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0222 - Schlucht der stummen Götter

0222 - Schlucht der stummen Götter

Titel: 0222 - Schlucht der stummen Götter
Autoren: Jason Dark
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Knochen mit dem Kreuz zu berühren, das traute ich mich nicht.
    »Sieht schlecht aus«, faßte Suko zusammen.
    »Kannst du wohl sagen.«
    »Und was jetzt?«
    »Ich glaube, wir nehmen sie doch mit nach London. Dort kann man sie auch wissenschaftlich untersuchen.«
    »Und wir können unterwegs frühstücken.«
    »Suko«, sagte ich streng wie ein Oberlehrer. »Dir fehlt heute die sittliche Reife.«
    Der Inspektor grinste. »Ja, mir fehlt sie nur heute.«
    »Schick deinen Schalk in den Nacken und hilf mir lieber, die Tote in den Wagen zu tragen.«
    »Sollten wir zuvor nicht die Hintertür öffnen?«
    »Mensch, du bist heute wieder ein Pingel.«
    Suko grinste und schloß die Tür auf. Bis zum Anschlag ließ er sie offen, kehrte zu mir zurück, bückte sich, und gemeinsam hievten wir die Gestalt in die Höhe.
    Sie war leicht. Ich hatte ihren Kopf umfaßt. Meine Hände hielten das dunkle Haar fest, ich schaute nach unten und sah auf die Knochen, die mich irgendwie an Glas erinnerten.
    Das waren meiner Ansicht nach keine normalen Skelettknochen, sondern eher kristalline Gebeine, die bläulich schimmerten.
    Und ein Kristall war auch der Schlüssel zur geheimnisvollen Leichenstadt gewesen, das hatten wir noch von dem alten Terrence mitbekommen, bevor ihn die Rache des blauen Skeletts traf.
    Wir verfrachteten unseren Fund vorsichtig in den Fond des Wagens und drückten die Tür zu.
    »Auf geht’s«, sagte Suko. »Willst du fahren?«
    »Wir losen.«
    Ich verlor, also mußte ich mich hinter das Lenkrad setzen. Suko freute sich, daß er seine Ruhe hatte.
    Ich startete das Fahrzeug. Auf den Wiesen lag noch der nasse Tau der Nacht und der frühen Morgenstunden. Es war wirklich ein friedlicher Morgen, und unsere Abfahrt wurde vom Zwitschern der Vögel begleitet.
    »Und wir machen in Darkwater Station?« erkundigte sich Suko noch einmal. »Dann müssen wir den Bentley verstecken. Stell dir mal vor, die Leute sehen, was wir transportieren.«
    »Ja, da hast du auch recht.«
    Wir erreichten die Straße und bogen nach rechts ab. Von Darkwater kommend begegnete uns eine Frau. Sie saß auf einem Fahrrad und warf dem Silbergrauen einen erstaunten Blick zu. Dann stemmte sie sich in die Pedale, wobei sie zusah, zwischen sich und uns eine möglichst große Entfernung zu bringen.
    »Der hast du bestimmt Angst eingeflößt«, meinte Suko.
    »Oder umgekehrt.«
    Die Straße an diesem Teil des Sees entlang war zum Glück geteert. Wir brauchten nicht über Schotter zu fahren, wie es uns auf der Hinfahrt passiert war.
    Mal konnten wir den See sehen, dann wieder nicht. Je nach dem, wie die Kurven verliefen.
    Vom anderen Ufer her grüßten die Cumberland Mountains, eine Mittelgebirgskette, die den Nordwesten Englands durchzieht.
    Bis zum Dorf waren es einige Meilen. Hin und wieder sahen wir zumindest den Kirchturm, der alle anderen Bauten überragte. An sich rechneten wir nicht mit Schwierigkeiten, obwohl wir eine sehr seltsame Fracht transportierten.
    Doch unsere Gegner hatten nicht geschlafen. Sie bewiesen uns, daß sie nicht nur in der Dunkelheit angriffen, sondern auch am Tage aktiv waren. Es begann damit, daß Suko einen Blick an mir vorbei auf den See warf. Seine Augen verengten sich, und er stieß ein unwilliges Geräusch aus.
    »Was hast du?«
    »Schau mal zum See rüber. Wenn mich nicht alles täuscht, schwebt da ein blauer Schein über dem Wasser.«
    Ich fuhr langsamer und riskierte einen Blick.
    Suko hatte sich nicht geirrt. Da hatte sich in der Tat ein blauer Schein gebildet, und er stand über dem Wasser. Nein, jetzt nicht mehr, denn er bewegte sich.
    »Der will zu uns«, sagte mein Freund.
    »Ich halte an.« Mir war es zu riskant, jetzt noch weiterzufahren, schließlich wußten wir nicht, ob das Skelett, das sicherlich kommen würde, es auf uns oder das Mädchen abgesehen hatte. Wenn ja, dann wollten wir wenigstens kampfbereit sein und uns nicht auf die Autofahrt konzentrieren müssen.
    An einer günstigen Stelle, von der aus wir eine relativ gute Sicht zum See hin hatten, stoppte ich den Wagen.
    »Aussteigen?« fragte Suko.
    »Laß uns erst mal sitzenbleiben.«
    Also warteten wir ab.
    Der blaue Schein näherte sich dem Ufer. Als er in den Bereich der vom Himmel herabfallenden Sonnenstrahlen geriet, da glänzte er für einen Moment regelrecht auf und war wenig später wieder normal, als er die Strahlen verlassen hatte.
    Immer schneller wurde er und näherte sich dem Ufer.
    »Der hat es aber eilig«, murmelte Suko.
    »Raus aus der Karre.«
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