tat sie denn auch.«
    Pat Vances blaue Augen flammten auf.
    »Wissen Sie, wer der Schuft war der den Brief stahl?« fragte sie mit geballten Fäusten.
    »Leider nicht, aber was wir vermuten, ist, daß es derselbe war, der auch die Schlüssel zur Bankfiliale in der 161. Straße aus dem Tresor in der Midland Avenue entwendete und damit die Vorbedingung für den im Laufe der letzten Nacht erfolgten Bankraub erfüllte.« Sie stützte den Ellbogen auf den Tisch und das Kinn in die Hand. Dabei konnte ich beobachten, daß sie außerordentlich gepflegte Finger hatte.
    »Darf ich mich erkundigen, was Sie von Beruf sind, Miß Vance?« fragte ich interessiert.
    »Gewiß dürfen Sie das, auch wenn es nicht gerade zur Sache gehört. Ich bin
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