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0228 - Der Leichenpfad

0228 - Der Leichenpfad

Titel: 0228 - Der Leichenpfad
Autoren: Jason Dark
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Nacht.
    Bis zum Nürburgring brauchte er nicht. Südlich von Blankenheim mußte er abbiegen und dorthin, wo sich auch die Quellen der Ahr befanden. Es war eine landschaftlich reizvolle Gegend, die er durchfuhr, und es herrschte Betrieb, denn nicht wenige Urlauber machten in der Eifel Ferien.
    An den Steigungen hatte der Wagen schwer zu kämpfen. Da konnte er fast von einem austrainierten Radfahrer überholt werden, aber bergab und mit Rückenwind glaubte Ralf, schon leicht fliegen zu können.
    Noch ein paar Kilometer, dann hatte er den kleinen Ort erreicht.
    Er lag in einer Talsenke, eingebettet von bewaldeten Hügeln und mit einem milderen Klima versehen als weiter westlich in der Schneeeifel.
    Zahlreiche Radfahrer winkten ihm zu, denn er hatte das Stoffverdeck nach hinten gerollt. Zudem schien die Sonne, und es war ein herrlicher Tag. Kaum zu fassen, daß in solchen Stunden auch Verbrechen geschehen. Aber da waren die zwei Morde, die ihn sehr beunruhigten. Kam tatsächlich die Weiße Frau als Täter in Frage?
    Dieser Gedanke ließ ihn nicht los. Falls er sie sehen würde, war es fraglich, ob er auch genügend Courage besaß, diesen Anblick zu verkraften.
    Das war nämlich nicht jedermanns Sache.
    An einer Straßenkreuzung hielt er an. Nach Blankenheim wollte er nicht. Er bog links ab, wo es in einen dunklen Wald hineinging, der das grelle Sonnenlicht filterte.
    Es wurde ruhig.
    Der Ort, den er ansteuerte, wurde von Touristen nicht besucht.
    Die wenigen Einwohner wollten unter sich sein, ernährten sich von der Landwirtschaft und waren nicht scharf auf Fremde. Zudem schweißte sie ein gemeinsam erlebtes Schicksal regelrecht zusammen, denn die Nachkriegszeiten waren noch nicht vergessen und durch die beiden Morde wieder aktuell geworden.
    Zwei Tote hatte es gegeben.
    Ralf kannte die Namen der Ermordeten, da er sich als Kind oft zu Besuch in dem kleinen Ort aufgehalten hatte. Es waren Bekannte gewesen. Er konnte sich kaum vorstellen, daß sie nun nicht mehr am Leben waren. Er hatte sogar gehört, daß die Leichen verschwunden waren. Ob Lüge oder nicht, das würde sich herausstellen, wenn er da war und die ersten Fragen gestellt hatte.
    Große Hoffnungen setzte der junge Mann in Will Mallmann und dessen englischen Freund John Sinclair. Persönlich kannte Ralf Göpfert John Sinclair zwar nicht, aber der Kommissar hatte ihm in der Altstadtkneipe noch einiges über den Geisterjäger erzählt.
    Genau so viel, um Ralf sehr neugierig zu machen.
    Will Mallmann und John Sinclair würden am Nachmittag eintreffen. Bis dahin wollte Ralf schon einige Informationen gesammelt haben. Er war sicher, daß er sie auch bekam, denn die Einwohner kannten ihn und würden ihn nicht wie einen Fremden behandeln.
    Der Wald wurde lichter. Gleich mußte die große Kurve kommen.
    Wie ein weiter linker Bogen schnitt sie in die Landschaft. Und wenn sie durchfahren worden war, lief die Straße bergab, geradewegs auf das kleine Dorf zu.
    Früher hatte es ja noch ein zweites Dorf gegeben, zu dem auch der Friedhof gehörte. Doch die Häuser waren nach dem verheerenden Krieg nicht mehr aufgebaut worden, zudem hatten dort nur noch wenige Menschen gelebt, und die waren halt in den wieder aufgebauten anderen Ort gezogen.
    Er fuhr aus der Kurve und hinein in die Sonne. Als feuriger Ball stand sie am Himmel und schickte ihre sengenden Strahlen auf die fast ausgedörrte Erde.
    Die Natur lechzte nach Regen. Zu erkennen an den Weiden, deren Gras schon einen gelblichbraunen Schimmer angenommen hatte.
    Selbst die Kühe schienen zu faul zum Fressen zu sein. Sie lagen im Gras und ruhten sich aus.
    Ralf Göpfert hatte eine dunkle Brille aufgesetzt. Wenn er unter der Sonnenscheibe hinwegschaute und nicht geblendet wurde, konnte er bereits die Häuser mit den roten Dächern erkennen.
    Rechts und links davon lagen die hohen Hügel in schwammiger, flirrender Hitze.
    Mit der Zunge fuhr Ralf über seine Lippen. Er freute sich auf ein Bier. Er würde zuerst den Dorfgasthof betreten und sich einen gewaltigen Eimer des köstlichen Gerstensaftes bestellen, den hatte er nach der langen Fahrt verdient.
    Rechts und links der Straße säumten weite Felder die graue Fahrbahn. Zum Teil war die Ernte schon eingefahren worden.
    Ziemlich früh, wie Ralf fand, sonst geschah das zumeist im August. Wo die Felder von Weiden abgelöst wurden, begann der kleine Ort, und Ralf ging vom Gas.
    Fast im Schrittempo rollte er weiter, schaute mal nach links, dann wieder nach rechts, und sein Fuß
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