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022

Titel: 022
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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über ihn, schwankend und offensichtlich immer noch verwirrt. Langsam hob er sein Schwert.
    „Nein! Hör auf! Nein!"
    Robert hatte dröhnende Kopfschmerzen und spürte Blut ihm über das Gesicht rinnen. Er konnte kaum erkennen, wo er war. Aber er hatte Eleanor schreien gehört.
    Er stand da und hielt das Schwert über Rogers Hals.
    „Roger!" Das war ein Schrei voller Entsetzen und Angst gewesen.
    Henry versuchte, Eleanor aufzuhalten, ehe sie dem Geschehen näher kommen konnte. Er wollte nicht zulassen, dass sie sah, wie Belesme Roger tötete, und wenn er sie gewaltsam zurücktragen musste. Sie entwischte ihm jedoch und rannte auf das Feld.
    Belesme drehte sich um und schaute einen Moment lang zurück. Roger rollte sich plötzlich zur Seite, stieß ihn gegen die Beine und brachte ihn zu Fall. Robert stürzte schwer, und Blut strömte ihm über Gesicht und Hals. Roger stemmte sich halb hoch und richtete sich dann schwankend auf. Er hob den „Rächer" und setzte das Schwert auf Belesmes Kehle. Roberts Augen ließen seinen Schmerz erkennen, als er zu Roger hochstarrte.
    „Ergibst du dich, Belesme?" krächzte Roger mit ausgedörrten Lippen.
    „Nein."
    Jeder Muskel tat Roger weh, und er war todmüde. Er hob das Schwert, hielt es über Belesmes Hals und brachte es für einen schnellen und letzten Stoß in die richtige Position.
    „Hab Gnade, lieber Herr! Hab Gnade!"

    Ehe Roger die Klinge nach unten stoßen konnte, um den achtjährigen Streit mit Belesme zu beenden, war Mabille vor ihm im Dreck auf den Knien, weinend und sich an den Saum seines Waffenrockes klammernd. Er zögerte, den Blick auf Robert de Belesme gerichtet. Er atmete tief ein und fragte ein letztes Mal: „Ergibst du dich, Robert?"
    „Er ergibt sich!" schrie Mabille. „Er ergibt sich!"
    „Nein", ächzte Belesme.
    „Du lieber Himmel." Roger hob den Kopf und sah Eleanor weißen Gesichtes neben sich stehen. Sie zitterte am ganzen Leibe. „Lea?"
    Ehe sie antworten konnte, war Mabille vorangekrochen und hatte Roberts Körper durch ihren geschützt. Und Courteheuse, beider Männer Lehnsherr, mischte sich ein, indem er sich auf das Feld zwängte und schrie: „Bist geschlagen, Robert. Ergib dich!"
    Belesme schloss die Augen und schluckte etwas Blut herunter. Langsam formten seine Lippen ein lautloses „Ja". Roger hob die Klinge höher und stieß sie mit solcher Macht herunter, dass sie kaum eine Handbreit von Roberts Halsschlagader entfernt vibrierend in der Erde stecken blieb. Mabille kreischte und rollte sich zur Seite.
    „Dann überlasse ich es Gott zu richten", sagte Roger schließlich. Er sah, dass Belesme die Augen aufriss, und hörte die erstaunten Ausrufe der ihn umgebenden Leute. Das in der Erde steckende Schwert als Stütze benutzend, beugte er sich über seinen besiegten Feind. „Brauchst du einen Priester, Robert?"
    „Nein, ich werde leben", flüsterte Belesme ächzend. Das Atmen kostete ihn Mühe, und das Sprechen war ihm beinahe unmöglich. Das geschwärzte Gras und die Erde waren von seinem Blut getränkt. Wieder schloss er die Augen, machte sie erneut auf und versuchte, den Blick auf Eleanor zu richten. „Nimm sie", krächzte er. „Die Sache zwischen dir und mir ist erledigt, Roger." Er holte noch mehr Luft und sammelte seine Kraft, ehe er fortfuhr: „Ich gebe dir Eleanor so zurück, wie ich sie bekommen habe. Sie hat mir nie beigelegen."
    Erstaunt starrte sie ihn an, unfähig zu glauben, dass er gelogen hatte, um es Roger zu erleichtern, sie zurückzunehmen. Sie hatte einen Kloß im Hals, der ihr das Sprechen unmöglich machte, und Tränen der Rührung flössen ihr ungehindert über die Wangen. Sie schaute zu Roger hin, der wartend dastand, und warf sich ihm dann in die Arme. Er presste sie an seinen blutigen Waffenrock, bis sie jedes Kettenglied seiner Rüstung spürte. Er zog den schweren Handschuh aus und strich ihr mit der ihr vertrauten Geste das Haar glatt.
    „Lea, ich bin gekommen, um dich heimzubringen."
    „Ja", flüsterte sie unter Tränen. „Ich hatte Angst, habe jedoch nie an dir gezweifelt."
    Dankbar presste sie die Wange an seine Schulter. „Barmherziger Gott, es ist vorbei."
    „Schhh", beschwichtigte Roger sie. „Für uns wird nie etwas vorbei sein, Lea. Wir haben ein gemeinsames Leben vor uns."

EPILOG
    Eleanor legte sich erschöpft zurück und sah matt den Mägden zu, die sich bemühten, nach der Geburt Ordnung zu schaffen. Ihr Körper tat noch immer von den Anstrengungen weh und fühlte sich nach dem
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