Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0226 - Tokatas Erbe

0226 - Tokatas Erbe

Titel: 0226 - Tokatas Erbe
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
werden. Versprechen kann ich es nicht.«
    Er nahm das Tablett mit den vier Schalen und näherte sich dem großen Kreis. Mit gemessenen Schritten trat er hinein und blieb neben dem kleinen Kreis in der Mitte stehen. Dort fiel er auf die Knie nieder und baute die Schalen um den Kreis herum auf.
    Er drehte kurz den Kopf und gab uns ein Zeichen. Wir verstanden und gingen auf ihn zu. Nur Sheila und die Wölfin blieben zurück.
    Neben dem knienden Dr. Ganasaro blieben wir stehen und schauten auf die jetzt geöffneten Schalen. In einer brannte das Feuer. Eine blasse, bläulich schimmernde Flamme.
    In der nächsten Schale befand sich die Erde. Schwarzbraun war sie anzusehen und ein wenig zusammengeklumpt.
    »Es ist Erde von der Insel des Schweigens«, erklärte uns der Professor. »Denn diese Insel ist eine der ältesten auf der Welt.«
    Die nächste Schale. Wasser befand sich darin. Die Oberfläche wirkte wie ein glatter Spiegel. Wenn ich sie mir anschaute, hatte ich das Gefühl, tief in die Erde sehen zu können.
    »Wasser ist Susanoos Element. Es kann Leben bringen, aber auch töten«, klärte uns der Japaner auf.
    Blieb noch eine Schale. Die mit der Luft. Ich blickte hinein und sah sie leer.
    »Sie werden sich vielleicht wundern«, sprach der Professor mit leiser Stimme. »Aber diese Schale ist trotzdem gefüllt, denn hier hat der Luftgeist Kamikaze seine Spuren hinterlassen.«
    »Ich kenne ihn«, sagte ich rauh.
    Überrascht schaute mich Dr. Ganasaro an.
    »Woher?«
    »Ich habe ihn erlebt, und ich mußte damals eine gefährliche Mutprobe bestehen.« [6]
    »Dann hoffe ich, daß er dich Mutigen nicht vergessen hat«, erwiderte der Wissenschaftler salbungsvoll.
    Das hoffte ich auch.
    Mit einer Handbewegung bedeutete uns der Professor, den Kreis zu verlassen. Wir gingen wieder zurück, wo uns Sheila mit starrem Gesicht erwartete. Dr. Ganasaro folgte.
    Für eine Weile blieb er neben uns stehen und schaute auf seine Tasche. Dann bückte er sich und holte etwas hervor, das mich an einen Spiegel erinnerte, und zwar an einen runden Rasierspiegel, wie man ihn früher immer hatte. Er hielt den Spiegel so vorsichtig in der Hand, als konnte er leicht zerbrechen und als wäre er kostbarer als ein Edelstein.
    »Was ist das?« fragte ich.
    »Sie haben sich bestimmt schon Gedanken darüber gemacht, aber dies hier ist in der Tat ein Spiegel. Ein schwarzer Spiegel, in dem sich der Geist des Dämons Susanoo fangen soll. Wenn ich ihn in den kleinen Kreis hineinlege, der genau die Ausmaße des Spiegels besitzt, und der Sonnenstrahl auf ihn fällt, so wird die schwarze Fläche verschwinden und einer strahlend hellen Platz machen, die den Dämon durch ihr Licht bannt. Vorausgesetzt natürlich, daß mich die vier Elementargeister nicht im Stich lassen.«
    Wir starrten den Mann an, der diese großen Worte so gelassen aussprach. Zum erstenmal war ich einigermaßen davon überzeugt, daß er es schaffen würde. Auch Suko dachte ähnlich, dies konnte ich an seinem Gesicht ablesen.
    »Ich werde versuchen, den ersten Strahl der Sonne einzufangen, um durch ihn den Dämon zu zwingen, seine Geisel wieder freizugeben. Er darf sie nicht behalten. Ich fühle mich hier als der Vertreter der Sonnengöttin Amaterasu. In ihrem Namen werde ich die Beschwörung durchführen und hoffen, daß die Zeichen der Zeit von Susanoo erkannt werden. Er schafft es nicht mehr, sich den Kräften des Lichts zu widersetzen, denn er ist in dieser Welt längst nicht so stark wie in seiner Dimension. Nur um eins möchte ich Sie bitten: Keine Störung, es wäre dann alles umsonst…«
    Er nahm uns das Versprechen mit den Augen ab, und wir ließen ihn gehen.
    Ich schaute hoch zum Himmel. Er hatte die Schwärze der Nacht bereits verloren, zeigte jetzt ein helleres Grau, das die Dunkelheit vertrieb und sich immer weiter ausbreitete. Bald würde es einen breiten Streifen bilden, aus oder hinter dem dann der grelle Sonnenball explodierte, um einen neuen Tag anzukündigen.
    Es war nicht still. Auch die Vögel hatten bemerkt, daß die Nacht den Kampf wieder einmal verlor, und sie stimmten bereits ihr fröhliches Konzert an.
    Noch lag der Garten im Dunkeln. Wir konnten nicht bis zum Ende des Grundstücks schauen, wo die Tannen standen und sich die Schatten zusammenballten, so daß wir an düstere Inseln erinnert wurden. Dieser Garten hatte es in sich. Sogar ein Ghoul hatte sich hier einmal versteckt gehabt, ein schlimmes Abenteuer, in das auch der kleine Johnny mit hineingerissen worden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher