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0228 - Der Leichenpfad

0228 - Der Leichenpfad

Titel: 0228 - Der Leichenpfad
Autoren: Jason Dark
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zuckte automatisch zum Bremspedal.
    Er hatte etwas entdeckt.
    Auf einem der hellen, dünnen Begrenzungspfähle befand sich etwas Rundes, was dort überhaupt nicht hingehörte.
    Ralf war neugierig geworden. Das Bier konnte noch ein paar Minuten warten. Er wollte erst sehen, was auf dem Pfahl steckte.
    Er hielt an, öffnete den Wagenschlag, stieg aus, sprang über einen schmalen Graben, erreichte den Pfahl, und im nächsten Augenblick verzerrte sich sein Gesicht zu einer Grimasse.
    Auf dem Pfahl steckte ein Kopf!
    ***
    Urplötzlich kam dem jungen Mann die Hitze doppelt so stark vor.
    Die Sonne schien mit zweifacher Kraft zu brennen, und sie schickte ihre sengenden Strahlen in seinen ungeschützten Nacken, so daß ihm der Schweiß aus allen Poren brach.
    Der Kopf war echt. Ein makabres Zeichen am Rand der Straße, und Ralf Göpfert spürte mit einemmal den kalten Horror, der ihn gepackt hielt. Er hatte das Gefühl, sich in einer unheimlichen Gruft zu befinden, denn auf einmal wurde ihm so kalt, daß über seinen Rücken eine dicke Gänsehaut floß.
    Der Kopf gehörte einer Frau!
    Schon die langen Haare wiesen darauf hin. Das Alter war schwer zu schätzen, die Frau hatte zwischen dreißig und fünfzig Jahre sein können. Bleich und blutleer präsentierten sich die Lippen. Sie standen offen, und zwischen ihnen hing ein Stück der Zunge hervor, die eine graugrüne Farbe zeigte. Die Pupillen erinnerten an zwei durchsichtige Steine. Unter dem rechten Auge war ein eingetrockneter Blutfaden zu sehen. Fliegen umschwirrten den Kopf, die Haut hatte einen gelblichen Schimmer und war aufgedunsen, ein Zeichen, daß der Verwesungsprozeß längst eingeleitet worden war.
    Das Grauen schüttelte Ralf Göpfert regelrecht durch. Er zitterte und erlebte eine nie gekannte Furcht. Hastig schaute er sich um.
    Wenn jetzt jemand vorbeikam, mußte man ihn für den Mörder halten, und bei diesem Gedanken krampfte sich in ihm alles zusammen.
    Obwohl es bis zum Dorf nur ein paar Meter waren, war vom Ort her nichts zu vernehmen. Allerdings hörte er in der Ferne ein gleichmäßiges Brummen. Dort fuhr ein Bauer mit einem Trecker über seine Felder. Der Mann war so weit entfernt, daß er Ralf nicht sehen konnte.
    Den Graben übersah der junge Mann. Er machte genau einen Schritt zuviel und fiel. Zum Glück führte der Straßen graben kein Schmutzwasser, so daß sich Ralf nur staubige Kleidung holte.
    Er stand wieder auf und vermied es krampfhaft, auf den Kopf zu schauen.
    Was sollte er tun? Wen sollte er benachrichtigen? Der Kopf gehörte einer Frau aus dem Dorf. Er kannte sie, hatte mit ihr früher gesprochen, und jetzt sah er sie so wieder. Schrecklich…
    Hoffentlich war Frank, sein Vetter, schon da. Mit ihm mußte er über die Sache reden. Nur konnte man den Kopf wohl kaum so lange auf dem Pfahl stecken lassen, ein anderer würde ihn sehen und wahrscheinlich die Polizei mobil machen. Sie konnte Göpfert jetzt nicht gebrauchen. Die Beamten würden ihn festhalten und Fragen stellen. Er kannte die Regeln, schließlich wollte er selbst so etwas Ähnliches wie ein Polizeibeamter werden.
    Nein, da mußte es eine andere Lösung geben.
    Während er noch überlegte, hörte er plötzlich ein ihm bekanntes Geräusch. Da kam ein Wagen.
    Ralf mußte sich jetzt entscheiden. Er konnte es nicht. Stocksteif blieb er zwischen seiner Ente und dem Pfahl stehen, während das fremde Auto immer näher kam…
    ***
    Will Mallmann fuhr noch immer seinen Manta. Von mir auf das Alter des Wagens angesprochen, konterte er: »Was ist denn mit deinem Bentley? Kann man den als jünger bezeichnen?«
    Da hielt ich lieber den Mund. Will hatte recht. Mein Bentley war auch schon ein altes Schätzchen, aber er fuhr treu und brav, wurde regelmäßig gewartet und hatte alle Unfälle gut überstanden.
    Ich lernte zum erstenmal die Eifel kennen und empfand die Gegend als schön.
    Vergleichbar etwa mit den englischen Mittelgebirgen, die ebenfalls eine sanfte Hügelform zeigen und vor allen Dingen sehr viel Wald.
    Den sahen wir auch hier, nachdem wir die Autobahn hinter Bonn verlassen hatten.
    Will erzählte von seinen letzten Fällen. Etwas Übersinnliches war nicht dabei gewesen.
    Ich stattete ihm auch einen Kurzbericht über das ab, was seit den roten Vampiren alles geschehen war.
    Will zeigte sich überrascht. »Da habt ihr ja voll ins Schwarze getroffen.«
    »Kannst du wohl sagen.«
    Nach zehn Minuten mußten wir uns auf der Karte informieren, welchen Weg wir zu fahren hatten. Ich gab
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