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0220 - Die Stunde der Ghouls

0220 - Die Stunde der Ghouls

Titel: 0220 - Die Stunde der Ghouls
Autoren: Rolf Michael
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mehr, die drei verzweifelt um ihr Leben kämpfenden Menschen zu retten.
    Immer wieder prüfte Carsten Möbius den Neigungswinkel, in dem die Sonnenstrahlen auftreffen mußten. Ihm war, als solle er ohne vorherige Einweisung mit einem Schiffsgeschütz schießen.
    »Beeil dich, Carsten. Mach schnell!« drang es verzweifelt aus der Höhle. »Es sind zu viele… sie kommen… wir schaffen es nicht… ah… !«
    Da strauchelte Möbius. Mit einem Aufschrei der Verzweiflung fiel er in den Sand. Der mächtige Spiegel, einst Prunkstück des Salon im »Winter-Palace«, zersprang in tausend Scherben.
    Das Klirren war für Carsten Möbius wie die Trompete des Jüngsten Gerichts.
    »Jetzt ist es aus!« murmelte er.
    ***
    Und dennoch, Carstens Sturz brachte die Rettung. Denn die Spiegelteile wurden in allen möglichen Lagen verstreut.
    Ein ungefähr handgroßes Teil davon blieb auf einem fast faustgroßen Stein liegen.
    Und diese Scherbe hatte genau den Neigungswinkel.
    Rasend schnell fiel die Sonne nieder, während im Inneren Professor Zamorra die Ghouls mit seinem Amulett zurückhielt, wie ein Dompteur die Raubkatzen mit der Peitsche.
    Wie lange würde er das wohl noch durchhalten. Denn auch bei ihm gingen die Körperkräfte langsam, aber sicher zur Neige.
    Dann schlug das Schicksal selbst zu.
    Den Bruchteil eines Atemzuges, bevor die Sonne endgültig hinter die Berge im Westen hinabtauchte, küßten ihre Strahlen die Spiegelscherbe.
    Und das Licht wurde durch die aufgestellten Spiegel ins Innere der Gruft geworfen.
    Er traf die Leichenfresser, als sie sich gerade anschickten, mit einem gemeinsamen Sprung über Professor Zamorra herzufallen.
    Ein einziger, schriller Schrei schien das menschliche Ohr fast zerspringen zu lassen.
    Dann begannen die Ghouls, in sich zusammenzusinken. Ihre Haut wurde brüchig und zerbröckelte. Die eben noch vor Angriffslust und Bosheit sprühenden Augen verloren ihren Glanz. Die Schatten der Vergangenheit wichen aus den Bergen.
    Das, was seit Menschengedenken umgegangen war, es existierte nicht mehr. Die Horden der Nacht hatte ihr Schicksal ereilt.
    Und die Hölle nahm das, was einst ihre Seelen waren, auf.
    Die letzte Stunde der Leichenfresser hatte geschlagen…
    Flüsternd begann Tina Berner, ein Gebet zu sprechen.
    ***
    Sie mußten sich schon einige komische Blicke gefallen lassen, als sie einige Zeit später zurück ins Hotel kamen. Aber da nicht nur die Gäste, sondern auch das Personal den Schrecken der Nacht selbst erlebt hatte, wurden sie nicht weiter belästigt.
    »Und was jetzt?« fragte Carsten Möbius, als sie alle ziemlich geschafft die Freitreppe zu ihren Zimmern emporschlichen, nachdem Professor Zamorra den andächtig lauschenden Hotelgästen ihr Abenteuer in kurzen Sätzen geschildert hatte.
    »Erst mal andere Kleidung!« bestimmte Zamorra, »und ein Bad. In einer Stunde treffen wir uns wieder. Ich habe nämlich einen Bärenhunger!«
    »Und ich?« wollte Carsten Möbius wissen. Denn so vergammelt er meist gekleidet war, im Verhältnis zu den Textilien, in denen die anderen drei nach dem Kampf mit den Ghouls rumliefen, sah er direkt landfein aus.
    »Du bezahlst in der Zeit die Spiegel!« hörte er Ullichs Stimme.
    Brummelnd zog Möbius das Scheckbuch.
    Tina Berner und Michael Ullich kamen gemeinsam die Freitreppe hinab. Dagegen war gar nichts einzuwenden. Auch nicht, daß sich Tina mit einer ziemlich durchsichtigen Bluse und einer engen Jeans reizend zurechtgemacht hatte.
    Aber wo hatte Michael bloß alle diese Klamotten her? Der schien wohl ein ganzes Warenlager an Satinjacken, Glitzer-T-Shirts und Leder-Jeans mit sich zu führen.
    »Hallo, du verhinderter Spät-Popper!« begrüßte Möbius den Freund bissig. »Kannst du nicht mal was Vernünftiges anziehen. Mußt du immer so rumlaufen, daß dir in jeder Disco und jedem Hotel all die schönen Girls nachgucken.«
    »Ist meine persönliche Note!« lächelte Ullich.
    »Ach, Unsinn!« schnaubte Möbius. »Wo gibt’s denn so was!«
    »Na, bei dir, mein lieber Carsten«, bemerkte Michael seelenruhig, »du trägst doch auch jeden Tag den gleichen, alten Jeans-Anzug spazieren, du kapitalistischer Prolet. Sag mal, nimmst du den auch nachts mit ins Bett?«
    Carstens Antwort war ein unartikuliertes Knurren.
    »Da wir aber von persönlichen Noten reden«, grinste Michael Ullich unverschämt. »Sie mal, wer da kommt!«
    »Und guck mal, was er anhat!« setzte Tina Berner hinzu.
    Da stöhnte Carsten Möbius tragikomisch auf.
    Denn auf der
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