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0220 - Die Stunde der Ghouls

0220 - Die Stunde der Ghouls

Titel: 0220 - Die Stunde der Ghouls
Autoren: Rolf Michael
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gehöriges Bakshish mieten konnte.
    Zufrieden überprüfte der zukünftige Erbe eines Millionenvermögens, daß in der Brusttasche seiner uralten Jeans-Jacke genügend Scheine vorhanden waren, die ihre Wirkung auf einen Sohn Ägyptens keineswegs verfehlen würden.
    Der Weg zurück zum Ufer des Nil fiel ihm wesentlich leichter. Nicht lange und er sah die Helligkeit, die aus den Fenstern schien.
    Irgendwie hatte Carsten Möbius ein mulmiges Gefühl im Magen. Seine beiden Freunde waren ins Ungewisse gelaufen. Auch, wenn sie durch ihre geheimgehaltene Suche nach dem bisher unentdeckten Grabe des Setnacht, eines Generals aus der Zeit der Pharaonin Hatschepsuth, die Gegend und die Berge auf dieser Seite des Nil ziemlich gut kannten. Es gab hier Schlangen und Skorpione, die sehr gefährlich werden konnten.
    Und es gab Rudel von Schakalen, vor denen Carsten seit ihrem ersten gefährlichen Abenteuer in Ägypten einen Heidenrespekt hatte.
    Es lag ohne Weiteres im Bereich des Möglichen, daß er, Carsten Möbius, mit einem Fahrzeug als rettender Schutzengel auftauchte. Unter solchen Gedanken hatte er die Siedlung erreicht.
    Die schon recht bejahrte Mercedes-Limousine mit dem unmißverständlichen Taxi-Zeichen fand sofort Gnade in seinen Augen. Mochte der Teufel wissen, auf welchen Umwegen das Vehikel von den Ufern des Neckar an den Strand des Nil verschoben wurde.
    Carsten Möbius winkte. Keine Reaktion.
    Hielt der Driver etwa trotz Nachtdienst ein Schläfchen? Mit wenigen Sprüngen war der Deutsche bei der Limousine. Angestrengt spähte er hinein.
    Das Fahrzeug war leer und die Tür war zu. Möbius verbiß einen Fluch zwischen den Zähnen. Sein Blick wanderte in die Runde.
    In der ganzen Siedlung herrschte Totenstille. Die Rolländen waren herabgelassen und nur durch die Ritzen drangen Lichtstrahlen. Irgendwo gaben einige Katzen ein Konzert. Aber nichts, was darauf hindeutete, daß noch Menschen unterwegs waren.
    Merkwürdig. Carsten Möbius sah auf seine Armbanduhr. Der Zeiger näherte sich der Mitternacht. Aber, wenn er das quirlige Leben in Luxor auf der anderen Seite des Nil betrachtete, war es eigentlich unmöglich, daß die Leute hier schon alle schliefen. Und der Lichtschein hinter den geschlossenen Fenstern strafte seine Vermutungen Lügen.
    Die Bevölkerung war also noch wach. Aber sie schien sich vor irgend etwas zu fürchten.
    Wovor, das interessierte Möbius nicht. Er mußte jemanden finden, der ihn mit dem Taxi durch die Gegend kutschierte.
    Und der konnte nach allen Regeln der Logik nur in dem Haus wohnen, vor dem der Wagen geparkt war.
    Mit beiden Fäusten hämmerte er an, die Tür. Innen war Bewegung zu hören.
    Eine dunkle Männerstimme rief etwas in der Landessprache. Genausogut hätte der Mann chinesisch sprechen können. Carsten Möbius verstand nur »Bahnhof - Koffer klauen«.
    »Draußen vom Walde komm ich her und bin der Weihnachtsmann!« brüllte er auf Deutsch, während er wieder seine Fäuste gegen die Tür wummern ließ. »I want to rent your car! - Ich möchte Ihren Wagen mieten!« setzte er in englischer Sprache hinzu. Denn die -Worte, in denen ihre Britische Majestät ihre Thronreden hielt, wurden auch in diesem Teil der Erde am ehesten gesprochen.
    »Allah kerhim! - Gott ist gnädig!« kam es von drinnen. »Ein Inglisi - oder ein Allemani. Oder bist du doch ein Dschinn?«
    Ein Dschinn? - Ein Geist? Langsam gingen Carsten Möbius alle Kronleuchter auf. Darum also war es in dem Ort so still gewesen. Deshalb wagte sich kein Mensch auf die Straße.
    Die abergläubische Bevölkerung hatte Angst vor Gespenstern.
    »Schwöre mir beim Barte des Propheten, daß du ein Mensch von Fleisch und Blut bist!« hörte Möbius die Stimme wieder.
    »Ja, wer soll ich denn sonst sein?« wunderte sich der Deutsche und trat vor das Fenster, denn er ahnte, daß ihn der Hausherr beobachtete.
    »Der Baba Bozulmanun!« war die Antwort.
    »Der - was?« Mit diesem Ausdruck konnte Carsten überhaupt nichts anfangen. Das klang so etwa wie »Bootzemann«, der schwarze Mann, mit dem man in Deutschland die Kinder im Vorschulalter erschreckt. Na, über sein Aussehen und die langen Haare konnte man geteilter Meinung sein, aber als Kinderschreck… ?
    »In euerer Sprache bedeutet das ›Vater des Verderbens‹«, wurde er aufgeklärt. »Der rechtgläubige Moslem umschreibt damit den Namen des Scheitan, den Allah verbrennen möge.«
    Es sollten kostbare Minuten verstreichen, bis der Mann es wagte, Carsten Möbius die Tür zu
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