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0226 - Tokatas Erbe

0226 - Tokatas Erbe

Titel: 0226 - Tokatas Erbe
Autoren: Jason Dark
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war.
    Ich war nervös, und meinen Freunden erging es nicht anders.
    Sheila hatte bei der Beschwörung nicht mit dabei sein wollen. Sie war ins Haus gegangen, sehr leise, so daß wir nicht einmal das Schlagen der Tür vernahmen.
    Suko, Bill und ich waren in diesen Augenblicken nur Statisten. Das Schicksal einer Frau lag jetzt in den Händen eines einzigen Mannes, der einen finsteren Dämon beschwören und ihn zwingen wollte, ein wertvolles Pfand herauszugeben. Konnte er es schaffen?
    Klein, beinahe schmächtig wirkte der Mann, der ein so großes Wissen in sich vereinigte. Er bewegte sich lautlos auf den großen Kreis zu, übertrat den äußeren Ring und näherte sich dem kleinen Kreis, umgeben von den zwölf schmalen Dreiecken der Tierkreiszeichen und vor sich die Schalen mit den vier Grundelementen.
    Was wir hier gleich erleben würden, war eine uralte, kaum zu begreifende Magie. Vielleicht waren wir sogar die ersten Nicht-Japaner, die dies sahen, und irgendwie betrachtete ich es als Ehre, dabei sein zu dürfen.
    Jetzt kniete er sich nieder. Der Professor hatte die Stellung eingenommen, die es uns ermöglichte, ihn anzuschauen. Blaß, beinahe fahl leuchtete sein Gesicht. Den Spiegel hielt er mit beiden Händen vorsichtig am Rand umfaßt, und seine Finger schwebten für einen Moment über dem kleinen Kreis. Würde der Spiegel passen? Er mußte es, denn wenn die magischen Riten nicht eingehalten wurden, war alles vorbei.
    Der Schweiß tropfte mir von der Stirn, die Feuchtigkeit und die Schwüle hatten sich noch verstärkt, aber nicht sie allein trieben mir den Schweiß aus den Poren, es war auch die gewaltige, innere Spannung, die daran die Schuld trug. Mit dem gekrümmten Zeigefinger wischte ich über meine Augen.
    Neben mir hauchte Bill: »Mensch, John, wenn das mal gutgeht.«
    Der Reporter bekam von mir keine Antwort, denn die Tätigkeit des Professors faszinierte mich. Er mußte sich unter einem ungeheuren Streß befinden, es war außerordentlich schwer, die Bewegungen langsam durchzuführen und sie zu kontrollieren, denn der schwarze Spiegel mußte genau passen. Dann lag er auf dem Boden. Und er paßte!
    Bis zu den Rändern hin füllte er den Kreis völlig aus. Dr. Ganasaro hatte keinen Fehler begangen. Er richtete sich auf, allerdings nur den Oberkörper, die Beine blieben in geknickter Haltung auf dem Boden, und diese Stellung behielt er bei. Ein wenig drehte er sich, wandte uns jetzt schräg den Rücken zu, damit die schwarze Spiegelfläche frei zur aufgehenden Sonne hin lag.
    Wir bewegten uns zur Seite, so daß wir den Spiegel im Blickfeld behalten konnten. Alle drei standen wir vor der großen Wohnzimmerscheibe. Stumm und starr wie Soldaten aus Zinn, und wir lauerten auf die große Beschwörung.
    Der Wissenschaftler legte seine Hände flach auf die geknickten Oberschenkel. Noch einmal konzentrierte er sich, dann hob er den Kopf, richtete seinen Blick zum Himmel und begann mit seiner Beschwörung…
    ***
    Wir hatten alles auf eine Karte gesetzt. Wenn Dr. Ganasaro versagte, gab es auch für Shao keine Rückkehr mehr. Und ich hoffte, daß sie als Lebende zurückkehrte…
    Die Stimme des Professors klang leise. Monoton wäre der richtige Begriff gewesen. Ich hatte schon des öfteren Japaner miteinander sprechen hören, konnte allerdings nie verstehen, was sie sagten.
    Hier erging es mir ebenso. Dr. Ganasaro redete in seiner Heimatsprache, doch ich verstand nur »Bahnhof«.
    Einmal sahen wir, wie sein Körper zuckte. Er schien sich aufrichten zu wollen, sackte jedoch im nächsten Augenblick wieder zusammen, und seine Stimme wurde noch langsamer, noch monotoner. Für uns ein Beweis, daß er sich selbst in Trance versetzt hatte.
    Mein Blick glitt während seiner Worte automatisch hoch zum Himmel, wo das Grau der Dämmerung heller geworden war und sich immer weiter vorschob. Bald mußten die ersten Sonnenstrahlen innerhalb dieser düsteren Wand explodieren, einer von ihnen sollte auch in den Garten und auf den Spiegel fallen. Konnten wir das schaffen? Ich betete, ich zitterte, und ich dachte in diesen Minuten nur an unseren Sieg, den wir erringen mußten.
    Die Vögel waren verstummt. Sie schienen gemerkt zu haben, daß etwas nicht stimmte. Für sie war der Garten jetzt eine Insel, die sie nicht betreten durften.
    Und dann reagierten die vier Elemente. Zuerst sah ich das Wasser. Es hatte sich erwärmt, kochte, und Tropfen wurden aus der Schale geschleudert.
    Gleichzeitig meldete sich auch der Wind. Vielleicht war
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