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022

Titel: 022
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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weiter", sagte er leise.
    „Lass uns ins Zelt gehen und warten. Die Sache wird früh genug vorbei sein, und dann kannst du dich um deinen Gatten kümmern."
    Gespannt beobachteten Roger und Belesme den Herold, als er einen roten Seidenschal hoch in die Luft hielt und ihn dann losließ. Beide würden angreifen, wenn der Schal die Erde berührte. Der Wind fing sich in ihm, und einen Moment lang schwebte er in der Luft, ehe er zu Boden sank. Roger atmete tief in der frischen Luft durch und hielt die Sporen stoßbereit.
    Er stieß mit ihnen in dem Augenblick zu, als er den Schal den Boden berühren sah.
    Sein Ross sprang voran und gewann an Schnelligkeit, bis es schließlich über die Länge des Turnierplatzes hinwegdonnerte. Die Erde schien unter den Hufen zu erbeben, als die beiden Männer sich beim ersten Durchgang begegneten. Roger sah die wirbelnde, mit Eisenspitzen besetzte Kugel auf ihn heruntersausen und hob den Schild, um den Schlag abzuwehren. Er hatte nicht mehr die Zeit, ihn zu erwidern, denn sogleich spürte er die Wucht von Belesmes Schlag. Die Kugel donnerte gegen seinen Schild und prallte ab. Er schwang seinen Streitkolben und verfehlte weit sein Ziel. Es kam ihm vor, als höre er Robert lachen.
    Eigenartigerweise schien der Schlag, den er mit seinem Schild abgefangen hatte, ihm einen klaren Kopf gegeben zu haben. Die Übelkeit, die er empfunden hatte, legte sich, desgleichen die schreckliche Anspannung. Jetzt war es ganz so, als sei er losgelöst von seinem Körper und als vernehme er eine Stimme, die ihm sagte, wie er zuschlagen, wie er parieren und wann er sich ducken müsse. Er bekam einen weiteren Schlag ab, ehe er einen anbringen konnte, und dieser riss ihm fast den Schild aus der Hand. Du lieber Himmel, Belesme ging aufs Ganze und hatte nicht vor, sich Zeit zu lassen! Roger riss sein Pferd für den nächsten Durchgang herum. Er musste Belesme zeigen, dass er genauso hart zuschlagen konnte, wenn er sich behaupten wollte.
    Robert wirbelte genau in dem Moment herum, als Roger ihn angriff, und die beiden Reiter wären fast zusammengestoßen. Roger setzte sein ganzes Gewicht hinter den Schlag und traf die Ecke von Belesmes Schild mit solcher Gewalt, dass der Graf schwankte und die Ecke des Schildes nach innen gebogen wurde. Roberts Augen glitzerten wütend. Und dann begannen die beiden Reiter, ernsthaft aufeinander einzudreschen, griffen an, zügelten die Pferde, rissen sie herum und parierten Schläge.
    Roger bekam eine Menge harter Schläge auf seinem Schild ab, weitaus mehr, als er austeilte, und sein linker Arm begann zu schmerzen. Er sehnte sich danach, Roberts weniger geschützte rechte Seite angreifen zu können, doch er wagte nicht, sich der größeren Reichweite seines Gegners ungeschützt darzubieten. Der Streitkolben war nicht die von ihm bevorzugte Waffe, und Belesme wusste das. Roger bekam erneut einen heftigen Schlag ab, der ihm seinen Schild mit einer solchen Wucht an den Brustkasten presste, die ihn fast aus dem Sattel schleuderte. Er holte hoch und sehr weit aus, eigentlich mehr, um das Gleichgewicht wiederzuerlangen, und hörte mehr, als er es sah, dass die Eisenkugel Belesmes Helm an der Seite traf. Einen Augenblick lang schwankte Robert gefährlich im Sattel, und aus der Menschenmenge ertönte ein allgemeines „Ah!". Doch dann richtete er sich wieder auf und ließ aus dem Bemühen, sich Zeit zu geben, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, sein Pferd für einen weiteren Angriff rückwärts gehen.
    Als er diesmal angriff, schlug er nicht nach Roger aus. Stattdessen passierte er an der Schildseite und beugte sich vor, um auf die Knie des großen Braunen einzuschlagen.
    Das Pferd brach in den Vorderläufen ein und wieherte vor Angst und Schmerz auf, während die Zuschauer „Gemein! Gemein!" schrien. Belesme konnte jedoch sein Pferd nicht rechtzeitig anhalten, um die sofort eingetretene Verwirrung zu nutzen, und musste den Durchgang fortsetzen.
    Roger fiel zur Seite und brachte es fertig, sich aus dem Weg zu bringen, ehe das Gewicht des Pferdes auf seinem Bein landete. Er riss „Rächer" aus der Scheide und wartete auf Belesmes nächsten Angriff. Der Wettstreit fand jetzt unter ungleichen Bedingungen statt. Roger war jetzt unberitten und Belesme imstande, vom Pferd aus mit dem schweren Streitkolben mit mehr Wucht auf ihn einzuschlagen. Er sprang zur Seite, hielt mit der Linken den Schild über sich, um den Schlag abzuwehren und den Kopf zu schützen, und den rechten Arm mit dem
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