Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0223 - Sie würfelten um unser Leben

0223 - Sie würfelten um unser Leben

Titel: 0223 - Sie würfelten um unser Leben
Autoren: Sie würfelten um unser Leben
Vom Netzwerk:
mich, und ich traf Sid so vor die Brust, dass er rückwärts taumelte. Die Windrose geriet ins Schaukeln. Die Frau klammerte sich am Steuerruder fest.
    Ralligan warf sich auf mich und presste einen Arm um meinen Hals.
    Ich stellte mich in eine Brücke. Sein Arm drohte abzugleiten. »Vorwärts, Sid!«, brüllte er.
    Sid rappelte sich hoch und fiel mit dem ganzen Gewicht seines Körpers auf mich. Er drückte die Brücke ein. Ralligans Arm gewann wieder Halt.
    Vor meinen Augen tanzten Sterne, und der azurblaue Himmel über mir begann sich zu verfinstern.
    »Vorsicht, Sid«, ächzte Ralligan. »Hast du seine Beine? Gut, halte sie fest, und dann über Bord mit ihm. Pass auf, dass er nicht zu viel blaue Flecken davonträgt! Die Burschen sollen keinen Verdacht schöpfen.«
    Während ich in krampfhaften Windungen versuchte, meinen gebundenen Körper aus ihrer Gewalt zu befreien, hievte Ralligan meinen Oberkörper hoch, ohne den pressenden Arm um meinen Hals zu lockern. Er drückte mich gegen die Bordwand hin. Sid hielt meine Beine in der Höhe der Knie umklammert. Kurz und gut, sie waren im Begriff, mich auf abscheuliche und bestialische Weise umzubringen.
    Dann gellte der Schrei der Frau: »Ein Boot.«
    Die beiden Verbrecher ließen mich los. Ich fiel schwer auf die Planken der Windrose. Meine Lungen bekamen wieder Luft, der Himmel über mir wurde wieder blau, und die Sterne verschwanden. Drei, vier Atemzüge genügten, um meinen Verstand in Gang zu setzen.
    Ralligan und Sid wandten mir den Rücken zu. Beide hatten sie Ferngläser an die Augen gerissen und starrten zur Repoint-Landzunge hinüber. Ich hörte, dass Ralligan ein »Verdammt«, knirschte.
    Ein paar Sekunden später schrie Grace Lafort: »Es kommt genau auf uns zu. Das ist kein Touristenboot! Das ist die Polizei!«
    Ralligan fuhr herum.
    »Weg mit dem G-man!«, brüllte er Sid an. »Weg mit ihm! Schnell!«
    Ich riss alle Kraft zusammen. Noch einmal sollten sie mich nicht bekommen. Ich wiederholte das Manöver, das ich schon einmal vergeblich an Ralligan ausprobiert hatte. Ich zog die Knie an, gab mir Schwung und kam auf die Füße, und aus dem gleichen Schwung heraus warf ich mich seitlich über Bord.
    Das Wasser klatschte über mir zusammen. Mit den gefesselten Händen konnte ich nichts anfangen, aber ich zog die Beine an und stieß sie von mir, wieder und wieder. Ich schwamm unter Wasser, und ich blieb unten, bis mir die Lungen zu platzen drohten.
    Noch bevor ich auftauchte, hörte ich das Aufbrüllen eines Motors. Ich kam hoch, vierzig Yards von der Windrose entfernt, die eben begann, Fahrt aufzunehmen. Ralligan und Sid standen an der Steuerbordseite, und jetzt hielten beide Pistolen in den Händen.
    Sie feuerten, sobald sie mich sahen. Es klatschte neben mir im Wasser, und ich hörte das hässliche Pfeifen einer Kugel, die eine Handbreit an meinem Schädel vorbeiflog.
    Ich tauchte weg.
    Ich hörte das Brüllen des Motors, oder waren es jetzt zwei Motoren? Das Blut hämmerte mir in den Schläfen. Ich musste wieder auftauchen, und wahrscheinlich würde es das letzte Mal sein, dass ich das Licht zu sehen bekam.
    Mein Kopf brach aus dem Wasser. Luft! Sie stürzte in meine Lungen, köstlicher als kaltes Wasser in die Kehle eines Verdurstenden.
    Ich kam genau in der Sekunde hoch, in der die Windrose äbdrehte, und ich sah, warum sie es tat. Ein zweites Schiff, ein Motorboot von etwa der doppelten Tonnage wie die Windrose, fegte mit schäumender Bugwelle auf den Gangsterkahn zu.
    Alles ging blitzschnell. Ich sah hinter dem Steuerrad des fremden Schiffes etwas wie einen blonden Haarschopf wehen.
    »Phil«, dachte ich. »Oh, Himmel! Das ist Phil!«
    Eine pfeifende Kugel erinnerte mich daran, dass ich noch nicht aus dem Schneider war. Ralligan stand jetzt am Heck der Windrose. Die Pistole in seiner Hand spuckte ein ganzes Magazin heraus.
    Ich wollte tauchen, aber ich kam nicht mehr dazu. Das fremde Boot raste mit unverminderter Geschwindigkeit auf die Windrose zu. Durch das Motorengebrüll hindurch gellte ein schriller Schrei. In der nächsten Sekunde krachte das andere Boot der Windrose mit voller Wucht in die Steuerbordseite.
    Das geschah in sechzig oder siebzig Yards Entfernung von mir. Der Anprall warf die Windrose auf die Seite. Der Kiel des anderen Schiffes hob sich aus dem Wasser, zertrümmerte die Bordwand, die Kajüte. Die Schraube der Windrose geriet mit dem sich hebenden Heck aus dem Wasser, lief zwei Sekunden lang mit dem irrsinnigen Geräusch eines
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher