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0222 - Schlucht der stummen Götter

0222 - Schlucht der stummen Götter

Titel: 0222 - Schlucht der stummen Götter
Autoren: Jason Dark
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Knöcherne.
    Er streckte seinen Arm vor, wollte mich greifen, ich ließ den Arm nach unten sausen, der Treffer schüttelte ihn durch, das Skelett wurde zurückgeschleudert, und ich hörte sogar das Klappern seiner Knochen, als diese heftig gegeneinanderschlugen.
    Mein Gegner taumelte zurück. Plötzlich bekam er einen Schwächeanfall, ich bekam mit, wie er in den Knien einsackte und nicht mehr an einen Widerstand dachte.
    Abermals drosch ich zu.
    Es war ein gewaltiger Hieb mit dem linken Arm. Ich hatte all die Wut, den Zorn und den Haß hineingelegt, den ich spürte, und die drei Riemen fegten tatsächlich den Schädel des Knöchernen zur Seite. Er dröhnte auf die Planken, rollte weiter und wurde erst von der Bordwand gestoppt.
    Das war’s.
    Mein Arm sank nach unten. Schweratmend stand ich vor meinem erledigten Gegner, der sich langsam auflöste, wobei bläulich schimmernder Staub zurückblieb.
    Dann drehte ich mich um.
    Zuerst traf mein Blick den Himmel, wo ich das Gesicht des gewaltigen Dämons gesehen hatte.
    Es war noch immer vorhanden, aber ich mußte schon genau hinschauen, um es zu erkennen. Nur ein blasser Schemen war dort zu sehen, und es zog sich immer mehr zurück, bis es völlig verschwunden war. Für mich war dies ein Rätsel, wo Kalifato doch die Kraft hatte, um mich zu zerstören, gerade jetzt, da ich mein Kreuz nicht mehr trug.
    Wieso verschwand er?
    Den Grund sah ich sehr bald. Es war der Eiserne Engel. Als Punkt schwebte er hoch über mir am Firmament, und ich hatte das Gefühl, als würde er mir mit seinem gezückten Schwert einen Gruß zusenden. Dann hörte ich auch seine Stimme.
    Aus weiter Ferne erreichte sie meine Ohren, war aber in der Stille zu verstehen.
    »Die Götter haben mir die Kraft gegeben«, vernahm ich. »Die Magie meines Schwertes hat Kalifato zurückgeschlagen. Frag mich nicht danach, wie ich es geschafft habe. Du wirst es irgendwann einmal selbst erleben, aber es geht. Wir haben den ersten Angriff der Großen Alten gestoppt. Lebe wohl, John Sinclair…«
    Es waren seine letzten Worte, dann verschwand er und ließ einen ziemlich ratlosen Geisterjäger zurück.
    Mein Gott, wie wenig wußte ich noch. Welche Geheimnisse umgaben all die Welten, das Kreuz, meine Helfer, die Dämonen, die guten und die bösen Mächte.
    Ich wußte es nicht, vielleicht würde ich es nie erfahren oder auch nur einen Teil.
    Es war müßig, sich darüber Gedanken zu machen, denn dieser Fall war abgeschlossen, allerdings mehr als unbefriedigend, denn ich brauchte nur über Bord zu blicken und das leere Dorf zu sehen.
    Darkwater war entvölkert worden durch die ungeheure Grausamkeit eines Dämons aus der Urzeit.
    Was mit den Menschen geschehen war, das konnte ich nicht sagen. Ich wußte es nicht. Sie waren irgendwo in der Leichenstadt verschollen. Als Lebende, als Tote, ich hatte keine Ahnung. Es blieben zu viele Rätsel zurück.
    Neben Suko kniete ich mich nieder. Ich sah in das bewegungslose Gesicht des Chinesen. Kein Muskel zuckte darin, es wirkte wie eine glatte Fläche. Die Magie des Knöchernen war nicht auf ihn übergegangen. Seine Haut besaß keinen blauen Schimmer, ebensowenig die meine.
    Aber er lebte. Ich stellte dies fest, als ich nach seinem Puls fühlte.
    Mit Wasser, das ich in sein Gesicht spritzte, brachte ich ihn wieder zu sich.
    Suko konnte sich an nichts erinnern. Er stellte Fragen, die ich ihm ziemlich einsilbig beantwortete, denn auch ich stand noch immer unter dem Druck der Ereignisse.
    Als er sich erkundigte, ob wir es geschafft hatten, da hob ich nur die Schultern. Irgendwann gingen wir an Land, wo ich auch meine Waffen wieder an mich nahm. Zu Fuß kehrten wir zurück in den schweigenden, ausgestorbenen Ort.
    Auf der Hauptstraße stand eine einsame Gestalt. Ein kleines Mädchen, das sich in der Kirche befunden hatte, als das Unheil über Darkwater zusammenbrach. Ich hatte dem Kind versprochen, seine Eltern zurückzuholen. Dieses Versprechen hatte ich nicht halten können. Und das mußte ich der Kleinen erst einmal erklären.
    Wahrscheinlich lief es darauf hinaus, daß wir sie vorläufig in einem Heim unterbrachten, wobei ich hoffte, daß ich die Menschen irgendwie einmal zurückholen konnte.
    Wann das sein würde, das stand in den Sternen…
    ENDE
    [1] Siehe John Sinclair Nr. 221 »Der Todessee«
    [2] Siehe John Sinclair Nr. 204 »Horror-Rock«
    [3] Siehe John Sinclair Taschenbuch Nr. 73 001 »Angst über London«
    [4] Siehe John Sinclair Nr. 2 »Die Totenkopf-Insel«
    [5] Siehe John
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