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0220 - Die Stunde der Ghouls

0220 - Die Stunde der Ghouls

Titel: 0220 - Die Stunde der Ghouls
Autoren: Rolf Michael
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verständigen und…« sprudelte Mäusezahl heraus.
    »Das laß mal bleiben, Gevatter!« beruhigte ihn Michael Ullich. »Wir kennen die Gegend einigermaßen, treiben uns hier nämlich schon einige Zeit rum.«
    Der Reiseleiter starrte ihn an wie ein kleines Kind den Weihnachtsmann.
    »Diese langhaarige Gestalt ist nämlich Winnetou persönlich!« fuhr Michael Ullich ganz ernsthaft fort. »Der andere ist Hadschi Halef Omar und ich selbst bin Karl May. Aufs Retten der verlorenen Unschuld verstehen wir uns ganz hervorragend.«
    »Sie wollen doch nicht nachts alleine…« würgte Adolf Mäusezahl hervor. Schon bei dem Gedanken, nach Einbruch der Dunkelheit sich den altägyptischen Grabstätten zu nähern, begann er zu zittern.
    »So schlimm wird’s schon nicht werden«, sagte Carsten Möbius. »Wir mieten uns ein Boot und setzen schnell mal über. Das arme Kind wartet sicher schon händeringend am anderen Ufer und…«
    »… und wird sich dem Retter jubelnd an den Hals werfen«, vollendete Michael Ullich grinsend. »Stell schon mal Bier kalt, Gevatter. Retten macht durstig.«
    Und draußen waren sie, ohne sich weiter um den aufgeregten Reiseleiter zu kümmern. Minuten später saßen sie in einem Boot, das Michael Ullich ruderte.
    Einige Zeit wurden ihre Stimmen noch bis zum »Winter-Palace« gehört, während die Schwärze der Nacht ihre Gestalten schon verschluckt hatte. Dann verklangen auch ihre Stimmen.
    Nur die Sichel des zunehmenden Mondes ließ sie die Silhouette des anderen Ufers erkennen. Wie gewaltige Zähne ragten in der Düsternis die Felsen des Gebirges empor, in das auch das Tal der Könige und die Nebentäler eingebettet waren.
    Ein Ort, der zur Zeit der Mondsichel von den Einheimischen gemieden wurde wie die Pest.
    Zamorra und seine Freunde steuerten auf ein gefährliches Abenteuer zu…
    ***
    Christina Berner verspürte einen süßlichen Geschmack auf der Zunge. Ein stechender Schmerz in ihrem Handrücken brachte sie wieder zu Bewußtsein.
    Im fahlen Schein der Mondsichel sah sie häßliche, dunkle Flecken auf ihrem weißen Handrücken.
    »Blut!« dachte sie entsetzt. »Blut!«
    Der Schrecken des Anblicks durchzuckte sie, als sie es träge hervorquellen sah: Um nicht zu schreien hatte sie sich blitzschnell die Hand vor den Mund gehalten und hineingebissen.
    Dabei konnte Tina Berner noch vom Glück sagen, daß hier kein Spiegel zur Hand war. Denn, als sie das Grauen des Anblicks für Augenblicke gefühllos machte, da hatten sich ihre perlweißen Zähne so tief in das Fleisch eingegraben, daß ihr rote Blutfäden die Mundwinkel herabrannen.
    Bei Tinas Anblick hätte Graf Dracula sicherlich alle seine Gattinnen und Bräute auf einmal den zuständigen Dämonenjägern zur Pfählung freigegeben, um sodann den Standesbeamten von Transsylvanien dienstlich zu bemühen.
    Jeder, der auch nur einen Funken Aberglauben besaß, würde in Tina Berner einen dem Grabe entstiegenen Vampir sehen. Aber das wußte das Mädchen aus Germany nicht.
    Im Moment war sie darüber froh, daß die unheimliche Prozession vorbeigezogen war, ohne sie zu bemerken.
    Wer oder was mochten diese Wesen sein?
    Neugier begann sich in Tina zu regen. Typische weibliche Neugier. Und würgte ihr auch die Angst die Kehle zu, diesem Geheimnis mußte sie auf den Grund gehen.
    Immerhin war sie ja nach Ägypten gefahren, um auch etwas von den Bräuchen des Landes mitzubekommen. Tina wollte wissen, was für Menschen heute das Land am Nil bewohnten, wie sie lebten, liebten und litten.
    Das, was sie hier gesehen hatte, glich sicher den Fastnachtsaufzügen zu Hause. Oder es war eine andere Art uralten Brauchtums, böse Geister zu vertreiben.
    Ja, ganz sicher. Das waren irgendwelche Männer und Burschen aus dem Dorfe Kurna, die hier aus irgendeinem Grund herumschlichen. Christina Berner nahm sich vor, morgen diesen komischen Reiseleiter oder, den freundlichen Mann an der Rezeption des Hotels danach zu fragen.
    Im ersten Moment hatte sie fast daran geglaubt, daß es wirkliche Gespenster wären. Die häßlichen, abstoßenden Gesichter mit den gelblichen Zähnen, der abartige Körperbau -konnte das wirklich alles Maske sein?
    Konnten Menschen sich so häßlich entstellen? Und dann dieses Grauen, das sie angesprungen hatte wie ein wildes Tier? Sollten es wirklich Menschen gewesen sein?
    Unsinn! Gespenster gab es nur in den Erzählungen der alten Leute und in gewissen, sehr spannend geschriebenen Romanen, die Christina heimlich unter der Bettdecke las. In
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