Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0233 - Blitzgespräche mit dem Tod

0233 - Blitzgespräche mit dem Tod

Titel: 0233 - Blitzgespräche mit dem Tod
Autoren: Blitzgespräche mit dem Tod
Vom Netzwerk:
Schlüssel zu schaffen gemacht und diese wieder unter einer neuen Glasscheibe aufgehängt hatte.
    Bis zum Abend geschah überhaupt nichts, und dann beschlossen wir, auf eigene Faust loszugehen. Phil und ich fuhren in meinem Jaguar zur Center Street. Dort stellten wir den Wagen in der Garage des Polizei-Hauptquartiers ab. Dann trennten wir uns.
    Phil übernahm die Gegend zur Rechten von Delancey und ich die zur Linken.
    Es war zehn Uhr und für diese Gegend noch reichlich früh. Ich bummelte am Central Markt vorbei, die Grand Street entlang nach Osten und bog dann in die Bowery ein.
    Früher ratterte hier die Hochbahn, und ihre Pfeiler und Aufbauten machten die Straße, die im Volksmund »die Rutschbahn« heißt, noch finsterer und unheimlicher, als sie schon ist. Mir aber war sie mit ihren Stahlgerüsten und den ratternden Zügen heimischer und vertrauter erschienen als jetzt, da sie sich dunkel, drohend, schmutzig und unheilschwanger vor mir auftat.
    An der Ecke der Price Street machte ich Station bei der »Schwarzen Ina«, nicht sosehr, weil ich hoffte, dort etwas zu erfahren, sondern weil Ina Stanton eine alte Bekannte war. Sie führte ein kleines Lokal so anständig wie möglich, schenkte unverfälschte Drinks aus und sorgte, wenn nötig, mit kräftigen Fäusten für Ruhe und Ordnung.
    Ich setzte mich an die schwach besetzte Theke.
    »Hallo, Ina. Wie geht’s?«
    »Man schlägt sich so durch«, antwortete sie, aber ich vermißte das sonst übliche, freundliche Lächeln in ihrem trotz fünfzehn Jahren Nachtbetrieb immer noch anziehendem Gesicht.
    »Nanu! Was ist Ihnen denn über die Leber gekrochen?«
    »Schlechtes Geschäft«, brummte sie. »Was darf ich Ihnen enschenken?«
    »Einen Scotch auf Eis, wie üblich.«
    »Sofort.«
    Dann holte sie die Eiswürfel aus dem Kühlschrank, warf drei davon in ein Glas und goß ein, ohne abzumessen.
    Sie schob mir einen Bierdeckel hin und stellte das Glas darauf.
    Das war ungewohnt und darum auffällig. Ich nahm einen Schluck und las die wenigen Worte, die sie auf den Untersatz gekritzelt hatte.
    Machen Sie, daß Sie hier wegkommen. Jemand hat es auf Sie abgesehen.
    Das war ebenso neu wie überraschend. Ich war mir keiner Schuld bewußt und hatte in letzter Zeit weder einem hier in der Bowery hausenden Verein noch einem einzelnen Gangster auf den großen Zeh getreten.
    »Warum?« formte ich mit den Lippen.
    Sie hob nur die Schultern. Sosehr ich die schwarze Ina schätze und sowenig ich wünschte, daß es in ihrem Lokal Krach gäbe, sosehr war ich darauf neugierig, wer mir etwas am Zeug flicken wolle.
    Ich setzte mich so, daß ich schnell vom Hocker hochkommen konnte, kippte den Scotch hinunter und bestellte einen neuen. Ina machte ein Gesicht, das eine Mischung von Beleidigtsein und Unruhe ausdrückte. Sie brauchte merkwürdig lange, bis sie mir den Drink hinstellte. Diesmal lag kein Bierdeckel darunter.
    Einer warf einen Quarter in die Musikbox und drückte ein paar Knöpfe. Das Scheppern und Plärren schräger Musik erfüllte den kleinen Raum. Ein Mädchen sang mit schriller Stimme einen frivolen Text dazu, der ein paar Männer veranlaßte, in ein bellendes Gelächter auszubrechen.
    Die Tür wurde aufgestoßen und ein Kerl, dessen Figur an einen japanischen Ringkämpfer erinnerte, schob sich herein. Er hatte dichtes, lockiges, geöltes Haar, ein fleischiges Gesicht und tiefliegende dunkle Augen. Er trug einen großkarierten grauen Anzug, Lackschuhe und einen giftgrünen Schlips. Sein breiter Brustkasten schien unterhalb der linken Schulter stärker gewölbt zu sein als auf der anderen Seite, das heißt, er trug eine Pistole in der Halfter.
    Hinter ihm erschien ein rothaariger, schmächtiger Jüngling mit bläulich-weißer Haut und weißblonden Augenbrauen. Er hatte die niedrige Stirn eines Affen, kein Kinn und kleine rachitische Zähne. Auch er trug neue Kleider, ein blaues Sportjackett mit Goldknöpfen und eine hellblaue enge Hose.
    Nebeneinander sahen die beiden komisch aus. Aber ich merkte, daß sie giftiger als eine Grube voller Vipern waren.
    ***
    Die beiden kamen direkt auf mich 2u. Der Schwarzlockige war so dicht, daß ich den Knoblauchgeruch seines Atems spürte.
    Seine Faust zuckte empor und streifte mein Kinn. Halb sprang und halb fiel ich vom Hocker, und das rettete mich vor einem mörderischen linken Haken.
    Ich blieb ihm nichts schuldig und erwischte ihn genau auf dem linken Backenknochen, was ihn aber nicht sonderlich rührte. Aus dem Augenwinkel konnte ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher