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0228 - Der Leichenpfad

0228 - Der Leichenpfad

Titel: 0228 - Der Leichenpfad
Autoren: Jason Dark
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aber da Ralf jeden Augenblick eintreffen konnte, wollte er sich nicht von ihm überraschen lassen. Zudem brachte er noch Besuch mit.
    Frank durchquerte die Diele und öffnete die Haustür. Er blieb auf dem kleinen Podest stehen und schaute hinunter ins Dorf. Die Straße war gut zu sehen, und er hielt Ausschau nach der kleinen Ente seines Vetters.
    Noch entdeckte er das giftgrüne Gefährt nicht und spielte mit dem Gedanken, sich doch noch schnell zu duschen.
    Da hörte er den Knall!
    Frank Göpfert zuckte zusammen. Er kreiselte herum und stellte fest, daß die Haustür zugefallen war.
    Durchzug vielleicht. Wenn er jetzt hinein wollte, mußte er um den Bau herumgehen.
    Frank verzog das Gesicht, kickte einen Stein zur Seite, ging die ersten Schritte und blieb neben einem Sommerrosenbeet stehen, denn er hörte die gellenden Schreie, die selbst das Rauschen der Dusche übertönten.
    »Mein Gott, Chris«, hauchte er und rannte…
    ***
    Wir hatten uns von Ralf Göpfert getrennt. Er wollte erst zu seinem Vetter fahren, um uns danach zu treffen. Den Weg zu einem Gasthaus, wo wir wohnen konnten, brauchte er nicht zu beschreiben, wir fanden es auch ohne, denn es gab praktisch nur eine Herberge in diesem kleinen Eifelort.
    Zimmer waren frei, das stand auch an dem Schild über dem Eingang des Gasthauses.
    Das Dorf wirkte wie ausgestorben. Entweder befanden sich die Menschen auf den Feldern oder sie hielten Siesta. Bei dieser Hitze etwas völlig Normales.
    Wir stellten unseren Wagen am Straßenrand ab, krochen aus dem Manta und betraten einen kühlen Gastraum, wo der Wirt vor einem Fernseher hockte und sich das Nachmittagsprogramm anschaute. Als er unsere Schritte hörte, drehte er sich um und bekam große Augen.
    »Guten Tag«, grüßte Will freundlich. »Haben Sie noch zwei Zimmer frei?«
    Der Wirt stand auf. Er spielte mit seinen breiten Hosenträgern, die sich wie zwei Streifen über dem weißen Hemd spannten. »Wollen Sie hier wohnen?«
    Da seine Stimme erstaunt klang, fragte der Kommissar: »Ja. Ist das so ungewöhnlich?«
    »Eigentlich ja. Die Touristen…«
    Will winkte ab. »Wir wollten dem Rummel entgehen, das ist alles.«
    »Wenn das so ist, sicher. Ich gebe Ihnen die besten Zimmer, die ich besitze. Sogar mit Dusche.«
    »Na, das ist doch was.«
    »Dann gehe ich mal vor.« Der Wirt schaltete erst die Glotzkiste aus, bevor er seine zwei Zentner in schaukelnde Bewegungen setzte.
    Er hatte eine Glatze. Auf ihr sammelten sich Schweißtropfen, die in langen Bahnen über den Stiernacken in seinen Rücken liefen.
    Die Stufen der schmalen Treppe ächzten unter dem Gewicht des Mannes, als er nach oben ging. In der ersten Etage lagen die Zimmer. Es waren kleine, saubere Räume.
    Wir bedankten uns und kühlten uns danach erst durch eine kalte Dusche ab. Anschließend trafen wir uns wieder, und Will fragte:
    »Bleibt es bei unserem Plan?«
    »Ja, wir sehen uns den Totenpfad mal an.«
    »Und wo finden wir den?«
    »Fragen kostet nichts.«
    Der Wirt bekam große Augen, als wir uns nach dem Totenpfad erkundigten. Er ging soweit zurück, bis er mit dem Rücken gegen den Tresen stieß. »Da wollen Sie hin?«
    »Ja. Stimmt was nicht?«
    »Nein, nein. Tagsüber können Sie sich ruhig umschauen. Aber des Nachts ist es gefährlich.«
    »Wieso?«
    »Weil es dort nicht mit rechten Dingen zugeht«, erwiderte er mit fester Stimme. »Und was passiert da?«
    Der Wirt schaute sich scheu um. »Es gibt eine alte Geschichte über die Weiße Frau. Sie ist meist gegen Mitternacht am alten Totenpfad zu sehen, heult und jammert, da ihre Seele keine Ruhe finden kann.«
    »Gibt es dafür einen Grund?«
    »Klar, den gibt es.«
    »Dann nennen Sie ihn uns.«
    Der Wirt verzog das Gesicht. »Sie sind fremd hier, und ich weiß nicht, ob Sie sich…«
    Will Mallmann sagte: »Wenn wir den Totenpfad schon tagsüber betreten, dann wollen wir auch wissen, welch eine Bewandtnis es mit ihm hat.«
    »Die Leute hier haben Angst«, sagte der Wirt und beugte sich vor, wobei er seine Stimme jedoch zu einem Flüstern senkte. »Große Angst sogar. Die Weiße Frau ist gnadenlos. Sie will alle vernichten, die ihr in die Quere kommen. Es hat schon zwei Morde in der letzten Zeit gegeben.«
    Wir taten ahnungslos. »Wirklich?« fragte der Kommissar erstaunt.
    »Ja, und keiner ist aufgeklärt worden.«
    »Man schiebt die Taten der Weißen Frau in die Schuhe?« hakte ich nach.
    »So ist es. Sie allein ist schuld daran.« Der Wirt schüttelte sich, als hätte jemand kaltes Wasser
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