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0220 - Die Stunde der Ghouls

0220 - Die Stunde der Ghouls

Titel: 0220 - Die Stunde der Ghouls
Autoren: Rolf Michael
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Wirklichkeit hatte das alles bestimmt eine natürliche Erklärung.
    Aber welche? Christina, obwohl sehr belesen, hatte nie davon gehört, daß es einen muselmanischen Brauch wie zum Beispiel das Halloween-Fest gab.
    Der »Jedi-Ritter« regte sich in ihr.
    Vielleicht war sie einem Verbrechen auf der Spur? Und ein Jedi-Ritter ist ein Kämpfer für das Gute. Ihr selbst entwickelter Ehrenkodex wies sie an, dem Zug der seltsamen Gestalten heimlich zu folgen.
    Ohne sich Gedanken darüber zu machen, in welch eine Gefahr sie sich begeben könnte, setzte sie sich in Bewegung. Leise und jede Deckung ausnutzend bewegte sie sich in die Richtung, in der die Gestalten verschwunden waren.
    Sie achtete nicht auf das Blut, das aus der Wunde in den Sand tropfte und dort wie eine rote Perle schimmerte.
    Eine bessere Spur hätte sie nicht legen können.
    Denn das, was dem Auge eines normalen Menschen nicht aufgefallen wäre, es hatte für die Geschöpfe der Nacht eine fast magnetische Anziehungskraft.
    Blutgeruch drang noch auf größte Entfernungen in die Riechorgane derer, die das Licht scheuen.
    Es hatte den Geruch des roten Lebenssaftes gewittert.
    Und sabbernd folgte es der Spur der Christina Berner.
    ***
    Knirschend schob sich das Boot auf den Ufersand am westlichen Ufer des Nils. Gewandt sprang Professor Zamorra an Land. Ullich und Möbius folgten.
    »Wo sollen wir die Kleine bloß suchen?« fragte Carsten und starrte in das gestaltlose Nichts der Dunkelheit.
    Am fernen Horizont hoben sich die Zacken des Felsengebirges wie die Reißzähne eines Ungeheuers ab.
    Michael Ullichs Handbewegung schloß großzügig halb Afrika ein. »Suchet, so werdet ihr finden!« sagte er in einem Anflug von Humor.
    Auch Professor Zamorra zuckte die Schultern. Angesichts der ausgedehnten Wüstenlandschaft und der mondlandschaftartigen Berge mit den vielen Tälern war es wirklich einfacher, die berühmte Stecknadel im Heuhaufen zu finden.
    »Vielleicht in der Gegend, wo das Tal der Könige liegt«, mutmaßte der Parapsychologe mehr zu sich selbst. »Das hat die Reisegruppe immerhin heute besichtigt…«
    »Na, dann Prost Mahlzeit!« seufzte Carsten Möbius, kein Freund von längeren Spaziergängen. »Bis zum Stiefelhügel der alten Pharaonen sind es mehr als zwei Stunden zu Fuß. Und das bei Dunkelheit. Ich weiß nicht… ?«
    »Los!« kommandierte Zamorra. »Diskutieren können wir auch unterwegs!« Wie immer hatte der Parapsychologe die Regie übernommen. Unbewußt erkannten ihn Ullich und Möbius immer als eine Art väterlichen Freund an. Wie damals ihren Lehrer…
    »Unser Leitwolf!« hatte Ullich einmal scherzhaft bemerkt.
    Verwünschungen vor sich hinmurmelnd stolperte der Millionenerbe hinter Professor Zamorra und Michael her, die ein zügiges Marschtempo vorgelegt hatten. Hinter ihnen blieben die Lichter von Luxor zurück, als sie dem Wüstenpfad folgten.
    »Ein Pferd! Ein Königreich für ein Pferd!« jammerte Carsten Möbius, der Shakespeare wie Abenteuerromane las.
    »Genügt hier nicht ein Kamel?« frozzelte Michael Ullich.
    »Jawohl! Ein Kamel genügt! Laß mich aufsitzen, Micha!« knurrte Möbius bissig.
    Professor Zamorra wollte sich ausschütteln vor Lachen über diesen komischen Dialog. Aber dann… sein Lachen brach schlagartig ab.
    Vor ihnen schrillte ein Schrei, in dem höchste Verzweiflung mitschwang.
    Der Entsetzensschrei einer Frau. Oder eines Mädchens!
    ***
    Christina Berners weiche Turnschuhe verursachten auf dem Sand keinerlei Geräusch, als sie vorsichtig dem Weg folgte, den die seltsamen Gestalten gezogen waren.
    Ein merkwürdiger Geruch lag in der Luft, schwer und süßlich. Nie in ihrem jungen Leben hatte Tina Berner so etwas Widerwärtiges in ihrer Nase verspürt.
    Was mochte das sein? Würgender Brechreiz stieg in ihr hoch. Allen Mut mußte sie aufbieten, ihren Weg fortzusetzen.
    »Du bist ein Jedi-Ritter!« hämmerte sie sich ein. »Du darfst nicht aufgeben. Du mußt… mußt dagegen ankämpfen… weiter… nur weiter… !«
    Ihr Mut wäre beträchtlich gesunken, hätte sie geahnt, daß das, was ihren Geruchssinn peinigte, Leichengeruch war.
    Vor sich sah sie wieder die Schattenrisse der Wesen, denen sie folgte. Vergeblich bemühte sie sich, zu zählen, wie viele es waren.
    Zehn? Zwanzig? Oder mehr? Egal, sie war nur ein schwaches Mädchen und mußte vorsichtig sein. Wer konnte denn ahnen, ob die Männer nicht am Ende Grabräuber waren, die alte Pharaonengräber plünderten und sich so eine Art Zubrot
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