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0223 - Sie würfelten um unser Leben

0223 - Sie würfelten um unser Leben

Titel: 0223 - Sie würfelten um unser Leben
Autoren: Sie würfelten um unser Leben
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und dann schwang ich auf den Rücken zurück, gab meinem Oberkörper Schwung, warf die Arme nach vorne und kam tatsächlich hoch.
    Ich traf Ralligan gut, aber nicht gut genug. Meine Fäuste knallten gegen seine Brust. Er strauchelte rückwärts, konnte sich aber abstützen und den Fall über Bord vermeiden.
    Mein eigener Schwung ließ mich nach vorne in die Knie brechen. Ich fing den Sturz mit den Fäusten ab, sodass ich nicht auf dem Gesicht landete, konnte mich auch wieder aufrichten, konnte allerdings nicht verhindern, dass Ralligan sich ebenfalls auf die Füße stellte.
    Grace kreischte wie am Spieß. Ich verstand ihre Worte nicht. Mit einem lächerlichen Sprung, mehr mit einer Art Hüpf bewegung ging ich gegen Ralligan los. Bewegen Sie sich mal auf einem Boot hüpfend vorwärts. Sie verlieren garantiert das Gleichgewicht.
    Mir ging es nicht besser. Ich konnte die Balance nicht halten. Ralligan hatte sich von seinem Schreck erholt. Er donnerte mir seine Faust unters Kinn. Alles, was ich tun konnte, war, meine zusammengebundenen Hände hochzureißen, und ich hatte das Vergnügen, dass ich ziemlich kräftig seinen Magen traf. Gleichzeitig aber kippte ich sang- und klanglos nach rückwärts um. Die Planken der Windrose erdröhnten unter dem Aufprall meines Körpers.
    Es war sinnlos, einen neuen Versuch zu unternehmen. Ralligan stand breitbeinig über mir, die Fäuste vor der Brust.
    »Los«, grinste er. »Probiere es noch einmal!«
    »Du Held«, antwortete ich voller Verachtung.
    Grace L.afort hängte sich an ihren Freund.
    »Schlage ihn zusammen!«, schrie sie wild. »Mach ihn ohnmächtig auf irgendeine Art. Er ist gefährlich. Du hast gesehen, wie gefährlich er ist.«
    »Unsinn«, fuhr Ralligan sie an. »Er ist nicht mehr gefährlich. Er zappelt ein wenig. Das ist alles. Jeder Fisch an der Angel tut es.«
    Er nahm ein Zigarettenpäckchen heraus, schob sich eine davon zwischen die Lippen und zündete sie an.
    Ich lag auf dem Boden des Bootes.
    Mein linker Arm schmerzte. Wahrscheinlich hatte ich ihn bei dem Sturz verstaucht.
    Ein zweiter Angriff auf Ralligan würde nicht gelingen, das wusste ich. Er war jetzt gewarnt.
    Wahrscheinlich würde noch etwa eine Stunde vergehen, bis Sid mit dem Tauchgerät zurückkam. Vielleicht konnte ich nichts Besseres tun, als mich während dieser Stunde, meiner letzten, der Sonne zu freuen, und daran zu denken, dass ich ein mächtig interessantes, schönes und sogar vielleicht nicht ganz nutzloses Leben gelebt hatte.
    ***
    Nach einiger Zeit hörte ich ein Motorengeräusch. Ich richtete mich auf, und Ralligan ließ es geschehen. Wenige Minuten später legte Sid mit dem Außenborder neben der Windrose an.
    Während Ralligan das Boot festhielt, warf der andere Gangster ein komplettes Tauchgerät des gleichen Modells, wie ich es benutzt hatte, an Bord. Dann stieg er selbst um, und sie nahmen das Leihboot an die Leine.
    »Alles okay?«, fragte Ralligan. Sid nickte stumm.
    Ralligan rief Grace Lafort zu: »Fahr langsam auf die offene See zu!«
    Die Windrose nahm Fahrt auf.
    Ralligan und Sid machten sich an dem Tauchgerät zu schaffen. Sie öffneten die Ventile der Sauerstoffflaschen. Mit leichtem Zischen entwich das Gas.
    Der Ventilquerschnitt ist darauf berechnet, die Lungen eines Menschen mit Sauerstoff zu versorgen, und selbst, wenn man sie ganz öffnet, dauert es eine halbe Stunde, bis eine Flasche leer ist. Natürlich öffneten die Verbrecher beide Flaschen gleichzeitig. Immerhin, eine halbe Stunde würde es dauern.
    Ralligan und Sid sprachen darüber. Unterdessen glitt die Windrose weiter auf das Meer hinaus.
    Charles Ralligan warf immer wieder Blicke zur Repoint-Landzunge hinaus.
    »Stopp jetzt!«, befahl er der Frau. »Fahr nicht weiter, sonst geraten wir aus dem Schutz der Landzunge und können vom Miami-Strand gesehen werden. Sie haben gute Ferngläser dort, und irgendwer könnte auf die Idee kommen, sein Glas auf uns zu richten.«
    Wieder lag die Windrose still. Nichts war zu hören, als das Zischen des entweichenden Sauerstoffs. Dann hörte auch dieses Geräusch auf.
    Die Stille war absolut. Die beiden Männer und die Frau sahen mich an. Ganz langsam kroch um Charles Ralligans Lippen ein schreckliches Lächeln, aber tiefer entsetzte mich, als ich einen Abglanz dieses Lächelns auf dem Gesicht Grace Laforts erscheinen sah.
    »Gute Reise, G-man«, sagte Ralligan und dann mit einer Kopfbewegung zu Sid: »Komm!«
    Als sie nach mir griffen, schnellte ich hoch wie ein Aal. Ich trat um
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