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0222 - Schlucht der stummen Götter

0222 - Schlucht der stummen Götter

Titel: 0222 - Schlucht der stummen Götter
Autoren: Jason Dark
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gehalten, jetzt öffnete er sie und schaute in mein Gesicht.
    »Verdammt, John, was…«
    »Keine Reden jetzt. Wir müssen in Deckung.«
    Suko rollte sich auf die Seite und wollte aufstehen. Ich half ihm, auf die Füße zu kommen. Vornübergebeugt stand er, schüttelte den Kopf und holte tief Luft.
    Hastig zog ich ihn zur Seite.
    Wir hatten einen Zeitverlust von einigen Sekunden hinnehmen müssen, das Skelett konnte seine Aktivitäten ungestört fortsetzen, was es auch tat.
    Allerdings auf eine Art und Weise, die uns buchstäblich die Haare zu Berge stehen ließ…
    ***
    Butterweich landete der Eiserne Engel auf dem Boden des seltsamen Tals, die auch Schlucht der stummen Götter genannt wurde.
    Obwohl er von der Körpergröße gewaltig war, wirkte er doch zwischen den schlanken, hohen Bergen wie ein Zwerg. Ein Verlorener in der Einsamkeit des Tals.
    Er blieb nicht stehen, sondern ging vor. Dabei bewegte er sich mit einer Ehrfurcht, die dieser Gegend würdig war. Er wußte genau, daß er an der Quelle seiner Erschaffung stand, und daß dieses Tal vom Geist der stummen Götter durchweht wurde.
    Gerufen hatten sie ihn, und sie würden sich melden, damit rechnete er.
    Sein kupferfarben schimmerndes Gesicht zeigte eine asketische Form. Er wirkte wie eine zum Leben erweckte Statue, die Haut glänzte, und er trug eine eng auf den Körper gepreßte Kleidung, die tatsächlich wie Eisen aussah.
    Der Boden der Schlucht war glatt. Kein Staubkorn wurde hochgewirbelt, als der Eiserne Engel über ihn schritt. Links und rechts von ihm stießen die Felswände steil in die Höhe, liefen dicht über dem Gipfel zusammen und vereinigten sich zu den harten, hoch in den grünlichen Himmel stechenden Spitzen.
    Kein Windhauch regte sich. Die Luft lag wie flüssiges Blei in der Schlucht, und hier herrschte in der Tat die absolute Stille. Es war die Ruhe der Ewigkeit, die nur von den Schritten des Ankömmlings unterbrochen wurde, der allerdings stoppte, als er die flüsternde und wie ein Windhauch in die Schlucht fahrende Stimme vernahm.
    »Sei gegrüßt, unser Sohn!«
    Der Eiserne Engel blieb stehen. In seinem kupferfarbenen Gesicht zuckte es für einen Moment, dabei schienen sich die Wangen zusammenzuziehen, und er beugte seinen Oberkörper vor, um sich zu verneigen, denn er hatte die Stimme sehr wohl erkannt.
    Sie gehörte seinem Vater…
    Einem Geist, der seit Millionen von Jahren schon existierte, aber zurückgeworfen war in die Schlucht der stummen Götter, um hier tatenlos zusehen zu müssen, wie das Böse immer stärker um sich griff. Nicht umsonst hatte er den Eisernen Engel erschaffen, denn er sollte seine und ihre Botschaft des Friedens weitertragen.
    »Ich freue mich, daß du unserem Ruf gefolgt bist«, vernahm er abermals die Stimme des Vaters.
    »Es war für mich eine Ehre, hierherkommen zu dürfen«, erwiderte der Eiserne.
    »Es ist an der Zeit, daß wir mit dir reden, Sohn, denn die Vorzeichen haben sich verändert.«
    »Ich weiß es. Auch ich habe gemerkt, daß die schwarzen Gesetze immer mehr Gültigkeit bekommen und der Einfluß der Großen Alten sowie der Leichenstadt stärker wird. Sie machen sich bereit.«
    »Einen haben sie schon geschickt!«
    »Wer ist es?«
    »Ich sage dir den Namen später. Nur soviel will ich verraten. Es ist ein unheimlicher Götze, der in uralter Zeit Menschenopfer angenommen hat und den wir nicht mehr besiegen konnten, weil der Untergang zu schnell kam. Heute hätten wir eine Möglichkeit, aber heute sind wir gefangen. Sieh dich um, und du wirst erkennen, wie man uns gequält und gedemütigt hat!«
    Der Eiserne Engel befolgte den Rat. Nicht hektisch, sondern langsam und allmählich wandte er den Kopf.
    Er schaute sich die hohen Felswände an, und er sah, wie sie sich veränderten. In das Gestein kam Bewegung. Es weitete sich an einigen Stellen, an anderen wiederum zog es sich zusammen.
    Schlieren liefen ineinander, so daß sich aus den Felsen etwas herausformte.
    Es waren Gesichter!
    Uralte Gesichter – traurige Gesichter mit müden Augen, versteinerten Mündern und Lippen.
    Steine, die lebten.
    Götter…
    Diesmal stand er Eiserne Engel tatsächlich wie eine Statue auf dem Fleck. Er blickte voller Ehrfurcht auf die, die ihn geschaffen hatten, und in seine Augen trat ein seltsames Leuchten. Sie konnten nicht zu ihm kommen, doch er spürte die Sympathie und die Liebe, die ihm von den Göttern entgegengebracht wurde.
    Diesmal waren die Götter nicht stumm. Heute konnten sie reden, aber es würde
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