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0230 - Im Land der Unheils

0230 - Im Land der Unheils

Titel: 0230 - Im Land der Unheils
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
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meine… immerhin wird sie kaum der Kraft einer Nova standhalten, oder?«
    Zamorra antwortete nicht sofort. Seine Finger tasteten unbewußt über die Gravuren auf der Vorderseite des silbernen Anhängers. Bills Worte klangen logisch - wenn dies eine magische Falle war, dann konnten sie ihr nur mit gleichen Mitteln entkommen. Aber er hatte ein ungutes Gefühl dabei.
    »Versuch es«, drängte Bill. »Es ist wenigstens eine Chance. Ich will hier raus!«
    Zamorra sah an Bill vorbei in die Tiefe. Die Dunkelheit unter ihnen war vollkommen. Und trotzdem glaubte er Bewegung wahrzunehmen; so, als schliche dort unten irgend etwas herum. Etwas Gigantisches, Böses. Er schauderte.
    »Tu es«, murmelte Nicole. »Ich will nicht dort hinunter.«
    Zamorra wandte sich widerstrebend um, löste das Amulett von seinem Hals und wog es einen Moment unschlüssig in der Hand. Dann trat er an die Tür, zögerte noch einen Moment und preßte es mit einer entschlossenen Bewegung gegen die Tür.
    Im ersten Moment geschah nichts.
    Dann glaubte er ein sanftes, pochendes Vibrieren zu spüren, ein Gefühl, als stießen zwei unglaubliche Kräfte gegeneinander. Und dann…
    Ein grellweißer, lohender Blitz tauchte den Gang in unerträgliche Helligkeit. Zamorra schrie auf, taumelte wie von einer Riesenfaust getroffen zurück und fiel schwer gegen die Wand. Licht, unerträgliches, gleißendes Licht fraß sich durch seine geschlossenen Lider und ließ ihn erneut aufschreien. Er spürte, wie sich Bill und Nicole neben ihm zusammenkrümmten und schützend die Köpfe zwischen Armen verbargen, um dem grausamen Leuchten zu entgehen. Hitze, unglaubliche Hitze hüllte sie ein. Irgend etwas polterte zu Boden und verbrannte, glühte grell auf und strahlte für einen winzigen Moment mit unerträglichem Glanz.
    Dann war es vorbei.
    Zamorra wälzte sich stöhnend auf den Bauch und stemmte sich hoch. Seine Arme zitterten und drohten für einen Moment unter dem Gewicht seines Körpers nachzugeben. Nur mit äußerster Mühe gelang es ihm, sich auf Hände und Knie hochzustemmen und nach den anderen zu sehen.
    Nicole hatte sich ebenfalls halb erhoben und kümmerte sich um Bill, der zusammengekrümmt an der Wand lehnte und die Hände vor die Augen preßte.
    »Was ist?« fragte Zamorra besorgt.
    Nicole sah auf, zuckte die Achseln und versuchte, Bills verkrampfte Hände zu lösen. Es ging nicht.
    »Bill! Was hast du?« fragte er besorgt.
    Fleming stieß ein klägliches Wimmern aus und krümmte sich noch weiter zusammen. »Laßt mich«, keuchte er.
    Zamorra kroch hastig zu ihm hinüber, ergriff seine Handgelenke und bog sie vorsichtig auseinander.
    Der Anblick traf ihn wie ein Hammerschlag.
    Bills Gesichtshaut war stark gerötet, sein Haar verbrannt. Und dort, wo seine Augen gewesen waren…
    »Nein!« keuchte Nicole. »Das nicht!«
    »Ich habe… hineingesehen«, wimmerte Bill. Er riß seine Hände los, krümmte sich wieder zusammen und verbarg das Gesicht zwischen den Armen. »Ich habe genau hineingesehen, als du das Ding weggeschleudert hast. Ich… ich bin blind! Versteht ihr? Ich bin blind!«
    Zamorra antwortete nicht. Er hockte reglos da und starrte wie betäubt auf die verkrümmte, wimmernde Gestalt zu seinen Füßen. Bill mußte direkt in den unerträglichen Blitz hineingesehen haben…
    Zamorra erinnerte sich plötzlich seiner Worte von vorhin. Die Kraft einer Nova… Fleming hatte für den Bruchteil einer Sekunde ins Herz einer explodierenden Sonne gesehen. Vielleicht nur für den millionsten Teil einer millionstel Sekunde - aber diese winzige Zeitspanne hatte gereicht, seine Augen regelrecht zu zerkochen.
    Zamorra richtete sich stöhnend auf. Dort, wo das Amulett zu Boden gefallen war, war ein handgroßer, verbrannter Fleck zurückgeblieben. Mehr nicht. Sein Amulett, jene unbesiegbare Waffe, war zerstört.
    »Die Tür!« keuchte Nicole entsetzt. »Zamorra, sieh doch! Die Tür!«
    Zamorra sah auf, aber nach allem, was geschehen war, konnte ihn der Anblick kaum noch berühren.
    Die Tür war verschwunden. Der steinerne Rahmen war geschwärzt und zum Teil zerschmolzen, so daß geronnener Fels wie weiches Wachs zu Boden gelaufen und dort in bizarren Formen erstarrt war. Und wo die hölzerne Tür gewesen war, war… nichts mehr.
    Keine Wand. Keine Tür. Auch kein schwarzes Etwas, wie er instinktiv angenommen hatte.
    Nichts. Es gab keine Schwärze, keinen Raum - einfach gar nichts.
    Zamorra senkte stöhnend den Blick. Der menschliche Geist ist nicht in der Lage, sich
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