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0222 - Schlucht der stummen Götter

0222 - Schlucht der stummen Götter

Titel: 0222 - Schlucht der stummen Götter
Autoren: Jason Dark
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der farbige Schimmer war deutlich zu sehen. Schaurig, wie auf dem Knochenhals ein Kopf saß, der ein menschliches Gesicht zeigte.
    Ein Frauengesicht. Dunkle Haare, große Augen, die allerdings seltsam verdreht waren, wie man es oft bei Toten sah. Das Haar war braun und bekam einen leicht rötlichen Schimmer, wenn es von Sonnenstrahlen berührt würde. Allerdings wirkte die Haut fahl, und wenn man genauer hinschaute, konnte man auch auf ihr den leicht bläulichen Schatten erkennen.
    War Karen White tot oder nicht?
    Diese Frage quälte mich, als ich meine Hand ausstreckte und mit den Fingerspitzen die Haut am Gesicht berührte.
    Wie bei einer Toten fühlte sich die Haut an. Ebenso kalt und auch irgendwie starr. Ich drückte ein wenig dagegen, spürte darunter auch die Knochen, und als ich meine Hand zurücknahm, blieb an der Stelle, wo ich die Haut berührt hatte, eine kleine Mulde zurück.
    Anzeichen, die ich auch von Toten her kannte. Sollte sie doch nicht mehr leben?
    Ich richtete mich auf. Sukos Schatten fiel über den meinen. »Woran denkst du, John?«
    »Kannst du dir das nicht vorstellen?«
    »Klar. Willst du keine Probe machen?«
    »Wenn ich das Kreuz nehme, um nachzuprüfen, ob sie wirklich tot ist, kann es mir passieren, daß sie unter unseren Händen zerfällt. Das möchte ich gerade nicht.«
    »Dann mußt du eben warten, bis die andere Seite eingreift und sich bereit erklärt, die Knochengestalt wieder ins Leben zurückzurufen.«
    »Das kann dauern.«
    »Eben.«
    Wir befanden uns in der Tat in einer Zwickmühle. Wie wir es auch anpackten, es konnte verkehrt sein, aber Fehler wollten wir auf keinen Fall machen, dazu war der Fall viel zu brisant. Vielleicht erfuhren wir etwas über die geheimnisvolle Leichenstadt.
    Gehört hatten wir von ihr. Sie war eine Stadt, die zwischen den Dimensionen oder in einer anderen Dimension lag. Nach dem Untergang des alten Atlantis war sie abgespaltet worden und mit ihr die Bewohner, wobei wir davon ausgehen konnten, daß die Leichenstadt von Wesen der Finsternis bewohnt wurde, von Dämonen, Geistern, Schattengestalten und nicht zuletzt von den Großen Alten, die höchstwahrscheinlich dort regierten.
    Es gab auch auf dieser Welt Verbindungen zu der geheimnisvollen Stadt. Eine hatten wir kennengelernt. Einen alten Brunnen in einem spanischen Kastell. Dort hatte sich der Zugang zur Leichenstadt für die Dauer von einer Minute geöffnet. Bevor wir eingreifen konnten, war die Zeit schon vorbei, zudem mußten wir uns um Jane Collins und die anderen Menschen kümmern, die sich innerhalb eines mörderischen Strudels befanden, den wir allein nicht aufheben konnten, so sehr wir uns auch bemühten. Jane hatten wir damals retten können.
    Monate später war uns dies nicht gelungen, da war der Geist des unseligen Rippers in sie gefahren, hatte sie zu einer anderen gemacht und sie in den Bann der Oberhexe Wikka geschleudert.
    Vorgänge, die allerdings mit diesem Fall hier nichts zu tun hatten, denn leider kämpften wir an mehreren Fronten gleichzeitig, was unser großes Problem war. Hatten wir irgendwo einen Erfolg errungen, so schlug die andere Seite an einer Stelle zu, wo wir es zumeist nicht vermuteten.
    »Hast du dich entschieden?« fragte Suko.
    Als Antwort holte ich mein Kreuz hervor.
    »Also doch«, murmelte mein Freund.
    Ich bückte mich und schaute ihm von unten her ins Gesicht. »Nur ein kleiner Test, keine Sorge.«
    Das sollte es wirklich nur werden. Ich wollte sehen, ob diese Gestalt überhaupt auf die Weiße Magie des Kreuzes reagierte, denn nicht alle Wesen taten das.
    Das Kreuz war ein christliches Symbol und erst vor rund zweitausend Jahren entstanden. Die Magie, mit der wir es manchmal zu tun hatten, war wesentlich älter, allerdings hatten vier Haupterzengel ihre Zeichen auf dem Kreuz hinterlassen, und der Kampf Gut gegen Böse, der ist schließlich so alt wie die Welt. In der Bibel steht geschrieben, daß der Erzengel Michael am Beginn der Zeiten seinen Gegner Luzifer in die tiefste Hölle gestoßen hat, deshalb hoffte ich, daß mein Kreuz auch gegen Wesen vorging, die älter als 2000 Jahre waren.
    Vorsichtig brachte ich das wertvolle Kruzifix in die Nähe des Gesichts. Ich hielt es dabei an seinem unteren Ende fest und beobachtete die Reaktion des Wesens vor mir genau.
    Es gab keine.
    Kein Zucken des Gesichts, kein Anzeichen, daß es sich erheben würde, einfach nichts.
    So wie es war, blieb es vor uns liegen. Da war eben nichts zu machen. Und das Gesicht oder die
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