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0223 - Sie würfelten um unser Leben

0223 - Sie würfelten um unser Leben

Titel: 0223 - Sie würfelten um unser Leben
Autoren: Sie würfelten um unser Leben
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über sein Gesicht. Er ballte die Faust, ließ sie aber wieder sinken.
    Ich drehte den Kopf zu Grace Lafort hin.
    »Und ich glaube«, sagte ich laut, »auch diese Dame wird den Hals nicht aus der Schlinge ziehen. Verdammt hässliche Sache, einen Mann zu heiraten und ihn dann umbringen zu lassen!«
    »Stopf ihm den Mund, Charles!«, schrie Grace Lafort.
    »Vorsicht, Ralligan!«, warnte ich lachend. »Wenn du mir einen Zahn ausschlägst, werden sich meine Kollegen beim Anblick meiner Leiche wundern, wo der hingekommen ist, und sie werden solange suchen, bis sie herausbekommen, dass du ihn in der Tasche trägst.« Ich sah ihm gerade in die Augen. »Sie werden ohnedies alles herausbekommen, ob mit oder ohne Zahn.«
    »Ihr FBI-Burschen haltet euch für die schlauesten Köpfe der Welt«, antwortete er. »Gestern hast du Grace ’ne Menge Lügen erzählt, um sie in Sicherheit zu wiegen, aber wir sind nicht darauf hereingefallen, und wir haben bei deinem zweiten Tauchversuch schon gemerkt, dass du in unserer Bucht herumschnüffelst. Hast du die Alvira gefunden?«
    »Ja«, sagte ich, »du hättest sie an anderer Stelle absaufen lassen sollen.«
    Er zuckte die Achseln. »Ja, ich habe daran gedacht, aber ich musste sie während des Sturmes beseitigen, und der war so stark, dass ich es nicht wagen konnte, den Kahn auf das offene Meer hinauszubugsieren, ohne einen Mann an Bord. Ich hatte Mühe genug, die Windrose beim Abflauen der Borera hinauszubringen, damit die Küstenschutzleute uns fanden.«
    »Und Harrys Leiche?«, fragte ich.
    Er lächelte. »Du bist neugierig, aber du wirst es niemanden erzählen können. Harrys Leiche war mit an Bord, und wir hatten soviel Eisen darangehängt, dass sie wie ein Stein absank, als wir sie über Bord warfen. Grace fasste mit an.«
    »Pfui Teufel«, sagte ich. »Bist du mit diesem Prachtexemplar verheiratet?«
    »Nein, aber verdammt gut befreundet, und ich denke, wir werden uns von dem Vermögen, das sie als Laforts Witwe bekommt, schöne Tage machen. Im Grunde genommen ist das nur ein gerechter Ausgleich, denn es war Harry, der uns mit seinem unglücklichen Schuss auf Jack Corbeen die Einkommensquelle abschnitt.«
    »Hallo!«, rief ich. »So hängt das zusammen. Ihr stecktet mit in Corbeens Rauschgiftgeschäft.«
    »Kluger G-man!«, höhnte er. »Du hast nicht einmal gemerkt, dass dein Freund Harry Lafort ein Rauschgiftsüchtiger war. Damals, als es zu eurer ersten Begegnung kam, war er mit Corbeen verabredet, um sich eine Portion Koks zu holen. Der Henker mag wissen, warum er den alten Jack umlegte. Vielleicht plagte ihn sein Gewissen, vielleicht hatte er nur schlecht gezielt. - Jedenfalls musst du einen mächtigen Eindruck auf ihn gemacht haben, G-man. Nach der Begegnung mit dir wollte er wieder ein Ehrenmann werden. Ist dir nie aufgefallen, dass er drei Monate verschwunden war? -Nun, er begab sich in ein Sanatorium und ließ sich seine Rauschgiftsucht austreiben. Muss eine mächtige Quälerei gewesen sein. Er erzählte Grace davon, als er sie als seine Ehefrau betrachtete, aber zu diesem Zeitpunkt war er schon wieder süchtig. Grace hat es ihm auf eine geschickte Weise wieder beigebracht, und du weißt ja, dass rückfällige Süchtige wilder nach dem Zeug sind, als sie es je vorher waren. Lafort hat es immer geahnt, dass er verloren sein würde, wenn er wieder an das Zeug oder irgendetwas anderes geraten könnte, das süchtig macht. Daher auch seine konsequente Art keinen Tropfen Whisky anzurühren. Freilich, als er erst wieder einmal ans Kokain geraten war, kannte er auch keine Hemmungen in Bezug auf den Alkohol mehr. Alkohol konnte er bekommen, aber Kokain war rar. Also vertrieb er die eine Sucht mit der anderen.«
    Mich packte grimmige Wut.
    »Wenn ihr gehängt werdet, sehe ich zu«, knirschte ich.
    »Aus den Wolken?«, fragte Ralligan höhnisch.
    ***
    Von dem Augenblick an, da Sid die Windrose verließ, war es meine Absicht gewesen, Ralligan anzugreifen. Meine Fesseln hatte ich während des Gesprächs heimlich ausprobiert, aber Sid hatte ganze Arbeit geleistet, und ich durfte nicht hoffen, dass ich sie lockern konnte. Mein Plan war, Ralligan über Bord zu stoßen. Wenn ich es schaffte, so könnte ich vielleicht verhindern, dass er sich wieder an Deck schwang. Mit der Frau würde ich fertig werden, und wahrscheinlich gelang es mir trotz der Fessel, die Windrose in Gang zu bringen.
    Ich drehte mich auf die Seite, als wollte ich mich angewidert abwenden. Gleichzeitig zog ich die Knie an,
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