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0233 - Blitzgespräche mit dem Tod

0233 - Blitzgespräche mit dem Tod

Titel: 0233 - Blitzgespräche mit dem Tod
Autoren: Blitzgespräche mit dem Tod
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ein Interesse daran haben sollte, einen davon zu stehlen, nur um diesen Brief, von dem ja auch vorher niemand etwas wissen konnte, von Ihrem Schreibtisch zu nehmen.«
    »Sie werden lachen, ich habe das bereits getan. Allerdings machte ich es so, daß es aussah wie eine Routineprüfung. Ich sah die Schlüssel mit meinen eigenen Augen.«
    Phil und ich blickten uns an. Der Boß zuckte die Achseln und sagte dann: »Ich habe Mr. Carion vergeblich davon zu überzeugen versucht, daß er sich irren müsse. Er wollte es nicht glauben, darum habe ich Sie beide gebeten, hierher zu kommen.« Er blickte seinen Schulfreund an. »Ich würde alles noch einmal durchsehen, den Schreibtisch und sämtliche Taschen. Irgendwo muß der bewußte Brief sich finden. Es ist doch nicht möglich, daß er entwendet wurde.« Carion erhob sich mit beleidigter Miene. Wahrscheinlich hatte er geglaubt, er brauche nur zu uns zu kommen, um den Liebesbrief seiner Freundin durch eine Zauberformel wieder zur Stelle schaffen zu lassen.
    Er verabschiedete sich recht steif und ging.
    »Der gute Harry Carion war schon immer ein merkwürdiger Mensch.« sagte unser Boß lächelnd, »schon auf dem College verlor er alle möglichen Dinge, die ihm wichtig erschienen. Er machte alle anderen dafür verantwortlich. Einmal war es ein Collegeheft und ein andermal seine Brieftasche. Aber alles fand sich wieder ein. Er hatte es nur verlegt.«
    Drei Tage später kaufte ich auf dem Weg zum Office die »Morning News«. Auf der zweiten Seite, gleich hinter den neuesten Nachrichten über die gespannte, politische Lage, fand ich die Meldung:
    GEHEIMNISVOLLES EHEDRAMA Wie wir gerade vor Redaktionsschluß erfahren, hat gestern abend das in Bankkreisen bekannte Ehepaar Harry und Kay Carion im Laufe der Nacht Selbstmord begangen.
    Auf dem Tisch des Wohnzimmers in der 71. Straße East, standen eine zur Hälfte geleerte Flasche Champagner und zwei Gläser, in denen Spuren von Zyankali festgestellt wurden. Abschiedsbriefe sind nicht gefunden worden. Die Polizei hat ihre Untersuchungen noch nicht abgeschlossen.
    ***
    Als ich im Office ankam, ließ Mr. High Phil und mich sofort rufen.
    »Fahren Sie bitte zum Police HQ. Ich habe Sie schon bei Leutnant Jackson, der den Fall bearbeitet, angemeldet und ihm gesagt, ich hätte ein persönliches Interesse daran.«
    Um halb zehn waren wir bereits in der Center Street. Leutnant Jackson war ein alter, korrekter Beamter, der sein Fach verstand. Er legte uns das ärztliche Protokoll vor, das besagte, daß die Ehegatten an Zyanit-Vergiftung gestorben seien und daß sich das Gift nur in den beiden Gläsern befunden habe. Der Rest des Champagners in der Flasche enthielt kein Gift.
    »Wollen Sie die Leichen sehen?« erkundigte sich Jackson.
    Dazu lag kein Grund vor.
    »Ich habe das Zimmer bis zum Abschluß der Untersuchung versiegelt und einen Beamten dort gelassen«, sagte der Leutnant. »Der Tod ist gegen Mitternacht eingetreten, und zwar unmittelbar nach dem Genuß des vergifteten Getränks. Wir haben bisher keinen auch noch so kleinen Vorrat von Zyankali im Hause gefunden. Allerdings haben wir nicht danach gesucht. Meiner Ansicht nach liegt der Fall vollkommen klar.«
    »Er läge klar«, meinte ich. »Wenn da nicht einige Begleitumstände wären.« Und dann erzählte ich ihm von Carions Besuch, dem verschwundenen Brief seiner Freundin und seiner Furcht, dieser könne in die Hände seiner Frau geraten.
    Leutnant Jackson pfiff leise durch die Zähne.
    »Dann sieht die Sache allerdings anders aus, vor allem wenn Sie berücksichtigen, was mir der Hausarzt, den das Hausmädchen im ersten Schrecken gerufen hat, über Mrs. Carion erzählte. Er sagte mir, die Frau sei hochgradig hysterisch und wahrscheinlich nicht ohne Grund eifersüchtig gewesen. Er habe ihr wiederholt gut zugeredet und sie davon zu überzeugen versucht, daß man einen Mann nicht durch Szenen fesseln kann. Er verschrieb ihr auch Medikamente zur Beruhigung, die sie aber gewöhnlich nicht nahm.«
    Der Leutnant bot uns an, uns zum Haus des Mr. Carion zu begleiten, aber da gerade die Nachricht eingelaufen war, daß man einen Selbstmörder aus dem Hudson gezogen habe, verzichteten wir darauf und führen allein zur 71. Straße Nummer 98.
    Ein junges farbiges Hausmädchen, dem man ansah, daß es geweint hatte, öffnete uns. Ein Cop saß in der Diele und trank Kaffee. Dazu verspeiste er einen Teller voller Sandwiches, die bestimmt aus der Carionschen Küche stammten. Er hatte den Schlüssel zum
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