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0228 - Der Leichenpfad

0228 - Der Leichenpfad

Titel: 0228 - Der Leichenpfad
Autoren: Jason Dark
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zurückstellte. »Ah«, stöhnte er, »das tat gut«, wobei er sich den Schaumstreifen von den Lippen und der Nasenspitze wischte.
    Auch Kommissar Mallmann hatte getrunken. Allerdings einen kleineren Schluck. Mit Ralf Göpfert konnte er doch nicht mithalten. Der junge Volontär oder Assistent befand sich noch im Training, denn sein Studium lag erst ein halbes Jahr zurück.
    Der Kommissar grinste. »Sie haben ja einen Durst, alle Achtung.«
    Ralf Göpfert holte tief Luft. »Ja, das kann man wohl sagen. Wissen Sie, bei Ihnen im Büro ist die Luft nicht nur trocken, sondern auch staubig.«
    »Das stimmt.« Will hob seinen Krug. »Prost.«
    Diesmal leerte der Kommissar ihn auch. Er mochte den jungen Mann, der zwei Wochen bei ihm gewesen war und mal in seine Arbeit reingeschnüffelt hatte. Er kam frisch von der Uni, hatte Betriebswirtschaft studiert und wollte die Beamtenlaufbahn einschlagen. Wirtschaftsverbrechen interessierten ihn sehr, er wollte den Weiße-Kragen-Verbrechern auf die Finger schlagen.
    Ralf Göpfert ging die Sache noch sehr schwungvoll an. Er steckte voller Tatendrang, und Will hatte ihn erst einmal bremsen müssen. In den letzten Tagen waren die beiden dann auf Fälle zu sprechen gekommen, die Will erlebt hatte. Wieso das Thema plötzlich aufkam, wußte er selbst nicht, auf jeden Fall redeten sie über okkulte Dinge, und da hielt Will nicht über den Berg.
    Der dunkelblonde Ralf Göpfert war Feuer und Flamme gewesen.
    Er wollte mehr wissen. Da seine Zeit bei Will jedoch zu Ende ging, hatten die beiden vereinbart, sich an einem Freitag nach Feierabend in einer Mainzer Altstadtkneipe zu treffen. Am Tresen wollten sie ausführlicher über den Themenkomplex sprechen.
    Natürlich kam die Sprache auch auf John Sinclair. Während Will von dem englischen Geisterjäger berichtete, leuchteten die Augen des jungen Mannes.
    »Mann, das ist ein Ding.«
    Der Kommissar lachte, nahm einen Bierdeckel und bewegte ihn vor seinem Gesicht, um sich ein wenig Luft zuzufächern. »Ja, mit John Sinclair erlebt man Sachen.«
    Ralf bestellte zwei neue Krüge. »Wenn Sie das so sagen, Will, da kriegt man direkt noch mehr Durst. Geister, Gespenster, Vampire, Werwölfe…«
    Er lachte.
    »Bisher habe ich geglaubt, so etwas gibt es nur im Kino, und ich hätte auch jeden anderen ausgelacht, aber Ihnen, Will, glaube ich.«
    »Das freut mich.«
    Ralf Göpfert nagte auf seiner Unterlippe. »Irgendwie ist es sogar ein Zufall, daß wir gerade jetzt darüber reden.«
    »Wieso?«
    »Weil ich morgen früh so einer Spukgeschichte nachgehen will. Zusammen mit Frank, meinem Vetter. Wir treffen uns in einem kleinen Nest in der Eifel.«
    »Und was ist da los?«
    Ralf gab noch keine Antwort. Er nahm erst einmal den vollen Krug und trank einen Schluck. Als er ihn absetzte, behielt er die rechte Hand am Griff. »In der Eifel spukt es.«
    »Das hört man öfter.«
    »Aber dieser Spuk, den ich meine, der hängt mit meiner Familie zusammen.«
    »Wieso?«
    »Ein Onkel von mir ist auf eine sehr seltsame Art und Weise ums Leben gekommen. Das war noch im Krieg, März 45. Er ist zusammen mit dem Pfarrer den Totenpfad hinuntergefahren und hatte Leichen geladen. Als die beiden nicht mehr zurückkehrten, gingen die Menschen sie suchen und fanden meinen Onkel, er hieß übrigens auch Ralf, tot.«
    »Was war mit dem Pfarrer?«
    »Den hat man nie mehr gefunden. Vielleicht hat die Weiße Frau ihn geholt.«
    »Die gibt es auch noch?« erkundigte sich Will amüsiert.
    »Mit ihr fing doch alles an. Sie soll am Totenpfad spuken. Und wer ihr in die Hände fällt, ist verloren.«
    »Klingt reichlich verworren«, meinte der Kommissar.
    »Das klingt nicht nur so, das ist es auch«, gab Ralf Göpfert ehrlich zu. »Aber um den Knoten zu entwirren, fahre ich morgen in die Eifel, zur Verwandtschaft.«
    »Ach, da leben noch Verwandte?«
    »Klar, noch ein Onkel. Der ist kurz nach dem Krieg aus Wuppertal hingezogen. Das Haus stand ja leer.«
    »Und Ihre Eltern?« fragte Will.
    »Die wohnen noch in Wuppertal. Während mein Vetter Frank wiederum mit seinen Eltern in der Eifel lebt, obwohl er höchstens am Wochenende zu Hause ist, da er in Köln studiert.«
    Will Mallmann wiederholte noch einmal murmelnd die Verwandtschaftsverhältnisse und wußte dann Bescheid, zudem nickte der junge Göpfert noch zufrieden.
    »Und Sie wollen also die Weiße Frau fangen?« fragte Mallmann.
    »Ja.«
    »Wenn es die nun nicht gibt?«
    »Die gibt es«, behauptete Ralf.
    »Haben Sie das Gespenst
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