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0220 - Die Stunde der Ghouls

0220 - Die Stunde der Ghouls

Titel: 0220 - Die Stunde der Ghouls
Autoren: Rolf Michael
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verdienten.
    Nirgends in der Welt blühte der Schwarzmarkt der Antiquitäten so wie in Ägypten. Tina hatte schon davon gehört. Wenn sie einer solchen Grabräuberbande auf der Spur war, konnte sie der Polizei einen unschätzbaren Dienst leisten.
    Sie mußte allerdings sehr vorsichtig sein. Diese Gangster waren dafür bekannt, daß sie nicht viel Federlesen machten.
    Daß es sich vielleicht nicht um sterbliche Wesen handeln könnte, diese Theorie hatte Tina Berner aus ihren Gedanken völlig verbannt. Und so ahnte sie auch nicht, daß es hinter ihr auf der Blutfährte war.
    Und es war nichts anderes als eines der seltsamen Wesen, denen Christina Berner gerade folgte.
    Gierig sog die Nase den Geruch des frischen Blutes ein. Eine rauhe Zunge leckte die spärlichen Tropfen des roten Lebenssaftes von den Steinen.
    Und es hastete vorwärts. Seelenlose Augen durchdrangen die Dunkelheit.
    Bald - bald mußte das Opfer in Sichtweite kommen.
    Ein wahrer Brunnen frischen, sprudelnden Blutes. Es würde trinken. Nach langer Zeit würde es sich wieder einmal sättigen.
    Es gab kein Entkommen, wenn es einmal eine Blutfährte aufgenommen hatte…
    ***
    Das Mädchen wußte nicht, wieviel Zeit vergangen war, als die Wesen vor ihr anhielten. Von Weitem erkannte Tina Berner daß sie eifrig begannen, im Sande herumzuscharren. Aber sie konnte nicht sehen, was dort genau vor sich ging.
    Sich näher anzuschleichen, das wagte sie doch nicht.
    Da, hinter ihr… wenn sie von dem Hügel die Szenerie überblicken würde Eher mechanisch als überlegt begann sie, den felsigen Steinhügel zu erklimmen. Niemand von den immer noch wie besessen im Sande wühlenden Gestalten nahm Notiz davon.
    Was, in Kuckucks Namen, mochten sie wohl suchen? Gold und Edelsteine? Oder war sie einem Rauschgiftring auf die Spur gekommen?
    Die Spitze des Hügels war ein Plateau, das in der Richtung, in die das Mädchen sehen wollte, schroff abfiel. Langsam und jedes Geräusch vermeidend schob sich Tina Berner nach vorne, bis der hübsche Mädchenkopf mit dem schwarzen Haar über den Rand lugte.
    Was sie dann sah, ließ ihr den Atem stocken.
    Direkt unter ihr lag etwas, was Menschen zur Nachtzeit meiden. Denn es weckt Urängste vor den Kräften des Unbegreiflichen in ihnen. Manche Zeitgenossen sind auch nicht für viel Geld zu überreden, ein solches Areal zu betreten, wenn die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist.
    Denn bei Nacht hat ein Friedhof auf normal empfindende Menschen keine besonders anziehende Wirkung!
    Die Steinplatten mit den arabischen Schriftzeichen anstelle der gewohnten Kreuze wirkten auf Christina Berner fremd und unwirklich. Es war, als ginge eine befremdliche Bedrohung von diesem muselmanischen Gottesacker aus.
    Und nun erkannte das Mädchen aus Deutschland auch, was für eine Ungeheuerlichkeit sich hier abspielte! Denn das, was dort unten grub, schien fündig geworden zu sein. Arme, Beine, Schädel… alles wurde aus dem Sande ausgegraben.
    Und dann… nein… Wahnsinn… das war doch nicht möglich… das durfte doch einfach nicht möglich sein… ja waren das denn noch Menschen… waren das überhaupt Menschen… ?
    Christina Berner merkte, wie sich alles in ihr zusammenzog. Eine Gänsehaut rieselte über ihren Körper. Aber es war nicht die Kühle der Nacht.
    Es war das Grauen, das abgrundtiefe Grauen, das Tina Berner ansprang wie ein reißendes Tier.
    Nein, diese häßlich verzerrten Gesichter, die in einem leichten Grünton fluoreszierten, das war keine Maske! Diese Augen, aus denen unnennbare Gier sprühte, das konnte nicht gespielt sein!
    Dieser sonderbare, fast skelettartige Körperbau, um den einige fragmentartige Lumpen schlotterten, die dürren Arme und Beine, die mehr knorrigen Ästen als menschlichen Gliedmaßen ähnelten, sie wären eine Beleidigung für das Licht des Tages gewesen.
    Hände, die mehr den Klauen eines Raubtieres glichen, krallten sich in das, was sie aus dem Boden gewühlt hatten.
    Häßlichgelbe Zähne wurden gefletscht, um das unheilige Mahl zu halten.
    Tina Berner hatte irgendwann einmal einen Gruselroman gelesen. »Im Totenreich des Ghouls« oder so ähnlich hatte er geheißen und sie hatte sich noch tagelang später gefürchtet.
    Und jetzt - jetzt stand sie diesen Bestien selbst gegenüber, beobachtete sie diese Auswürfe der Nacht bei ihrem ekligen Fräße.
    Es war die Nacht der Ghouls. Die Stunde der Leichenfresser!
    ***
    Carsten Möbius war weit zurückgeblieben. Er war längst nicht so sportlich
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